Handyman Jack 07 - Todessumpf
eingerieben und briet in der Sonne.
Oyv lag zusammengerollt neben ihr. Er kläffte einmal, als Jack vom abgestorbenen Gras am Haus seines Vaters auf Anyas saftigen grünen Rasen trat, dann entspannte er sich wieder.
»Ich habe schon ohne Sie angefangen, Schätzchen«, sagte sie. »Holen Sie sich einen Stuhl und schenken Sie sich ein.«
»Gekühlter Rotwein«, meinte Jack. »Ich glaube, so habe ich ihn noch nie getrunken.«
»Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie ein Weinkenner sind.«
Jack schüttelte den Kopf. »Eher wohl ein Bierkenner – ich könnte einen Cabernet nicht von einem Merlot unterscheiden, ohne aufs Etikett zu schauen.«
»Das freut mich zu hören. Wahrscheinlich haben irgendwelche Leute Ihnen mal erzählt, dass der einzige Wein, den man gekühlt trinken sollte, ein weißer oder ein Rose ist. Glauben Sie mir, mein Freund, das ist dämliches Gefasel. Dies hier ist ein Côtes du Rhone. Er kommt übrigens aus Frankreich.«
»Tatsächlich?«
»Wahrscheinlich erwarten Sie, dass eine alte Schachtel wie ich sich für Whisky Sour oder Manhattan-Cocktails begeistert. Aber wenn Sie mich fragen, so trifft ein Glas gekühlter Côtes du Rhone oder Beaujolais an einem Sommertag wie diesem genau ins Schwarze. Versuchen Sie mal, vielleicht mögen Sie’s. Wenn nicht, dann tut es mir Leid, aber was anderes wird in der Casa Mundy nicht serviert. Wenn Sie ein Bier wollen, dann müssen Sie Ihr eigenes mitbringen. Ich hab’s nicht so mit dieser kohlensäurehaltigen Hopfen-und-Malz-Brühe.«
Daher schenkte sich Jack ein Glas ein, und er wollte verdammt sein, wenn es nicht, wie Anya es so treffend ausgedrückt hatte, bei ihm ebenfalls voll ins Schwarze traf.
»Nicht übel.«
Er zog sich einen Liegestuhl zur anderen Seite des Tisches mit dem Eiskübel.
»Wie kommt es, dass Sie die Einzige sind, die meinen Vater besucht? Hat er keine anderen Freunde?«
»Er hat jede Menge Freunde. Aber die haben wahrscheinlich keine Ahnung von seinem Missgeschick. Ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der darüber Bescheid weiß, und ich rede nicht mit sehr vielen Leuten.«
»Wie haben Sie es denn erfahren?«
»Als ich am Dienstagmorgen sah, dass sein Wagen nicht vor dem Haus stand, habe ich die Polizei angerufen und mich erkundigt, ob irgendwo ein Unfall passiert sei. Sie reagierten ziemlich misstrauisch, bis ich ihnen erklärte, weshalb ich anrief. Dann erzählten sie mir von Ihrem Vater, daher bin ich gleich ins Krankenhaus gefahren, um nach ihm zu sehen.«
»Sollten Sie seine vielen Freunde nicht informieren?«
»Warum? Damit sie ein paar welke Blumen schicken und herkommen und ihn anstarren wie das achte Weltwunder? Das würde Tom nicht wollen.«
Nein, das würde ihm wirklich nicht gefallen. Jack vermutete, dass sie seinen Vater trotz allem doch recht gut kannte.
So saßen sie zusammen, tranken Wein und verfolgten, wie die Sonne im Westen unterging.
»Sollen wir nicht lieber reingehen?«, fragte Jack, nachdem sie als glühender Ball hinter den Baumwipfeln in der Ferne verschwunden war. Er sah auf die Uhr. 19:10. »Die Moskitoschwadron macht sich bestimmt schon startbereit.«
»Und?«
»Mögen Sie es etwa, von Moskitos zerstochen zu werden?«
»Wollen Sie diesen armen Weibchen ihr bisschen Nahrung verweigern?«
»Weibchen?«
»Nur die weiblichen Moskitos stechen. Die Männchen bevorzugen Nektar.«
»Ob Männchen oder Weibchen, ich bin nicht scharf darauf, den Moskitos als lebendiges Büfett zu dienen.«
Sie winkte lässig ab. »Kein Grund zur Sorge. Sie werden Sie hier nicht belästigen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich es ihnen nicht gestatte.«
Ooookay, Lady, dachte Jack. Wenn Sie das sagen.
Aber sie saßen tatsächlich ohne einen einzigen Mückenstich bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen.
Als die Flasche Côtes du Rhone geleert war, drapierte sich Anya eine fuchsiarote Bluse um die Schultern, erhob sich und sah ihn auffordernd an.
»Kommen Sie rein, Schätzchen. Ich mache Ihnen was zu essen.«
Da er kein besseres Angebot hatte, willigte Jack ein.
Verblüfft blieb er stehen, nachdem er eingetreten war. Nach seinem Dafürhalten war die Vegetation draußen schon ziemlich üppig, aber was er im Haus erblickte, war ein Minidschungel aus eingetopften Pflanzen und Bäumen, die überall auf dem Fußboden verteilt waren. Grüne Ranken spannten sich zwischen ihnen und wanden sich an den Wänden hoch. Er erkannte hier einen Feigenbaum, dort einen Paradiesvogel und daneben einen Gummibaum, aber alles andere
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