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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul F. Wilson
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sein, aber nicht aus den üblichen Gründen. Diese Demenzizisten-Drohungen – natürlich sagten sie niemals, dass sie Demenzizisten waren, aber wem wollten sie etwas vormachen – und nun dieses Gefühl, ständig beschattet zu werden, das alles zerrte zunehmend an ihren Nerven. Vielleicht könnten sie und Timmy sich für diese Nacht noch einmal zusammentun … nur um der alten Zeiten willen.
    Sie hatte für die Leere in ihrem Apartment noch nie besonders viel übrig gehabt – das war einer der Gründe, weshalb sie so viel Zeit in ihrem Büro verbrachte –, aber sie hatte sich nie davor gefürchtet, sich dort aufzuhalten. Vielleicht war es das Beste, sie verbrachte die Nacht hier im Parthenon … und unterhielt die Truppen.
    Immer richtige Brüller …
    Ja, das bin ich. Jamie die Witzmaschine. Immer ein schnelles Mundwerk, immer ein gutes Bonmot auf Lager, immer zum Lachen aufgelegt …Herrgott, wie ich mein Leben hasse.
    Die Demenzizisten-Storys waren seit Jahren das Erste gewesen, das sie wieder mit Feuer erfüllt hatte, doch nun spürte sie, dass sich die ganze Angelegenheit gegen sie wandte. Wie konnte sie Spaß daran haben, Geschichten zu schreiben, die sie zwangen, sich ständig über die Schulter zu blicken? Sie hatte mit einigen negativen Reaktionen gerechnet, sich aber vorgestellt, dass sie damit schon zurechtkommen würde.
    Nun, heute Abend kann von »ganz gut damit zurechtkommen« keine Rede sein, Jamie.
    Sie gab Louie ein Zeichen, er solle ihr einen frischen Dewar’s mixen, dann betrachtete sie den Stummel, der von ihrem kleinen Finger noch übrig war. Was für eine Geschichte könnte sie heute Abend auftischen? Gestern hatte sie diesem Privatdetektiv – wie hatte er noch mal geheißen? Robinson? Robertson? So ähnlich auf jeden Fall – die Außenbordmotor-Geschichte erzählt. Aber die hatte sie hier im Parthenon schon vorher mal zum Besten gegeben.
    Sie musste sich was Neues einfallen lassen.
    Nur Jamie kannte die wahre Geschichte … wie sie mehr als nur den größten Teil dieses Fingers an die Liebe ihres Lebens verloren hatte.
    Sie hätte Eddie Harrison niemals heiraten dürfen.
    Ihre Mutter hatte gewusst, dass ihr Collegefreund nichts taugte, und hatte sie gewarnt. Aber hatte sie darauf gehört? Niemals. Daher hatte sie ihn, nachdem sie ihr Journalistendiplom überreicht bekommen hatte, sofort geheiratet. Anfangs ließ es sich gut an, aber es dauerte nur ein paar Jahre, bis sich das Ganze zu einem Drama aus wuchs. Und eines Abends während des fünften Jahres brachte er sie beinahe um.
    Eddie war ein richtig lieber Kerl, wenn er nüchtern war, aber der Alkohol verwandelte ihn, machte ihn gemein, bösartig, reizbar. Jamie hatte damals frei gearbeitet und ihre Artikel meistens zu Hause geschrieben. In dieser schicksalhaften Nacht hatte ihn das Klappern ihrer Tastatur aufgeregt, und er hatte verlangt, dass Jamie sofort aufhören sollte zu schreiben.
    Als sie ihm erklärte, sie müsste den Artikel bis zum Morgen aber fertig haben und abgeben, bekam er einen Wutanfall, stürmte in die Küche, kam mit einem Fleischmesser zurück und versuchte, ihr die Hände abzuschneiden. Zu ihrem Glück war er derart betrunken, dass er es nicht schaffte. Doch die durch die Luft zischende Klinge erwischte ihren kleinen Finger. Während sie auf dem Teppich kniete, blutend und stöhnend und verzweifelt versuchend, 911 zu wählen, trug Eddie das abgetrennte Ende des Fingers ins Badezimmer und spülte es in der Toilette hinunter. Dann kippte er um und schlief ein.
    Am nächsten Tag tat es ihm unendlich Leid. Da war er tief zerknirscht und voller Reue und versprach hoch und heilig, keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren. Aber Jamie hatte keine Lust mehr zu einer solchen Karussellfahrt. Sie packte ihre Sachen, zog aus, zeigte ihn wegen Körperverletzung an und reichte die Scheidung ein – alles an nur einem einzigen Tag.
    Und hatte seitdem keine länger andauernde Beziehung mehr gehabt.
    Sie hatte in den dreiundvierzig Jahren ihres Lebens genug depressive Menschen kennen gelernt, um genau zu wissen, dass sie dem klassischen Krankheitsbild entsprach. Ständig balancierte sie am Rand einer Depression entlang. Aber sie nahm keine Tabletten. Ihre selbst verordnete Therapie war die Arbeit. Die Stunden mit unbarmherziger Aktivität zu füllen, verdrängte die miesen Gefühle. Und sie produzierte eine erstaunliche Anzahl von Texten – für The Light, unter einem Pseudonym für verschiedene andere Magazine, sogar ein Kapitel

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