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Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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jedes Mal, wenn ich einen Gegner ausgeschaltet hatte, ein anderer in die Bresche sprang und das Funkgerät übernahm oder damit fortfuhr, das jeweilige Geschütz zu laden, und dann musste ich diese Leute ebenfalls ausschalten.«
    Jack nickte zögernd. Er begann zu begreifen. »Daher bist du dazu übergegangen, dich auf ihre Hardware zu konzentrieren.«
    »Genau. Hast du eine Ahnung, was ein Kaliber-.30-Stahlmantelgeschoss aus einem Funkgerät macht? Oder aus der Visiereinrichtung einer Haubitze?«
    »Ich kann es mir vorstellen.« Jack konnte sich sehr gut denken, welche Beschädigungen dies anrichtete. »Die Teile sind dann reif für den Schrottplatz und nicht mehr zu reparieren. Ihr habt doch damals M1er benutzt, richtig?«
    »Nicht wir Scharfschützen. Wir wurden an M1903A1ern mit achtfachem Zielfernrohr ausgebildet, und genau das habe ich auch später benutzt und so manchen Treffer auf tausend Meter gelandet.«
    Tausend Meter … dreitausend Fuß … jemanden zu töten, der mehr als eine halbe Meile entfernt war, das überstieg Jacks Vorstellungsvermögen. Er versuchte stets, bei seinen Jobs auf den Einsatz von Waffen zu verzichten, aber wenn sich die Notwendigkeit ergab, hatte er keine Hemmungen, sie zu benutzen. Gewöhnlich geschah es aus nächster Nähe und sozusagen von Mann zu Mann, und die Entfernung betrug nur selten mehr als zehn Meter.
    Tausend Meter …
    »Und mit welcher Munition hast du geschossen?«
    »Ich habe mir eine ganze Kiste Match M/2er organisiert und sie auf Halde gelegt.«
    Jack kannte diese Patronen nicht. »Wie viele Grains?«
    Dads Augen verengten sich. »Du schießt?«
    Jack zuckte die Achseln. »Ein wenig. Vorwiegend auf dem Schießstand.«
    »Vorwiegend?«
    »Vorwiegend.« Er wollte nicht näher auf diesen Punkt eingehen. »Also wie viele Grains?«
    »Hundertfünfundsiebzig Komma fünf.«
    Jack stieß einen Pfiff aus.
    »Ja.« Sein Vater nickte bestätigend. »Geht glatt durch dreißig Zentimeter Eichenholz. Hübscher kleiner Einschussradius. Diese Munition habe ich geliebt.«
    »Halte mich bitte nicht für morbid, aber … wie viele Gegner hast du getötet?«
    Dad schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Bei fünfzig habe ich aufgehört zu zählen.«
    Über fünfzig Tote … mein Gott.
    »Ich dachte, ich sei eine ganz wichtige Nummer«, erzählte Dad, »als entscheide das, was ich machte, den Kampf. Daher zählte ich anfangs jeden Treffer. Als ich dann aber bei fünfzig ankam, hatte es überhaupt keine Bedeutung mehr. Ich wollte einfach nur nach Hause.«
    »Wie lange warst du an der Front?«
    »Nicht allzu lange – fast die ganze zweite Jahreshälfte von 1950. Ich kam mit dem Truppentransport im August nach Pusan und geriet in einen Riesenschlamassel, weil die Einheiten der Armee ihren Job nicht ordentlich gemacht hatten. Mitte September ging es dann weiter nach Inchon, wo ich mit dem Fünften Regiment landete. Bis zum Ende des Monats hatten wir uns nach Seoul durchgekämpft, hatten die Stadt zurückerobert und sie den Südkoreanern zurückgegeben. Wir dachten, das war’s. Wir hatten das Land befreit, hatten die nordkoreanischen Kommunisten über den achtunddreißigsten Breitengrad zurückgetrieben. Job erledigt, Zeit heimzukehren. Aber nein.«
    Dad zog das letzte Wort in die Länge, so dass Jack an John Belushi erinnert wurde. Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht, um ein Lächeln zu verstecken.
    »Nein, MacArthur hatte die grandiose Idee, weiter nach Nordkorea zu marschieren, damit wir das Land wiedervereinigen konnten. Und dann standen wir plötzlich den Rotchinesen gegenüber. Das war ein Haufen Verrückter. Keine Achtung vor dem Leben, nicht vor ihrem eigenen und nicht vor dem anderer. Sie warfen sich uns in regelrechten Wellen aus Leibern entgegen.«
    »Vielleicht war das, was sie in der Heimat erwartete, wenn sie ihren Befehlen nicht gehorchten, schlimmer als euch anzugreifen.«
    »Schon möglich«, sagte Dad leise. »Schon möglich.« Er schien in seiner Jacke zu frösteln. »Falls es einen kälteren Ort auf der Erde gibt als die Berge von Nordkorea, dann will ich ihn niemals kennen lernen. Es war kalt im Oktober, aber als der November anbrach … bewegten sich die Tagestemperaturen bei null Grad, aber nachts ging es runter bis auf minus zwanzig Grad, dazu kamen Stürme mit sechzig, siebzig Stundenkilometern. Man wurde einfach nicht warm. Es war so verdammt kalt, dass das Fett in den Waffen gefror und man nicht mal schießen konnte. Finger und

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