Handyman Jack 07 - Todessumpf
»Solange er mich dafür bezahlt, stelle ich die Kamera auf. Es ist schließlich sein Geld, und ich kann es gut gebrauchen.«
»Gut. Hauptsache, Sie erwischen Miss Mundy nicht bei irgendetwas, das sie in Schwierigkeiten bringen könnte.«
»Ich sagte es Ihnen doch schon: keine Sorge.«
»Apropos Miss Mundy …« Jack wandte sich um und schaute zu Anyas Haus. Kein Anzeichen von Leben dort. In Anbetracht dessen, wie sie am Vorabend ausgesehen hatte … »Vielleicht sollte ich mal rübergehen und nachsehen, wie es ihr geht.«
»Oh, ihr geht’s gut. Sie war heute schon in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen und hat auf ein Taxi gewartet. Sie wurde um kurz vor sieben abgeholt.«
»Wirklich? Naja, gut zu wissen, dass sie wohlauf ist.«
Jack hätte nur zu gerne gewusst, wohin sie so früh schon wollte. Außer einigen Lebensmittelläden hatte um diese Zeit noch nichts geöffnet.
Die Vorstellung von einem Lebensmittelladen ließ ihn an Kaffee denken. Er brauchte unbedingt seine zwei Tassen, aber er konnte sich nicht mit der Idee anfreunden, zweimal durch Gateways zu kurven, hin und zurück durch das bewachte Tor zu fahren und zwischendurch nach einem Laden Ausschau zu halten. Wie gut ging es ihm doch da auf der Upper West Side, wo er nur ein paar Schritte gehen musste und sich aussuchen konnte, wo er seinen Kaffee trank.
Er erinnerte sich, dass sein Vater zeitlebens ein begeisterter Kaffeetrinker gewesen war. Im Kühlschrank hatte er eine Dose Kaffeepulver gesehen.
»Ich mache uns mal Kaffee«, sagte er zu Carl. »Wollen Sie auch eine Tasse?«
Carl schüttelte den Kopf. »Ich habe schon zu Hause welchen getrunken. Außerdem muss ich wenigstens so tun, als sei ich beschäftigt, sonst schmeißen sie mich raus. Wenn nichts gedeiht, gibt es auch nicht viel Gartenarbeit zu erledigen.«
Während Jack kehrtmachte, blieb sein Blick wieder an der Heckenschere hängen, die aus Carls rechtem Hemdsärmel ragte. Was hielt sie dort fest? Vielleicht war es besser, wenn er es nicht wusste.
2
Zurück im Haus holte Jack die Kaffeedose aus dem Kühlschrank. Brown Gold – »100% Kolumbianischer Kaffee«. Das klang gut. Aber er fand keine Kaffeekanne. Nur eine kleine French-Press-Kanne. Jack konnte sich erinnern, eine große Version dieser Kanne in einem Restaurant gesehen zu haben, in dem er in seiner Jugend mal gejobbt hatte. Er selbst hatte so ein Ding jedoch noch nie benutzt.
Und er brauchte einen Kaffee. Auf der Stelle.
Er schaltete den Computer seines Vaters ein, suchte über Google nach dem Begriff »French Press«, ging zahlreiche Seiten durch, die ihn über das französische Pressewesen informierten oder ihm eine French-Press-Kanne verkaufen wollten, bis er endlich eine Website fand, auf der der Gebrauch einer solchen so genannten »Drückfilterkanne« erklärt wurde: zwei Messbecher Kaffee in den kleinen Behälter füllen, danach nicht mehr sprudelnd kochendes Wasser – etwa 95 bis 98 Grad heiß – darauf schütten. Nach circa einer Minute umrühren, und nach insgesamt drei Minuten den Deckel auf die Kanne setzen und den Stempelfilter nach unten drücken.
Jack folgte den Anweisungen, nahm jedoch siedendes Wasser – wie sollte er die genaue Temperatur feststellen? – und bekam schließlich seinen ersehnten Kaffee. Ein verdammt guter Kaffee, das musste er zugeben, aber wer hatte schon die Zeit, jedes Mal, wenn er Verlangen nach einer Tasse Kaffee hatte, eine solche Prozedur vorzunehmen?
Pensionäre und Rentner, die hatten diese Zeit. Und sein Vater war einer von ihnen.
Er schaltete den Wetterkanal ein, während er die vorgeschriebenen drei Minuten wartete, die sein Kaffee ziehen musste, und erfuhr, dass Elvis über dem Golf noch immer in südlicher Richtung unterwegs war. Die Windgeschwindigkeiten erreichten mittlerweile an die hundertzwanzig Stundenkilometer. Das bedeutete, dass sich der Sturm von einem Tropengewitter zu einem Hurrikan der Kategorie I entwickelt hatte. Das konnte ja heiter werden.
Mit der Kaffeetasse in der Hand durchsuchte er im Wohnzimmer den Schreibtisch, bis er einige Landkarten von Florida fand. Eine war eine Straßenkarte des Staates, aber die andere zeigte ausschließlich Dade County. Diese brauchte er.
Er lokalisierte die Pemberton Road und folgte ihr mit dem Finger, bis sie sich mit der South Road kreuzte … das war der Unfallort. Draußen in der Wildnis. Weit weg.
Zeit für eine kleine Spritztour.
Er hatte es etwa zur Hälfte geschafft, die Karte wieder zusammenzufalten
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