Handyman Jack 07 - Todessumpf
milchkaffeebraunen sommerlichen Seidenanzug, der zur Farbe seines meisterlich restaurierten Automobils vollkommen passte: zweifarbig – weiß auf braun – mit großen Weißwandreifen.
»Träume ich«, sagte Jack, »oder ist das wirklich ein 1956er Chrysler Crown Imperial?«
Der Mann lächelte nachsichtig, und in seiner Stimme lag ein Anflug von Ungeduld.
»Es ist ein Crown Imperial, das ist richtig, aber kein Chrysler. Diesem Irrtum unterliegt fast jeder. Chrysler hat den Imperial im Jahr 1954 als eigene Luxusmarke gestartet. Dieses Baby hier kam zwei Jahre später auf den Markt.«
»Er ist bildschön«, sagte Jack mit aufrichtiger Bewunderung.
Er fuhr mit einer Hand über die geschwungene Form des hinteren Kotflügels bis zu den separaten Rücklichtern, die wie kleine rote Suchscheinwerfer aufragten. Der verchromte Kühlergrill funkelte ein Zahnlückengrinsen. In der auf Hochglanz polierten Oberfläche erkannte er sein eigenes Spiegelbild.
Lieber Gott, er wünschte sich sehnlichst, ein solches Prachtstück als fahrbaren Untersatz benutzen zu können. Aber das Modell war viel zu auffällig. Das Letzte, was er sich wünschte, war, dass die Leute auf ihn aufmerksam wurden, wenn er in der Gegend herumkutschierte. Deshalb hatte er sich auch von Ralph, seinem alten 1963er Corvair Convertible, getrennt. Ständig hatten ihn die Leute angehalten und darüber ausgefragt.
»Haben Sie ihn selbst restauriert?«
»Ja, das ist eins meiner Hobbys. Zwei Jahre habe ich dazu gebraucht. 1956 wurden weniger als elftausend Imperiais hergestellt, und nur hundertsiebzig davon waren Crowns. Dieser hat übrigens noch den Originalmotor – eine 5,8 Liter Hemi V-8-Maschine.«
»Das nenne ich Drehmoment.«
»Ja, stimmt. Das hat er wirklich.« Er sah Jack fragend an. »Ich nehme an, Sie sind zu Besuch hier.«
»Ja, in gewisser Weise. Mein Vater liegt im Krankenhaus, im Koma, und …«
»Sind Sie Toms Sohn? Der arme Mann. Wie geht es ihm?«
Jack war überrascht, dass sein Gegenüber so gut Bescheid wusste. »Nicht so gut. Kennen Sie ihn denn?«
Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. »Ramsey Weldon. Ich bin der Direktor von Gateways South.«
»Was für ein Zufall«, sagte Jack und schüttelte ihm die Hand. »Zu Ihnen wollte ich gerade.«
»Ich wette, ich weiß auch weshalb. Ich bekam einen Anruf von unserer Verkaufsabteilung. Es scheint, als wäre meine Mitarbeiterin falsch über Ihren Vater informiert worden. Die erste Meldung aus dem Krankenhaus besagte, dass er den Unfall nicht überlebt hätte. Ich bedauere dieses Missverständnis außerordentlich.«
»Okay«, sagte Jack. »Das mit der Falschinformation kann ich nachvollziehen, aber was fällt ihr ein, das Haus sofort auf die Verkaufsliste zu setzen und potenzielle Käufer zu suchen?«
»Sie hat – irrtümlich – angenommen, das Haus sei Eigentum von Gateways.«
»Wie kann sie denn auf eine solche Idee kommen?«
Weldons Augenbrauen ruckten hoch. »Beim Tod des Eigentümers – oder der Eigentümer – fällt das Haus zurück an Gateways.«
»Das ist ein Scherz.«
Weldon schüttelte den Kopf. »So sind die Gepflogenheiten. Ungewöhnlich ist das nicht. Zahlreiche dieser gehobenen Einrichtungen arbeiten nach dem gleichen Prinzip.«
»Ich kann nicht glauben, dass mein Vater einen derartigen Vertrag unterschrieben haben soll.«
»Warum nicht? Der Erwerb des Hauses und des Pflegerechts garantiert ihm nicht nur eine Bleibe, sondern auch beste Betreuung und die Versorgung vom ersten Tag seines Einzugs bis zu seinem Ableben, gleichgültig wie lange es dauert. Mitglieder einer Gateways-Gemeinschaft fallen ihren Angehörigen niemals zur Last. ›Was machen wir mit Papa?‹ oder ›Wer kümmert sich um Mama?‹, das sind Fragen, die in ihren Familien niemals gestellt werden müssen.«
Ein verlockender Anreiz, dessen überzeugende Darstellung den gewieften Verkaufsstrategen verriet. Jack erkannte durchaus, wie überzeugend dieser Punkt gerade auf jemanden wie seinen Vater gewirkt haben musste, der einen ausgeprägten Stolz besaß und zeit seines Lebens immer darauf geachtet hatte, in allem unabhängig zu sein.
»Niemals«, fuhr Weldon fort, »wird Ihr Vater seinen Kindern eine Bürde sein. Und Sie brauchen wegen ihm auch niemals ein schlechtes Gewissen zu haben, denn Sie können beruhigt davon ausgehen, dass bestens für ihn gesorgt wird.«
»Vielleicht geht es mir weniger um ein schlechtes Gewissen, das ich haben könnte – nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich
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