Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Zehen und Nasen fielen vom Frost zerfressen ab.« Er sah Jack an. »Vielleicht ist das die psychologische Erklärung dafür, dass ich hierher gezogen bin: um nie wieder frieren zu müssen.«
    Mein Gott, es klang wie ein Albtraum. Jack erkannte sehr wohl, dass dieses Thema seinen Vater zutiefst aufwühlte, aber er brauchte Antworten auf ein paar weitere Fragen. Er deutete auf die Ordensschatulle, die noch in der Kassette lag.
    »Was ist da drin?«
    Dad rutschte verlegen hin und her. »Nichts.«
    Jack griff in die Kassette und holte die Schatulle heraus. »Dann hast du sicherlich nichts dagegen, wenn ich sie mal öffne.« Er tat es und hielt zwei Medaillen hoch. »Wo hast du die denn bekommen?«
    Dad seufzte. »Am gleichen Ort und am gleichen Tag: 28. November 1950, am Chosin-Stausee in Nordkorea. Die chinesischen Kommunisten deckten uns heftig ein. Die Menschenmassen, die sie uns entgegenwarfen, schienen nicht zu versiegen. Ich hatte eine gute Position, als ich sah, wie schätzungsweise zwei Kompanien Rote Anstalten machten, dem Fünften in die Flanke zu fallen. Ich hatte eine Menge Munition mitgenommen und schaltete jeden Offizier aus, den ich sehen konnte. Jeden, der eine ausholende Armbewegung machte oder aussah, als riefe er einen Befehl, der von den ihn umgebenden Leuten befolgt wurde. Jedes Funkgerät, das ich ausmachen konnte, bekam einen Treffer. Schon bald herrschte ein totales Durcheinander bei ihnen, sie stolperten nur noch ziellos durch die Gegend. Es hätte sicherlich sehr viel vergnüglicher sein können, wenn es wärmer gewesen wäre und wenn meine gesamte Division nicht so gut wie völlig aufgerieben worden wäre. Trotzdem, so versicherten sie mir, habe ich an diesem Tag eine ganze Menge Leben gerettet.«
    »Ganz allein … du hast ganz allein zwei chinesische Kompanien ausgeschaltet?«
    »Ich hatte anfangs ein wenig Hilfe durch meinen Beobachter, aber Jimmy bekam schon ziemlich früh einen Kopfschuss ab, und danach war ich ganz allein.«
    Dad schien auf seine Tat nicht besonders stolz zu sein, aber Jack konnte nichts als staunen. Dieser sanfte, schmächtige Mann, den er sein ganzes Leben lang kannte und den er immer als Paradebeispiel für einen typischen Vertreter der Mittelschicht gehalten hatte, war als Soldat ein eiskalter Scharfschütze gewesen.
    »Du warst ein Held.«
    »Eigentlich nicht.«
    Jack hielt den Silver Star hoch. »Dieser Orden sagt etwas anderes. Ganz bestimmt hattest du in dieser Situation Angst.«
    »Natürlich hatte ich die. Ich hätte mir damals fast in die Hosen gemacht. Ich war mit Jimmy befreundet gewesen, und er lag tot neben mir. Ich saß in der Falle. Sie machten keine Gefangenen, und wenn ich mich ergeben hätte, wer weiß, was sie mit mir getan hätten, weil ich ihre Offiziere getötet hatte. Also blieb ich in meinem Versteck und dachte nur daran, so viele von ihnen mitzunehmen, wie ich konnte.« Er zuckte die Achseln. »Und weißt du, so viel Angst vor dem Sterben hatte ich gar nicht, als ich mir klar machte, wie schnell es bei Jimmy gegangen war. Ich kannte damals deine Mutter noch nicht, ich hatte keine Kinder, die ich hätte versorgen müssen. Und wenigstens wäre mir dann nicht mehr so kalt gewesen. In diesem Augenblick erschien mir zu sterben nicht unbedingt als das Schlimmste, was mir passieren konnte.«
    Es gab wirklich Dinge, die schlimmer waren als der Tod … Jack konnte das nachvollziehen. Aber da war noch das Purple Heart, das einer näheren Erläuterung bedurfte. Jack nahm den Orden aus der Schatulle.
    »Und was ist mit dieser Medaille?«
    Dad deutete auf die linke Seite seines Unterleibs. »Dort hat mich ein Granatsplitter erwischt.«
    »Mir hast du immer erzählt, es sei eine Blinddarmnarbe.«
    »Nein. Ich habe erklärt, dort sei die Stelle, wo mir der Blinddarm herausgenommen wurde. Und genau das haben sie auch getan. Als sie den Splitter suchten, stellten sie fest, dass er meinen Blinddarm verletzt hatte, daher entfernten sie ihn zusammen mit dem Splitter. Irgendwie haben sie es dann geschafft, mich nach Hungnam zu bringen, wo sie mich für eine Woche an einen Penicillintropf hängten. Und damit war der Krieg für mich zu Ende.«
    Jack sah seinen Vater an. »Warum hast du all das für dich behalten? Oder bin ich der Einzige, der darüber nicht Bescheid wusste?«
    »Nein, jetzt bist du der Einzige, der Bescheid weiß.«
    »Warum hast du mir das alles nicht schon früher erzählt, zum Beispiel als ich acht oder zehn war?«
    Als Kind hätte er es

Weitere Kostenlose Bücher