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Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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gebrochenes Herz mehr, kein Nichts.
    Sie lag dort im Sand, die Augen geschlossen. Die Sonne war so grell, dass sie durch ihre Augenlider brannte und sie störte. Sie hatte vergessen, ihre Sonnenbrille mitzunehmen, aber sie besaß diese beiden Muschelhälften an der Lederschnur um ihren Hals. Sie hatten genau die richtige Größe, um ihre Augen zu bedecken. Es wäre genauso, als läge sie auf einer Sonnenbank.
    Während sie sich aufrichtete, um die Lederschnur aufzuknoten, sah sie über sich die Möwen segeln und wünschte sich, sie hätte Schwingen wie sie, damit sie wegfliegen könnte.
    Sie ließ sich in den Sand zurücksinken und legte sich die Muschelhälften auf die Augen …
    Was?
    Sie nahm schnell wieder die Muscheln von den Augen und setzte sich auf.
    Was war da gerade passiert?
    Sie hatte die Muscheln auf die Augen gelegt und erwartet, schwarz zu sehen. Aber stattdessen hatte sie weiß gesehen … weißen Sand … und sie hatte darüber geschwebt und hinuntergeschaut auf ein Mädchen, das im Sand lag … ein Mädchen, mit Muscheln auf den Augen.
    Semelee legte sich die Muscheln wieder auf die Augen, und plötzlich blickte sie auf ein Mädchen, das im Sand saß – ein Mädchen mit feuerwehrroten Haaren.
    Das bin ich!
    Sie nahm die Muscheln weg und schaute hoch. Eine Möwe schwebte über ihr, offensichtlich in der Erwartung, dass sie ein Sandwich auspackte und ihr ein oder zwei Brocken zuwarf.
    Sie begann zu experimentieren und stellte fest, dass sie durch die Augen jedes Vogels am Strand blicken konnte. Sie konnte in den Sturzflug gehen, konnte in der Luft stehen bleiben, konnte einen Fisch dicht unter der Wasseroberfläche erkennen und darauf zuschießen und ihn mit dem Schnabel packen. Dann entdeckte sie, dass sie durch die Augen der Fische schaute. Sie konnte zwischen den Felsen und Korallen umherschwimmen und so lange sie wollte unter Wasser bleiben, ohne zum Luftholen auftauchen zu müssen.
    Es war wunderbar. Sie verbrachte den Rest des Tages damit, ihre neuen Fähigkeiten zu testen. Schließlich, nachdem die Sonne untergegangen war, kehrte sie nach Hause zurück. Eigentlich wollte sie nicht dorthin zurück, sie wollte nie mehr das Gesicht ihrer Mutter sehen, aber es gab keinen anderen Ort, wo sie hätte bleiben können.
    Als Semelee die Tür des Wohnwagens öffnete, war Mami in Tränen aufgelöst und entschuldigte sich unausgesetzt. Sie sagte, sie hätte ihre Worte nicht so gemeint, sie hätte sich nur so sehr geärgert und hätte dummes Zeug geredet. Aber Semelee wusste genau, was die Wahrheit war. Mami hatte das ausgesprochen, was sie tief in ihrem Herzen empfand, und jedes Wort war auch so gemeint, wie sie es ausgesprochen hatte.
    Doch Semelee machte es nichts mehr aus. Sie hatte geglaubt, ihre Welt wäre untergegangen, jetzt wusste sie, dass das Leben für sie erst richtig begann und die Welt sich für sie erneuert hatte. Sie wusste, dass sie etwas Besonderes war. Sie war jetzt zu etwas fähig, wozu niemand anders fähig war. Sie konnten sich über sie lustig machen, sie verspotten, aber niemand konnte ihr mehr wehtun.
    Sie war etwas Besonderes.
    Aber jetzt hatte sie eine ihrer Muscheln verloren. Ohne die Muscheln würde sie auch nichts Besonderes mehr sein. Sie wäre wieder ein Niemand.
    Semelee krampfte die Hände um den Bootsrand, so dass ihre Knöchel schneeweiß wurden. »Mir ist gerade ein schrecklicher Gedanke gekommen, Luke. Was wäre, wenn ich die Muschel in diesem Krankenzimmer verloren hätte?«
     
     

6
     
    Als Jack fast eine Stunde nach seinem Weggang in das Zimmer seines Vaters zurückkehrte, hatte er denkbar schlechte Laune. Er hätte die Autovermietung anrufen können, damit jemand herauskam und den Reifen wechselte, hatte diese Möglichkeit aber verworfen. Er hatte keine Idee, wo er sich befand, wie hätte er also erklären können, wo man ihn finden könne?
    Darum hatte er selbst den Reifen gewechselt. Das war keine große Aktion gewesen. Er hatte schon viele Reifen gewechselt, doch gewöhnlich auf Asphalt. Diesmal war der Wagenheber immer wieder im Sand eingesunken oder weggerutscht und hatte seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Dann hatten sich die Wolken verzogen, so dass die Sonne hervorkam und ihn bei lebendigem Leib briet. Aber all das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn sich die Moskitos nicht ausgerechnet seine Haut als Picknickplatz ausgesucht hätten. Noch nie in seinem Leben hatte er so viele Moskitos auf einmal gesehen. Jetzt sahen seine Unterarme wie rotes

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