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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die bei Rom bleiben wollen, sollen dies tun; die übrigen, die bisher von Rom zur Freundschaft gezwungen wurden, erhalten ihre Freiheit; es wird ein Vertrag über Friede und Freundschaft zwischen Senat und Volk der Stadt Rom und Rat und Volk von Karthago geschlossen. Kriegskosten sind nicht zu zahlen.
    Zusätzlich, und mit dem ausdrücklichen Hinweis auf römische Forderungen beim Abzug von Hamilkars Truppen aus Sizilien, verlangte Hannibal Lösegeld für die römisehen Gefangenen: fünfhundert silberne denarii für die Reiter, dreihundert für jeden Vollbürger, hundert für jeden bewaffneten Sklaven. Die Gefangenen sollten selbst zehn Vertrauensmänner wählen; diese werde er nach Rom schicken.
    Nach langen Gesprächen unter den Offizieren wählte Hannibal als seinen Gesandten Qarthalo aus. Der Punier, der oft die Reiterei befehligt hatte, sprach Latein und die Koine, hatte gute hellenische Lehrer gehabt und war der Sohn eines Ratsherren, der inzwischen den Dreißig Ältesten angehörte. Qarthalo erhielt zwar genaue Anweisungen, auch von Myrkan und Barmokar, konnte aber notfalls abweichende Vereinbarungen wenn nicht treffen, so doch erörtern; er war politisch und militärisch eingeweiht.
    Wie weit die Einweihung ging, erfuhr Antigonos nach der Abreise der Gesandtschaft. Die zehn Sprecher der Gefangenen hatten ihr Ehrenwort gegeben, im Fall des Scheiterns zurückzukehren.
    »Kommen sie wirklich zurück?«
    »Ach, Tiggo, ich weiß es nicht. Die Ehrenhaftigkeit der Römer… Atilius Regulus war ein Ehrenmann, und wenn Aemilius Paullus nicht gefallen wäre, hätte ich den Konsul geschickt; der wäre zurückgekommen. Außerdem hätte sein Wort in Rom Gewicht gehabt. Abwarten.«
    »Trink noch einen Schluck, Stratege. Syrischer Wein ist gut gegen die Unbill des Daseins.«
    Hannibal lächelte und hielt seinen Becher hin. »Danach ist Schluß; ich brauche morgen früh meinen Kopf.«
    »Wozu?«
    »Zum Denken, du Narr. Für den Fall, daß die Römer nicht auf unsere Vorschläge eingehen, müssen wir zunächst einmal den Krieg weiterführen.«
    Antigonos hörte etwas hinter Hannibals Worten. »Was hast du Qarthalo noch mitgegeben?«
    Hannibal lachte. »Dir entgeht nichts, wie?«
    »Schäbige alte Händler hören immer im letzten Angebot des anderen noch ein allerletztes.«
    »Ah ja.« Der Stratege beugte sich vor und sprach leiser.
    »Unter uns, Freund. Dieses Angebot ist das Wort des Strategen Hannibal, Sohn des Hamilkar Barkas – nicht abgesprochen mit den Ältesten und ohne Dekkung aus Qart Hadasht. Qarthalo hat den Auftrag, notfalls bis zu einem ganz anderen Punkt zu gehen.«
    Antigonos faltete die Hände hinter dem Kopf, lehnte sich zurück und blickte aus dem halboffenen Zelt auf die nächtliche Ebene, die Wachfeuer, die Lagerfeuer. »Sprich weiter.«
    »Du siehst aus, als ob du es erraten könntest.«
    »Ich nehme es an, ja. Iberien und Libyen für Qart Hadasht, ganz Italien für Rom, einschließlich der großen Inseln?«
    »Ja. Innere Autonomie für die hellenischen Städte im Rahmen des römischen Bündnissystems. Gegenseitige Anwendung von Binnenzöllen, freier Handel, Landerechte für römische Händler in Libyen und Iberien.«
    »Also alles, was sie vor Beginn des Krieges hatten, und noch einiges dazu. Und was verlangst du von ihnen dafür?«
    »Abrüstung. Halbierung der Flotte und des Heers. Verzicht auf Einmischung in Iberien und Libyen, Verzicht auf Einmischung in Hellas. Am besten wäre es, wenn der Vertrag, der ein paar Sicherheitsmaßnahmen enthalten müßte, von Philippos, Ptolemaios, Antiochos, Attalos und Beauftragten der hellenischen Städtebünde ebenfalls unterzeichnet würde. Mit heiligen Eiden in allen Tempeln zwischen Rom, Delphi und Babylon.«
    Antigonos schwieg sehr lange. Hannibal hielt die Augen geschlossen, trank bisweilen kleine Schlucke und murmelte irgendwann:
    »Und wenn sie sich unbedingt austoben wollen, sollen sie nach Gallien und Germanien gehen. Von mir aus auch nach Britannien und Thule. Sie sollen nur die Oikumene endlich in Ruhe lassen.«
    »Glaubst du, Qart Hadasht stützt dich dabei?«
    Hannibal öffnete die Augen. »Sie müssen.«
    »Und du meinst, Rom… Du machst den Römern Geschenke, Stratege’ Du gibst ihnen mehr, als sie tatsächlich heute haben.«
    »Das ist nicht neu, Tiggo. Schon im ersten Vertrag vor dreihundert Jahren hat Qart Hadasht Rom als Herrin von Mittelitalien anerkannt, und sie haben über hundert Jahre gebraucht, um die Gebiete zu erobern.«
    »Glaubst du,

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