Handyman Jack 07 - Todessumpf
auf einen Verfolger hingedeutet hätte, daher schrieb er dieses Gefühl der Tatsache zu, dass er sich auf unbekanntem Terrain bewegte.
Er hatte sich dem Ambulanzgebäude von hinten genähert, wo es weniger hell war, und die Luft angehalten, während er das Fenster hochschob, jederzeit bereit, die Flucht zu ergreifen, falls es doch mit einer Alarmanlage gesichert war, von der er bei seinem Besuch am Tag nichts bemerkt hatte. Aber kein Laut erklang.
Wenn er es sich recht überlegte, war das durchaus logisch. Warum sollte man sich mit zusätzlichen Kosten belasten und alle Gebäude elektronisch sichern, wenn man eine lebendige Sicherheitstruppe zur Verfügung hatte, die die Tore bewachte und durch die Straßen patrouillierte?
Er zwängte sich durch den Spalt, schloss das Fenster hinter sich und begann mit seiner Suche. Dabei benutzte er die Kugelschreiberlampe, die er in der Schreibtischschublade seines Vaters gefunden hatte, indem er sie immer wieder ein- und ausknipste, während er durch die Räume schlich. Den kleinen Aktenraum fand er rechts neben dem Empfang. Er hatte gehofft, dass der Raum fensterlos war, aber das war nicht der Fall, deshalb musste er beim Durchblättern der Krankenakten seine Lampe benutzen.
Erneut meldete sich bei ihm das Gefühl, beobachtet zu werden, doch er war die einzige Person in der Ambulanz. Er huschte zum Fenster und schaute hinaus, konnte jedoch draußen niemanden entdecken.
Ein paar Minuten später stieß er auf die dünne Akte seines Vaters. Sekundenlang hielt er sie in der Hand. Er hatte große Hemmungen, sie zu öffnen. Welches waren die schlimmen Neuigkeiten, die Dr. Harris verschwieg? Er kannte die Frage – wollte er die Antwort wirklich wissen?
Da war wieder das Problem mit der Intimsphäre seines Vaters. Die Information in der Akte konnte sehr persönlich sein. Hatte er das Recht, sich einen derart tiefen Einblick in das Leben des Mannes zu verschaffen?
Wahrscheinlich nicht. Aber dieser Mann lag im Koma, und Jack brauchte Antworten.
Tief Luft holend schlug er den Schnellhefter auf und blätterte ihn durch. Er fand zwei Seiten voller Laborergebnisse. Er hatte keine Ahnung, was all diese Zahlen bedeuteten, stellte hingegen fest, dass die Spalte unter der Überschrift »Abnorm« auf beiden Seiten leer war. Das war gut. Ein EKG trug die Überschrift: »Normales Ruhe-EKG«. Noch besser.
Aber hatte Dr. Huerta nicht davon gesprochen, dass sie bei seinem Vater im Krankenhaus Herzrhythmusstörungen festgestellt hätte? Vielleicht kamen die ja vom Stress, der durch die Verletzungen ausgelöst worden war. Jeder hatte schon mal von einem Patienten mit normalem EKG gehört, der beim Verlassen der Arztpraxis einen Herzinfarkt erlitt.
Er nahm sich die handgeschriebenen Notizen vor, konnte aber Dr. Harris’ Gekrakel kaum entziffern. Immerhin – der letzte Eintrag war einigermaßen lesbar.
Labortests ohne Befund. Sämtliche Werte im Normbereich. Abschließende Beurteilung: exzellenter Gesundheitszustand.
Exzellenter Gesundheitszustand. Nun, das war eine Erleichterung.
Aber verdammt noch mal, Doc, warum konnten Sie mir das nicht sofort mitteilen? Es hätte mir einige Mühe erspart.
13
Jack fischte den Hausschlüssel aus der Tasche, während er den Abhang zum Anwesen seines Vaters hinunterging. Die gute Nachricht war, dass der Mann bei bester Gesundheit war. Die schlechte Nachricht war, dass Jack jetzt keinen Deut schlauer war als am Morgen.
Als er sich dem Haus näherte, kam er an einem alten verrosteten Honda Civic vorbei, der im tiefen Schatten auf der Grasnarbe neben der Sackgasse geparkt war. Als er vorhin hier vorbeigegangen war, hatte der noch nicht dort gestanden.
Wachsam werdend verlangsamte Jack den Schritt. Ehe er um die hintere Ecke des Hauses bog, sondierte er erst mal das Gelände. Er erstarrte, als er die Umrisse von jemandem gewahrte, der neben einem der Bäume zwischen seinem und Anyas Haus hockte. War das der Unbekannte, der ihn beobachtete?
Er duckte sich, schob sich an der mit Jalousien geschlossenen Gartenveranda entlang und schlich auf die Gestalt zu. Die Beleuchtung des Parkplatzes in der Sackgasse warf lange Schatten auf die Grasfläche, war aber nicht hell genug für Jack, um die Gestalt zu erkennen. Es konnte einer von diesen seltsam aussehenden Typen aus dem Pick-up am Morgen sein.
Dann knipste die Gestalt eine Taschenlampe an und wieder aus – nur für eine Sekunde, aber das reichte Jack, um den späten Besucher zu identifizieren.
Er
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