Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
reagieren würde, wenn sie wüsste, dass sie sich gerade mit genau diesem so genannten Erlöser unterhielt.
»Mir lagen Angebote von allen anderen Zeitungen in der Stadt vor sowie von der Washington Post und der Times, sogar vom San Francisco Chronicle.
Doch ich bleibe hier. Und wissen Sie auch warum?
Weil sich The Light vor nichts und niemandem fürchtet. Dieses Blatt steckt nicht in der Tasche irgendeines großen Konzerns, der ständig darauf achtet, mit niemandem anzuecken. George Meschke ist ein Scheusal von einem Chefredakteur, aber er ist absolut furchtlos. Er kennt keine Gnade, wenn es darum geht zu überprüfen, ob man mit einwandfreien Fakten und zuverlässigen Quellen arbeitet. Aber wenn alles gecheckt und in Ordnung ist, dann sorgt er dafür, dass es auch gedruckt wird.«
»Steht er nach all den Drohungen und Anzeigen immer noch hinter Ihnen?«
Sie nickte. »Er ist wie ein Terrier. Was er einmal gepackt hat, lässt er nicht mehr los.« Sie deutete auf Jack, und er sah, wie ihr verkürzter kleiner Finger hochragte. »Aber Sie …« Sie musste seinen Blick bemerkt haben, denn jetzt richtete sie den Stummel auf ihn. »Sie können sich wohl nicht davon losreißen, wie? Ich beantworte Ihre unausgesprochene Frage lieber gleich: ein Bootsunfall vor acht Jahren.
Bin damit in die Schraube geraten. Zufrieden?«
»Hey, ich hatte doch gar nicht …«
»Doch, Sie hatten.« Sie richtete wieder den Zeigefinger auf ihn. »Wie dem auch sei, ich habe George und die ganze Zeitung im Rücken, aber Sie stehen völlig alleine da. Zu Ihrem eigenen Wohl rate ich Ihnen, lassen Sie die Finger davon.«
»Das kann ich nicht.«
»Ich hab’s Ihnen doch schon erklärt: Sie werden nicht das Geringste finden und riskieren nur, sich ein paar hässliche Feinde zu machen.«
»Das wäre nicht das erste Mal. Ich habe in meinem Leben schon so manche Leute vor den Kopf gestoßen.«
»Aber mit solchen Leuten haben Sie noch nicht zu tun gehabt, ganz bestimmt nicht. Das ist nicht nur ein Haufen Spinner – Spinner glauben an den Unsinn, den sie verzapfen, Scharlatane tun es nicht. Die einfachen, überzeugten Demenzizisten mögen durchaus Spinner sein, aber die Scharlatane an der Spitze verfügen über jede Menge Geld und haben ein Haifischbecken voller Anwälte und ein Heer von Freiwilligen, die jederzeit bereit sind, Sie zu ruinieren – Karriere, Ruf und sogar Ihre Ehe, falls Sie verheiratet sind. Sie sind hartnäckig, erbarmungslos und bösartig. Befinden Sie sich in einer Position, die es zulässt, dass eine Bande von Profis und Amateuren in jedem Winkel Ihres Lebens herumstochert und nach Möglichkeiten sucht, Ihnen zu schaden?«
Dazu müssen sie mich erst mal finden, dachte Jack.
Aber die Vorstellung von einer Bande von Typen, die mit genügend Geldmitteln ausgestattet ist und sich seine Existenz vornimmt und seine diversen Geheimnisse – von denen er eine ganze Menge hatte – aufdeckt, machte ihn schon nervös. Mehr als nervös…
»Das würde mich ärgerlich machen«, verriet er ihr.
Etwas in seiner Stimme musste ihre Aufmerksamkeit erregt haben. Sie musterte ihn einige Sekunden lang eindringlich.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie kein netter Mensch mehr sind, wenn Sie sich ärgern?«
»Ich will damit sagen, dass ich es begrüßen würde, wenn Sie mir die Fehler verraten, die Sie gemacht haben, so dass Sie rausgeworfen wurden.«
Sie zündete sich eine neue Zigarette an. »Sind Sie taub, verdammt noch mal? Ich sagte Ihnen doch, Sie können auf der Leiter gar nicht hoch genug aufsteigen, um an die Mitgliederlisten ranzukommen.«
»Ich denke, dass ich vielleicht einen Weg finde, um, sagen wir mal, meine Fortschritte in dieser Hinsicht zu beschleunigen.«
Ihre Augen verengten sich. »Und wie soll das aussehen?«
Er drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Berufsgeheimnis.«
Ihre Miene verdüsterte sich. »Nach allem, was ich Ihnen gerade erzählt habe?«
»Sie verraten mir alles, was Sie wissen und was ich meiden sollte, und wenn die ganze Geschichte vorbei ist, erzähle ich Ihnen, wie ich reingekommen bin und was ich erfahren habe – und zwar nur Ihnen.«
»Eine Exklusivstory«, sagte sie und lehnte sich zurück. »Vielleicht.«
Das überraschte Jack.
»Vielleicht? Haben Sie etwa noch was Besseres in der Hinterhand?«
Sie grinste wie eine zufriedene Katze. »Vielleicht… vielleicht sogar etwas viel Besseres.« Das Grinsen verflog. »Vielleicht auch nicht. Okay. Ich traue Ihnen – bis zu einem gewissen Grad.
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