Handyman Jack 07 - Todessumpf
zuständig …«
»Ich kenne Inez. Ihr Vater ist wirklich in guten Händen bei ihr.«
»Das tröstet mich. Aber mich interessiert sein Gesundheitszustand vor dem Unfall.«
Jack glaubte spüren zu können, wie Dr. Harris plötzlich in Abwehrposition ging. »In welcher Hinsicht?«
»Nun, ich würde gerne wissen, ob es irgendetwas gab, das diesen Unfall begünstigt haben könnte oder das erklären würde, weshalb er so spät noch mit dem Auto unterwegs war.«
Dr. Harris beugte sich vor und streckte Jack mit auffordernder Geste eine Hand über den Schreibtisch entgegen.
»Haben Sie einen Ausweis bei sich?«
»Wie bitte?« Damit hatte Jack nicht gerechnet. »Weshalb?«
»Um zu beweisen, dass Sie der sind, als der Sie sich ausgeben.«
Jack wusste, dass er damit nicht dienen konnte. Seine sämtlichen Ausweise lauteten auf den Namen John Tyleski. Er besaß keinerlei Papiere mit seinem richtigen Nachnamen.
»Ich muss beweisen, dass ich der Sohn meines Vaters bin? Warum um alles in der Welt …?«
»Der Patient hat ein Anrecht auf die ärztliche Schweigepflicht. Normalerweise rede ich unter keinen Umständen ohne ausdrückliche Erlaubnis des Patienten über seine Krankenakte, noch nicht einmal mit einem Ehepartner. Aber da dieser Patient nicht in der Lage ist, seine Erlaubnis zu geben, wäre ich bereit, bei einem direkten Angehörigen eine Ausnahme zu machen – falls Sie wirklich ein solcher Angehöriger sind.«
Da Jack keinen Ausweis vorlegen konnte, schaffte er es vielleicht, den Arzt gesprächsweise von der Rechtmäßigkeit seiner Bitte zu überzeugen.
»Warum sollte mich sein Zustand interessieren, wenn ich gar nicht sein Sohn wäre?«
»Sie könnten Anwalt sein oder von einem Anwalt engagiert worden sein, der nach Möglichkeiten sucht, eine Klage anzustrengen.«
»Eine Klage? Weshalb das denn?«
»Zum Beispiel im Namen von jemandem, der bei dem Unfall verletzt wurde.«
»Aber mein Vater war das einzige Unfallopfer.«
Dr. Harris zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Ich habe keinerlei Informationen über den Unfall. Ich weiß, dass die Leute in dieser Region aus den geringsten Anlässen vor Gericht ziehen. Sie entwickeln dabei erstaunliche Abzocker-Qualitäten. Kunstfehlerprozesse sind der absolut letzte Schrei. Die Leute sind zwar nicht in der Lage, eine ordnungsgemäße Präsidentenwahl durchzuführen, aber sie wissen genau, an welchen Anwalt sie sich wenden müssen, um Geld aus einem verstauchten Zeh herauszuholen.«
Er sah, dass Dr. Harris bei diesem Thema richtig in Rage geriet.
»Also ich versichere Ihnen, dass ich kein Anwalt bin. Ich kann mich noch nicht mal erinnern, wann ich das letzte Mal mit einem gesprochen habe – das heißt, wenn Sie meinen Bruder nicht mitzählen, der als Richter in Philadelphia arbeitet.«
Vielleicht besänftigt ihn das, dachte Jack.
Keine Chance.
»Andererseits«, meinte Dr. Harris, »könnten Sie ein Betrüger sein, der darauf aus ist, irgendeine windige Geschichte durchzuziehen.«
»Welche, zum Beispiel?« Jack war auf die Antwort gespannt.
Der Arzt hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber in Florida gibt es pro Quadratmeile mehr Betrüger als in jedem anderen Bundesstaat.«
»Ich bin kein Betrüger« – zumindest heute nicht – »und ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Ehrlich gesagt, Sie haben es geschafft, dass ich mir jetzt sogar ernste Sorgen mache. Was ist bei ihm nicht in Ordnung, worüber Sie mich nicht informieren wollen? Was verschweigen Sie?«
»Absolut nichts.« Dr. Harris bewegte die Finger seiner noch immer fordernd ausgestreckten Hand. »Wir vergeuden nur wertvolle Zeit. Zeigen Sie mir irgendeinen Ausweis, und ich erzähle Ihnen, was ich weiß.«
Scheiße.
»Ich habe keinen bei mir. Ich habe ihn im Haus meines Vaters liegen gelassen.«
Dr. Harris’ Gesichtszüge verhärteten sich. Er schüttelte den Kopf und erhob sich. »Dann kann ich nichts für Sie tun, fürchte ich.« Er drückte auf einen Knopf an seiner Sprechanlage. »Die Schwester wird Sie hinausbegleiten.«
»Na schön«, sagte Jack und stand ebenfalls auf. »Würden Sie wenigstens Dr. Huerta anrufen und ihr mitteilen, was Sie wissen?«
Eine solche Möglichkeit hatte Dr. Harris offenbar nicht in Erwägung gezogen.
»Ich … nun ja, natürlich. Das kann ich tun. Ich spreche heute Nachmittag mit ihr.«
So enttäuscht und besorgt er auch war, so musste Jack der Berufsauffassung dieses Arztes doch allen Respekt zollen. Er zwang sich zu einem Lächeln und gab ihm die
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