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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul F. Wilson
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schneller Blick in den stellenweise beschlagenen Spiegel hinter der Bar des Parthenon verriet ihr, dass die Hand lediglich Timmy Ryan gehörte.
    »Hey, du bist heute aber nervös.«
    Jamie zuckte die Achseln.
    Timmy beugte sich näher zu ihr und senkte die Stimme. »Hör mal, Schwartz nimmt heute Abend seinen kleinen Bruder mit. Er ist aus Duluth zu Besuch gekommen. Wir haben uns gedacht, wir machen uns wie üblich unseren Spaß mit ihm, wenn du dazu Lust hast.«
    Jamie bewegte den Kopf nicht. Stattdessen fixierte sie Ryans Spiegelbild. Sein Kinn bekam zunehmend Ähnlichkeit mit dem Markenzeichen Jay Lenos. Er trug einen dunklen Anzug, zerknittert, eine gestreifte Krawatte, gelockert, und zeigte grinsend seine Zähne, überkront. Tagsüber war er Korrektor, seine Abende verbrachte er als Parthenon-Stammgast so wie Jamie und Schwartz und Cassie und Frank und etwa noch ein halbes Dutzend andere.
    Sie trank einen Schluck von ihrem Dewar’s mit Soda. »Ich weiß nicht, ob mir heute danach ist, Timmy.«
    Sie war nervös. Sie hätte schwören können, dass sie hierher verfolgt worden war. Diese gemütliche kleine Bar in den West Sixties war seit Jahren ihre abendliche Zuflucht. Wurde diese Idylle etwa gestört? Hatten sich vielleicht ein paar Demenzizisten unter die Laufkundschaft gemischt?
    Sie hasste diese Vorstellung. Eine gute Nachbarschaftskneipe wie das Parthenon war ein Ort, der geliebt und gepflegt werden musste. Sie mochte das Gefühl der Mahagonibar unter ihren Ellbogen, die Weichheit des Leders auf den Stühlen und Hockern und den Bänken in den Nischen, das Schauspiel und heidnische Ritual des aufsteigenden und sich setzenden Schaums in den Biergläsern, den Geruch verschütteter Getränke, das Klappern der Cocktailshaker, das Stimmengemurmel, das grünliche Flackern eines Footballspiels auf dem Fernsehschirm.
    Where everybody knows your name … als Song mehr als ein Motto. Es war die Grundlage dessen, was eine Bar zu einem beliebten Ort machte. Aber Jamie brauchte gar nicht die Gewissheit, dass jeder ihren Namen kannte, um sich hier heimisch zu fühlen, ihr reichte ein Winken oder ein Kopfnicken von einigen Stammgästen, wenn sie durch die Tür hereinkam. Und nur wenige Dinge waren besser als Louie, wenn er zeitlich genau abgestimmt ihren Dewar’s mit Soda – das »Übliche« – zubereitete, so dass er zusammen mit ihren Ellbogen eine Dreipunktlandung auf der Theke vollzog, während sie sich auf ihren Hocker gleiten ließ.
    Vielleicht gefiel ihr dieser Ort zu gut, vielleicht verbrachte sie viel zu viel Zeit dort. Ganz sicher wusste sie, dass sie zu viel trank.
    Was sie an ein altes schottisches Sprichwort erinnerte: Alle reden von meinem Trinken, aber niemals von meinem Durst.
    Und das traf die Situation ziemlich genau auf den Punkt. Der Durst nach etwas mehr als Äthylalkohol in all seinen verschiedenen und wundervollen Abwandlungen lockte sie ins Parthenon. Wenn das Antrinken von Bettschwere das einzige Ziel wäre, so konnte sie dies schneller und billiger erreichen, wenn sie mit einer Flasche zu Hause blieb. Sie kam wegen des Kontaktes mit verwandten Seelen hierher – die zufälligerweise ebenfalls mit Vorliebe Äthylalkohol in all seinen vielfältigen und wundervollen Abwandlungen konsumierten – und wegen der Kameradschaft … eine Droge, die um vieles stärker und verlockender war als noch so viele geistige Getränke.
    Timmy legte einen Arm um ihre Schultern. Es fühlte sich gut an, ein Ort der Wärme an diesem kalten Abend. Sie und Timmy hatten vor einigen Jahren eine kurze Affäre gehabt – Jamie hatte schon mit einer ganzen Reihe von Stammkunden des Parthenon kurzzeitig engere Freundschaften gepflegt. Doch es war nichts Ernstes gewesen, lediglich jemand, mit dem man ab und zu zusammen sein konnte. Es gab Abende, da war die Vorstellung, allein in ein leeres Apartment zurückzukehren, einfach zu viel und nicht zu ertragen.
    »Komm schon, Jamie. Es ist schon eine Weile her, seit wir die letzte Geschichte von deinem kleinen Finger gehört haben. Diese Storys sind doch immer richtige Brüller.«
    »Ich sag dir was«, meinte Jamie, und ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Zahl heute Abend meinen Deckel – und ich bin dabei.«
    »Das ist ein Wort. Sobald Frank damit fertig ist, von seinem neuen Lexus zu schwärmen, bringe ich den Jungen rüber. Also lass dir was einfallen.«
    Er drückte ihre Schultern, entfernte sich und ließ sie allein.
    Allein …
    Sie wollte heute Abend nicht allein

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