Handyman Jack 07 - Todessumpf
stehende Wasseransammlungen. In den Everglades gibt es jedoch eine ständige Strömung. An sich sind sie eine Prärie – eine besonders feuchte Riedgrasprärie. Dieser gesamte Teil des Staates fällt vom Lake Okeechobee zum Meer ab. Der Überfluss aus dem See strömt die vielen Meilen in Sloughs …«
»In was?«
»In einem Slough. Es wird S-L-O-U-G-H buchstabiert, aber S-L-E-W gesprochen. Die Sloughs sind Strömungen in dieser Art von Prärie, die alles mit Wasser versorgen. Wir befinden uns hier in der Nähe des Taylor Slough. Die Miccosukee-Indianer nennen die Everglades Pa-hay-okee: Fluss aus Gras und mit Gras gefülltem Wasser. Aber sehen Sie sich nur an, was in den letzten fünfzig Jahren passiert ist. Kanäle wurden ausgehoben und Farmen angelegt, die ihre sämtlichen Chemikalien ins Wasser ableiten – oder ich sollte lieber sagen, in das bisschen Wasser, das hier noch ankommt. Was die Farmen nicht wegnehmen, wird durch so viele Kanäle und Gräben und Dämme und Erdwälle und Fluttore gemanagt, dass man sich fragt, wie viel Wasser überhaupt dorthin fließen kann, wo es von sich aus hinfließen will. Es ist erstaunlich, dass hier überhaupt noch etwas überlebt hat. Ein glücklicher Zufall, dass die ganze Gegend nicht in eine komplette Wüste verwandelt wurde.« Sie musterte ihn von der Seite. »Tut mir Leid, mein Freund. Ende der Vorlesung.«
»Hey, nein. Ich habe etwas dazugelernt. Aber ich würde meinen, da Florida im Grunde nichts anderes ist als eine bewachsene Sandbank, müsste das Wasser doch in den Sloughs im Untergrund versickern.«
»Eine Sandbank? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich habe mal gehört, wie jemand es so beschrieben hat, daher …«
Sie winkte geringschätzig ab. »Der Betreffende hat Ihnen Unsinn erzählt. Florida ist keine bewachsene Sandbank. Wenn überhaupt etwas in dieser Richtung, so ist es eher ein Riff. Natürlich gibt es Unmengen von Sand, aber wenn man zu graben anfängt, stößt man schnell auf die versteinerten Überreste winziger Organismen, die diesen Hügel in einer Zeit aufgebaut haben, als hier alles noch mit Wasser bedeckt war. Das ist auch der Grund, weshalb das Wasser bergab in die Everglades fließt. Es kann nicht anders.«
»Woher wissen Sie über all diese Probleme so gut Bescheid?«
»Es ist kein Geheimnis. Sie müssen nur aufmerksam die Zeitung lesen. Angeblich will die Regierung einige Milliarden aufbringen, um die ganze Schweinerei in Ordnung zu bringen. Wir werden sehen. Eigentlich hätten sie es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen.« Sie blickte auf die Landkarte. »Wir müssten gleich da sein.«
»Wo?«
»An der Kreuzung.« Sie deutete nach vorne. »Dort. Das muss sie sein.«
Jack sah ein Stoppschild. Er bremste, so dass der Wagen ein paar Meter vor der Kreuzung stehen blieb. Die Querstraße war nicht näher markiert. Jack nahm Anya die Karte vom Schoß und betrachtete die Kreuzung, die er eingekreist hatte.
»Woher wissen wir, dass dies die richtige Stelle ist?«
»Sie ist es«, erklärte Anya knapp.
»Aber ich sehe kein Schild mit dem Namen South Road.«
»Vertrauen Sie mir, junger Freund, das ist die South Road.«
Jack warf noch einmal einen Blick auf die Straßenkarte. Allzu viele Kreuzungen gab es hier draußen nicht. Dies müsste demnach der gesuchte Ort sein.
Er ließ den Motor laufen, damit die Klimaanlage weiter ihren Dienst tat, stieg aus und ging zum Stoppschild. Es wies einige Einschusslöcher auf – wahrscheinlich Kaliber .45 –, aber die Rostschicht auf den ausgefransten Rändern verriet, dass die Löcher schon älteren Datums waren. Eine säuerlich riechende Brise schleppte sich von Westen heran. Er trat auf die Kreuzung und blickte nach rechts und nach links. Er suchte den Boden ab. Winzige Glassplitter glitzerten im Staub. Dies war offensichtlich die Stelle, wo der Unfall passiert war.
»Was hoffen Sie zu finden?«
Er drehte sich um und stellte fest, dass Anya sich näherte. Oyv trottete hinter ihr her und folgte einem Schlängelkurs, als er den Boden beschnüffelte.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Es ist nur so, dass einige Dinge nicht zusammenpassen, vor allem was das Timing und die Annahme betrifft, dass mein Vater ein Stoppschild nicht beachtet haben soll.«
»Ich denke, viele Leute tun das hier draußen. Sehen Sie sich um. Es ist Donnerstagvormittag und weit und breit kein einziger Wagen. Glauben Sie, am Dienstag kurz nach Mitternacht wäre mehr los gewesen?«
»Nein. Ich denke nicht. Aber mein Vater
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