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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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würde gern ein wenig mehr über eure neuen Truppen erfahren – wenn du mich nicht für einen Spitzel hältst.«
    Hasdrubal lachte. »Ich gebe dir einen jungen Reiterführer mit. Maharbal. Übrigens ein guter Freund von Hannibal. Er wird dir alles zeigen.«
     
    Der schlanke, sehnige Punier war noch jung, kaum mehr als zwanzig Jahre. Er befehligte die tausend Mann starke Truppe iberischer Kataphrakten von Karduba. Die schweren gepanzerten Reiter seien Hamilkars liebstes Spielzeug, sagte Maharbal. Er führte den Hellenen durch die Ställe, Schmieden und Lederwerkstätten und erläuterte die Neuerungen. Der junge Punier war der vierte Sohn eines kleineren Reeders; er schien eine gute Bildung genossen zu haben und befleißigte sich Antigonos gegenüber einer gemessenen Ironie. Erst später begriff der Hellene, daß Maharbal in ihm den Freund Hamilkars, Hasdrubals und Hannibals sah, achtete und vielleicht ein wenig fürchtete.
    »Die iberischen Züchtungen sind größer und stärker als die kleinen Numiderpferde. Deshalb können sie mehr tragen. Ich glaube, das war der erste wichtige Punkt bei Hamilkars Überlegungen.« Auf der Weide hinter den Ställen grasten numidische und iberische Pferde, und der Unterschied war auf den ersten Blick zu erkennen. Die Reittiere der Kataphrakten waren im Rist fast drei Handbreiten höher; sie wirkten kräftiger und besser entwickelt als die leichten schnellen Pferde aus den libyschen Steppen.
    »Du weißt, wie Numider kämpfen?«
    Antigonos nickte. Der Angriff mit Naravas’ Reitern würde zu den letzten Erinnerungen gehören, die er je vergäße.
    »Sie sind die Plänkler der Reiterei, wenn man so will – die Iberer entsprechen den schweren Hopliten.« Maharbal berührte mit dem Fuß einen dem Pferderücken angepaßten breiten Bogen aus lederbespanntem Holz. »Das wird über die Reitdecke gelegt und unter dem Bauch festgeschnallt. Die Reiter können sich mit der Hand festhalten oder mit dem Knie dagegen stemmen. Deshalb können sie nicht nur Speere werfen, wie die Numider, sondern schwere Rammlanzen benutzen und sogar Schwerter. Außerdem tragen die Tiere mehr. Reiter mit metallbesetzten Lederrüstungen und Helmen wären für Numiderpferde zu schwer.«
    »Woher kommen die Männer?«
    »Aus allen iberischen Reitervölkern – Vettonen, Vakkäer, Oretaner, Karpesier, Lusitaner, Arevaker, was du willst.
    Manche sind aus Gegenden, in denen wir noch gar nicht waren – Hamilkars Ruhm und die Aussicht auf guten Sold, natürlich.«
    Staunend, bisweilen ungläubig wanderte Antigonos an der Seite des Puniers durch die Stadt der Kämpfer. Alles, was die hellenischen Strategen und Taktiker ersonnen und ausgetüftelt hatten, war hier verwirklicht worden; zum Teil hatte Hamilkar es verbessert oder ergänzt, und er hatte neue Möglichkeiten der Ausbildung und Verwendung seiner aus tausend Völkern stammenden Leute entwickelt. Dies hier war nicht mehr zu vergleichen mit den zusammengewürfelten Söldnerhaufen des Römischen Kriegs; es war eine harmonische Vielfalt besonderer Fähigkeiten, mit einheitlicher Bewaffnung, einheitlicher Ausbildung, einheitlichen Befehlen und Signalen. Was hier entstand, ließ alle hellenischen und makedonischen Heere weit hinter sich und übertraf noch die furchtbaren Legionen Roms. Kleine bewegliche Einheiten, befehligt von Unterführern, die im Gefecht einen gefallenen Offizier ersetzen konnten; fein abgestimmte Formen des Zusammenwirkens unterschiedlicher Truppengattungen; auf dem großen Übungsfeld sah er, wie auf ein Hornsignal hin leichte iberische Fußkämpfer, schwere libysche Hopliten, balliarische Schleuderer, lusitanische Speerwerfer, gätulische und kappadokische Bogenschützen innerhalb weniger Augenblicke aus einem buntscheckigen quirlenden Haufen zu einem massierten Stoßkeil wurden, bei weiteren Signalen schwenkten, sich fächerförmig entfalteten, eine Linie bildeten. Kleine Waldelefanten mit langen Messern auf den Stoßzähnen, geritten von je zwei Speerkämpfern, stürmten von vorn auf die Linie zu. Blitzschnell löste die Formation sich auf; die Elefanten rannten durch die Gassen zwischen kleinen Gruppen von Kämpfern, die unmittelbar darauf eine Phalanx bildeten. Die großen Steppenelefanten folgten, etwa zwei Dutzend, mit blutroten Decken, langen Zahnmessern und den Türmen, in denen drei bis vier Bogenschützen saßen; dazu der Lenker im Nacken. Die Phalanx riß auf, die Tiere stürmten ins Leere; hinter ihnen anreitende Kataphrakten trafen auf

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