Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
der sehnsüchtige Wunsch Gestalt annahm, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden.
Dann, eines Abends, als sie im Keller der Kirche allein waren – genau genommen in der verlassenen Suppenküche –, hatte er sie geküsst, und es fühlte sich wunderbar an, so wunderbar, dass etwas in ihr aufzubrechen schien und mehr forderte … und sie liebten sich gleich an Ort und Stelle, unter dem Fußboden, den Gängen und den Bänken der St. Joseph’s Church. Unter dem Haus Gottes.
Maggie war am nächsten Morgen aufgewacht und hatte sich zutiefst geschämt und sich furchtbar elend gefühlt. Schlimm genug, dass sie ihr Keuschheitsgelübde gebrochen hatte, aber Michael war nicht nur ein Mann, nein, er hatte auch eine Frau und Kinder.
Das hatte aber nicht ausgereicht, um sie von weiteren Abenteuern abzuhalten. Mit Michael zusammen zu sein, entfachte in ihr ein Feuer, das sie nicht löschen konnte. Eine völlig neue Welt hatte sich für sie geöffnet, und sie hungerte ständig nach ihm.
Siebenmal … sie hatte siebenmal mit ihm gesündigt. Und es wäre sicherlich noch öfter geschehen, wenn die Ankunft des Umschlags sie nicht auf brutale Weise zur Vernunft gebracht hätte. Schwarzweißfotos, körnig und unterbelichtet, aber ihr von Ekstase verzerrtes Gesicht war deutlich zu erkennen, während sie sich unter Michael hin und her wand. Sie hatte sich übergeben müssen, als sie sie betrachtet hatte, und wäre beinahe ohnmächtig geworden, als sie die beiliegende Nachricht mit den Drohungen las.
Sie hatte Michael angerufen, der ihr mitteilte, dass er die gleichen Fotos mit einer ähnlichen Zahlungsaufforderung erhalten habe.
Maggie schloss die Augen und erinnerte sich an diese Fotos. Sich selbst beim Geschlechtsakt zu sehen, während sie tat, was sie getan hatte …
Es schockierte sie noch immer, dass sie zu einer solchen Sache fähig gewesen war. Sie hatte immer wieder darüber nachgedacht, hatte die Dinge in ihrem Kopf hin und her gedreht und gewendet und hatte versucht, das Geschehen zu verstehen, sich selbst zu verstehen.
Vielleicht lag es daran, dass sie unmittelbar nach Beendigung der Highschool ins Kloster gegangen war. Damals war sie noch Jungfrau gewesen – sie hatte keinerlei Erfahrung mit Männern gehabt, ganz bestimmt nicht mit Männern, die sich für sie als Frau interessierten – und war auf diesem Stand geblieben, bis Michael Metcalf daherkam. Sie ertappte sich dabei, wie sie zunehmend von diesem gütigen, großzügigen Mann verzaubert wurde. Er weckte Sehnsüchte in ihr, von deren Existenz sie nie etwas geahnt hatte.
Und, möge Gott ihr verzeihen, sie hatte ihnen nachgegeben.
Aber nie wieder.
Nun sahen sie und Michael sich nur noch als Spendensammler und gelegentlich anlässlich eines Gottesdienstes, in dessen Verlauf er Maggie ein wenig Geld zusteckte, damit sie weiterhin Schweigegeld bezahlen konnte. Aber er konnte nicht sehr viel erübrigen.
Sie betete, dass wenigstens dies bald aufhören möge.
Sie machte kehrt und ging zur Klosterschule zurück, wobei sie leise zu Gott sprach.
»Herr – der Vater, der Sohn und der Heilige Geist – befreie mich aus dieser Not, ich bitte dich. Nicht um meiner selbst willen, sondern um der Kirche St.
Joseph willen. Ich habe einen Fehltritt begangen, und ich schäme mich dafür. Ich habe bereut, ich habe meine Sünden gebeichtet. Ich habe Buße getan. Bitte vergib mir mein Abweichen vom Pfad deiner Liebe.
Ich werde nie mehr in die Irre gehen. Niemals.
Sprich mich frei von meiner Schuld und lass mich dir weiterhin mit Liebe und Hingabe dienen. Aber wenn ich bestraft werden muss, dann soll es in einer Weise geschehen, die St. Joseph nicht zum Schaden gereicht.
Ich bitte dich auch, Jack so zu führen, dass er die Bedrohung von der Pfarrei und von mir abzuwenden vermag, ohne Leid zuzufügen oder um meinetwillen zu sündigen.«
Ein Aufwallen von Selbsthass ließ sie verstummen. Es war alles ihre Schuld. Niemand sonst war dafür verantwortlich zu machen. Ja, Michael war ein Verbündeter gewesen, selber schwach, und sie war vermutlich nicht sein erster Seitensprung, aber sie hätte für sie beide stark genug sein können. Sie war berufen, nicht Michael.
Wenn sie in ein paar Wochen immer noch Mitglied dieses Ordens sein sollte und der Name St. Joseph unbefleckt blieb, dann wüsste sie mit Sicherheit, dass Gott sie erhört und ihr vergeben hätte.
Wenn nicht …
13
Eine Hand legte sich auf Jamie Grants Schulter, und sie zuckte erschrocken zusammen. Ein
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