Handyman Jack 07 - Todessumpf
herauspresse.«
Jack schaffte es nicht, den Schock, den er empfand, zu kaschieren. »Ich dachte, du wärest entsetzt, wenn du wüsstest, was ich getan habe.«
»Nein, Jack. Wahrlich entsetzlich war nur, dich in all den Jahren verloren zu haben. Selbst wenn du geschnappt worden wärest, hättest du auf kurzzeitige geistige Umnachtung oder etwas in dieser Art plädieren können und wärest mit einer kurzen Gefängnisstrafe davongekommen. Wenigstens hätte ich dann gewusst, wo du bist, und hätte dich besuchen können.«
»Ja, das wäre für dich vielleicht besser gewesen.«
Ein Aufenthalt im Knast, und wenn auch nur ein kurzer … undenkbar.
»Es tut mir Leid. Ich kann nicht mehr geradeaus denken.«
Jack konnte es noch immer nicht fassen. »Ich habe einen Menschen getötet, und du findest das ganz okay?«
»Was das Töten dieses Mannes betrifft, ja, das finde ich okay. Und ich empfinde noch viel mehr, ich …« Er schloss Jack in die Arme. »Ich bin stolz auf dich.«
Donnerwetter.
Jack hatte für Umarmungen wenig übrig, aber er schaffte es, die Geste seines Vaters zu erwidern. Dabei dachte er: Stolz. Stolz? Mein Gott, wie habe ich ihn nur so falsch einschätzen können.
Und erneut erinnerte er sich an Anyas Worte an jenem ersten Tag in Florida.
Glauben Sie mir, mein Freund, in Ihrem Vater steckt mehr, als Sie sich je haben träumen lassen.
Sie lösten sich voneinander und gingen ein paar Schritte auf Distanz.
Jack räusperte sich. »Wenn ich gewusst hätte, dass du so denkst, dann hätte ich dich vielleicht um Hilfe gebeten. Denn die hätte ich brauchen können. Und du hättest etwas tun können, anstatt darauf zu warten, dass die Polizei es für dich tut.«
Dad war sichtlich verletzt. »Woher willst du wissen, dass ich nichts getan habe? Woher weißt du, dass ich mich nicht mit einem Gewehr ins Gebüsch gesetzt, die Überführung beobachtet und darauf gewartet habe, ob noch einmal jemand eine solche Tat begeht?«
Jack schaffte es mit Mühe, ein schallendes Gelächter zu unterdrücken, aber lächeln musste er trotzdem. »Dad, du besitzt gar kein Gewehr. Noch nicht einmal eine Pistole.«
»Jetzt vielleicht nicht, aber damals hätte ich so etwas haben können.«
»Ja, stimmt.«
Sie standen einander gegenüber, und sein Vater starrte ihn an, als sähe er eine völlig neue Person vor sich. Schließlich streckte er ihm die Hand entgegen. Jack ergriff und drückte sie.
Dann gab sich Dad einen Ruck. »Ich weiß nicht, wie es mit dir steht, aber ich befinde mich kurz vor dem Verhungern. Sehen wir zu, dass wir endlich diese Omeletts fertig kriegen.«
»Fang du mit den Eiern an«, schlug Jack vor, »und ich kümmere mich um den Schinken.«
Ein guter Abend. Ein Abend der überraschenden, schockierenden Offenbarungen. So etwas hätte er niemals erwartet.
Er hätte sich wahrscheinlich noch mehr darüber freuen können, wenn er es geschafft hätte, Carl wie versprochen nach Hause zurückzubringen. Er fragte sich, wie es dem armen Kerl im Augenblick erging.
12
Carl blickte hinauf zu dem mit Sternen übersäten Himmel, dann auf die bizarren Schatten der Bäume ringsum, dann auf das Wasser der Lagune, überallhin, nur nicht zu den Lichtern. Zumindest bemühte er sich, nicht hinzuschauen. Aber so sehr er sich auch dagegen wehrte, sein Blick wanderte immer wieder zurück zum Schlundloch … und zu den Lichtern.
Sie hatten ihn hier auf den Erdboden gesetzt und mit dem Rücken gegen einen Stützpfosten einer der Indianerhütten gelehnt. Sie hatten ihm die Hände auf den Rücken fesseln wollen, als ihnen einfiel, dass er nur eine einzige Hand hatte. Daher hatten sie ihn mit einem dicken Strick um seine Arme und seinen Körper an den Pfosten gebunden.
Er hatte aufschnappen können, wie Semelee erwähnte, dass Jack ihre Muschel gefunden hatte, dass diese Angelegenheit aber bis zum nächsten Tag warten müsse. Was heute Abend geschähe, sei einfach zu wichtig.
Die Luft war warm und feucht und schwer genug, um die Frösche zum Schweigen zu bringen. Sogar die Grillen waren verstummt. Die Lagune und ihre Umgebung war stumm wie ein Grab.
Die Lichter waren kurz nach Einbruch der Dunkelheit erschienen. Es war ein Kaleidoskop seltsamer Farben und Schattierungen gewesen, wie er es noch nie zuvor irgendwo gesehen hatte. Daraufhin drängten alle zu dem Loch. Aber schon vorher war dort einiges im Gange gewesen. Luke und Corley und Udall und Erik hatten eine Art stählernes Dreibein über dem Loch aufgestellt. Oben
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