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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Römer gegen die Kelten und den ersten zwei Jahren des großen Kriegs fehlten bereits mehr als fünftausend Männer. Es gab über dreitausend jüngere Witwen und viel mehr Mädchen denn Jünglinge.
    Fünf große Straßen kamen bei der Stadt zusammen – damit beherrschte Hannibal die wichtigsten Verbindungen zwischen Rom und dem Süden. Nachteile, die Capua oft schmerzlich verspürt hatte, wurden zu Vorzügen, etwa das Fehlen natürlicher Verteidigungshilfen. Da es weder einen reißenden Fluß noch eine unerklimmbare Felswand gab, hatten die Capuaner die eigentliche Stadt mit großen, breiten Mauern umgeben und in der Vergangenheit – gegen Samniter und Römer – nicht ausreichend besetzen können. In diese Mauern und die dazugehörigen Unterkünfte zogen die punischen Truppen; Hasdrubal der Graue, der nichts von müßigen Wintern hielt, beschäftigte mal die eine, mal die andere Gruppe mit Ausbesserungs und Verstärkungsarbeiten.
    Capuas Ratsherren hatten Hannibal und seinen Offizieren geräumige Häuser in Mauernähe zugewiesen. Als Antigonos endlich Capua erreichte, fand er zu seiner großen Freude Hannibal in bester Obhut. Pacuvia war dreißig Jahre alt, eine kluge und warmherzige Frau. Das von der Stadt mit Beschlag belegte Haus gehörte ihr; zunächst hatte sie es verlassen sollen und wollen.
    Es gab viele gute und mehr schlechte Nachrichten, die an den langen ruhigen Winterabenden immer wieder beredet wurden. Hannibal war oft bei den Truppen, führte sie auf Eilmärschen durch Kampanien, ließ Casilinum belagern, an wichtigen Punkten Sicherungslager anlegen; meistens hielt er sich jedoch in der Stadt auf, in der er nun auch die langen Fäden seines Kundschafternetzes neu zu verknüpfen begann.
    Die guten Nachrichten waren eher verschwommen, Zusagen oder Ankündigungen: Ein Fürst namens Hampsikhoras ließ aus Sardonien mitteilen, seine Landsleute sehnten sich, da denn Freiheit nicht zu erreichen sei, unter der drückenden römischen Herrschaft nach der milden Führung durch Qart Hadasht zurück. Ähnliche Botschaften kamen aus verschiedenen Gegenden Siziliens, wo die allgemeine römische Unterdrückung und zunehmende Übergriffe von Legionären gegen die Bevölkerung die alten guten Tage der karchedonischen Epikratie in immer helleres Licht rückten. Schließlich hieß es auch in Syrakosai, dessen greiser König Hieron noch vor zwei Jahren das alte Bündnis mit Rom erneuert und ein paar Bogenschützen an den Tiberus geschickt hatte, die Dinge seien in neue Bewegung geraten: Hieron werde demnächst sterben, zu spät für den vor kurzem schon verstorbenen Sohn Gelon, der eher den Puniern zugeneigt habe; der voraussichtliche Nachfolger, Hierons Enkel Hieronymos, werde sich jedoch von den Römern lossagen.
    Diesen Verheißungen standen schlechte Tatsachen gegenüber. Antigonos’ ungünstiger Bericht über Makedonien und Philippos gehörte dazu, desgleichen die Fortdauer des »hellenischen Irrsinns«. Nach der Schlacht bei Rapheia an der syrisch-ägyptischen Grenze war vor einem Jahr der Krieg zwischen Ptolemaios und Antiochos endlich zu Ende gegangen; aber noch immer dauerte die Erhebung des ehemaligen seleukidischen Statthalters in Asien, Achaios, gegen Antiochos an, und folglich ging der eine Krieg gleich in den anderen über. Ptolemaios mochte wieder imstande sein, über seine eigene Schwelle hinauszublicken; Antiochos war es immer noch nicht.
    Die schlimmsten Meldungen kamen aus Iberien. Nach den Rückschlägen des Vorjahrs war es Hasdrubal gelungen, Aufstände niederzuschlagen, das Heer zu verstärken und eine neue Flotte zu bauen. Qart Hadasht hatte sogar Verstärkungen geschickt – immerhin viertausend libysche Fußkämpfer und fünfhundert Numider. Die Vertreter der Ältesten hatten ihn jedoch daran gehindert, den unfähigen Nauarchen Hamilkar abzusetzen – der sich nun mit den Römern ins Benehmen setzte und gleichzeitig die Tartessier aufwiegelte. Hasdrubal mußte, statt mit dem verstärkten Heer die beiden Cornelier am Iberos angreifen zu können, in Eilmärschen nach Süden ziehen. Kaum hatte er in einer kunstvoll angelegten Einkesselung die Tartessier vernichtet, als sein im Vorjahr geplanter Zug über Pyrenäen und Alpen nach Italien, den der Rat damals verhindert hatte, vom Rat in Qart Hadasht angeordnet wurde – so laut und unvorsichtig angeordnet wurde, daß nahezu alle Iberer davon erfuhren. Nun waren ihre Bündnisse nicht auf das ferne Qart Hadasht bezogen, sondern jeweils auf den Mann,

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