Handyman Jack 07 - Todessumpf
aufrichtig Leid, aber …«
»Verlust? Welcher Verlust? Sie reden, als ob mein Vater gestorben wäre.«
Ein weiteres Blinzeln – diesmal ausgesprochen hektisch. »Meinen Sie damit, er ist es nicht?«
»Verdammt richtig, er ist nicht gestorben. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Im Augenblick geht es ihm zwar nicht besonders gut, aber tot ist er nicht.«
Das alte Ehepaar machte jetzt einen ausgesprochen unbehaglichen Eindruck. Sie starrten zur Decke oder auf den Teppich, im Grunde überall hin, nur nicht zu Jack.
»Du liebe Güte«, sagte die junge Frau. »Mir wurde mitgeteilt, er sei gestorben.«
»Selbst wenn es so wäre, was heißt das dann? Was tun Sie hier?«
»Ich habe diesen Leuten das Haus gezeigt …«
Die Wut überkam ihn wie ein Tritt in den Magen. Aasgeier!
»Sie haben das Haus gezeigt? Woher nehmen Sie die Dreistigkeit, dieses Haus irgendwem zu zeigen? Es gehört ihm, bis er es verkauft.«
Ein weiteres Straffen der Schultern, diesmal begleitet von einem trotzigen Heben des Kinns. »Offensichtlich sind Sie mit den Gepflogenheiten in den Gateways-Siedlungen nicht vertraut.«
»Offensichtlich nicht. Aber ich werde mich kundig machen. Bis dahin …« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter, » …raus!«
»Aber …«
»Raus!«
Sie stolzierte hoch erhobenen Hauptes durch die Haustür. Das alte Ehepaar wieselte hinter ihr her.
»Es tut mir Leid«, sagte die alte Dame und blieb kurz stehen.
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Jack zu ihr.
Sie legte eine faltige Hand auf seinen Arm. »Ich hoffe, Ihr Vater kommt bald wieder auf die Beine.«
»Vielen Dank«, sagte er und kam sich plötzlich vor wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen worden war.
Er schloss hinter ihnen die Tür und lehnte sich dagegen. Er hatte ganz und gar überreagiert. Doch er tröstete sich damit, dass es nur ein Ausdruck seiner Frustration gewesen war, dass er sich im Augenblick mit unzähligen Fragen herumschlug, auf die er keine Antworten fand. Keine einzige gottverdammte Antwort.
Ein schlechter Tag. Und es war erst Mittag.
Er wandte sich gerade von der Tür ab, als er ein Klopfen hörte. Er zählte im Stillen bis drei, nahm sich vor, diesmal ein wenig behutsamer zu sein, wenn er der Maklerin erklärte, wo sie sich ihre Provision hinstecken könne, und zog die Tür auf.
Aber statt der jungen Dame stand Anya vor ihm. Sie hielt ihm einen vertrauten, mit Klebeband umwickelten FedEx-Karton vor die Nase.
»Das ist angekommen, während Sie unterwegs waren«, sagte sie. »Ich habe den Empfang quittiert.«
Ah. Seine Glock und seine Ersatzwaffe. Jetzt fühlte er sich wieder im Vollbesitz seiner Kräfte und Möglichkeiten.
»Danke.«
»Es ist aber schwer«, sagte die alte Dame. »Was haben Sie da drin? Blei?«
»So könnte man es ausdrücken. Kommen Sie herein. Drinnen ist es kühler.«
»Ich kann nicht bleiben. Waren Sie schon im Krankenhaus?«
Jack nickte. »Keine Veränderung.« Er überlegte, ob er sie nach der Dose am Stock hinter dem Kopfende des Bettes seines Vaters fragen sollte, entschied jedoch, sich diese Frage für später aufzusparen. »Wollen Sie hin?«
Sie nickte. »Ich dachte, ich setze mich für eine Weile zu ihm.«
Was für eine tolle alte Lady. »Ich fahre Sie hin.«
Sie winkte ab. »Ich habe bereits ein Taxi bestellt.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich bin bald wieder zurück. Cocktails gibt es um fünf, wenn Sie Zeit und Lust haben.«
Er konnte sie nicht zweimal enttäuschen und ihre Einladung ablehnen. »Das ist ein Wort.« Jack fiel noch etwas ein. »Übrigens, wer ist hier eigentlich der Obermacker?«
»Sie meinen bei Gateways?«
»Ja. Der Generaldirektor oder geschäftsführende Direktor oder Aufsichtsratsvorsitzende oder wie immer Sie ihn nennen mögen. Wer leitet diese ganze Show?«
»Das dürfte Ramsey Weldon sein. Sie finden ihn im Verwaltungsgebäude. Sie können es nicht verfehlen. Es ist der Glaskasten rechts neben dem Golfplatz. Warum?«
»Ich denke, ich sollte mich mal mit ihm unterhalten«, sagte Jack.
8
Das Verwaltungsgebäude entsprach im Großen und Ganzen Anyas Beschreibung: ein kleines, würfelförmiges Bauwerk, mit verspiegeltem Glas verkleidet. Während Jack aus seinem Wagen stieg, sah er einen hoch gewachsenen, elegant und würdevoll wirkenden Mann eine viertürige Limousine klassischer Machart aufschließen. Der Mann musste in den Fünfzigern sein, hatte längeres schwarzes Haar, das sich an den Schläfen bereits grau färbte. Er trug einen
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