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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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andeuten wollte …«
    »Ich brauche keine Therapie, Sir«, fiel sie ihm ins Wort. »Nur Freiraum, um meinen Job hier zu machen.«
    Sie öffnete die Tür zum Empfangsraum und ging hindurch, wobei sie tief Luft holte und zu lächeln versuchte. David und Elsie sahen mit hoffnungsvollem Blick zu ihr auf; eine Hoffnung, die unverzüglich wieder zunichte gemacht wurde, als sie den schuldbewussten Ausdruck in ihrem Gesicht sahen.
    »Was ist los, Kate?«, fragte David Short.
    Daniels warf durch die Glasscheibe einen Blick zurück auf ACC Martin, der sich immer noch da draußen herumdrückte. Sie schluckte hart, hatte einen Kloß in der Kehle. Sie konnte David kaum in die Augen sehen.
    »Ich bin vorübergehend von dem Fall abgezogen worden.«
    »Nein! Das können die nicht machen!«, rief Elsie aus.
    Die Tür zur Straße hin ging auf, und Wayne Hood, ein stadtbekannter Schläger, kam herein und ging an ihnen vorbei. Er bedachte Daniels mit einem abfälligen Grinsen und begab sich zum Tresen, wo er den Knopf drückte, um jemanden herauszuklingeln. Nachdem er DCI Daniels’ strengen Blick registriert hatte, drängte der zivile Angestellte am Empfang den Kleinkriminellen in einen Vorraum, wo er warten sollte. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, nahm Daniels Elsies Hand.
    »Ich werde nicht ruhen, bis er hinter Gittern ist, Elsie. Das verspreche ich Ihnen.«
    David Short unterdrückte seine Wut. Er konnte sehen, dass es Daniels ebenfalls leidtat. »Komm schon, Liebes. Kate muss arbeiten.«
    Daniels sah ihn an. »David, bitte …«
    »Sie brauchen nichts zu erklären.«
    »Doch.« Sie hasste es, die beiden zu enttäuschen, aufs Neue zu enttäuschen, aber sie verdienten es, die Wahrheit zu erfahren. »Es ist nur so, dass wir alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, es gibt einfach keine Spuren. Um ehrlich zu sein, wir stecken mit den Ermittlungen in einer Sackgasse.«
    David legte den Arm um seine Frau, als wollte er sie vor Daniels’ harten Worten schützen. »Sie legen den Fall zu den Akten?«
    Elsie war schockiert. »Das dürfen Sie nicht!«
    »Nein. Sie haben mein Wort …«, sagte Daniels sanft. »Aber wer immer Sarah ermordet hat, ist uns noch nicht bekannt. Vielleicht macht er einen Fehler, und wenn er das tut …«
    »Dann wird er noch jemanden umgebracht haben«, schluchzte Elsie.

8
    Bevor er gesessen hatte, war es nie so einfach gewesen, aber jetzt warf der Junge nur einen Blick auf das Geld und sauste davon. Wahrscheinlich dachte er, er hätte das Geschäft seines Lebens gemacht – bis er zurückkam und ein deftiges Schmiergeld erwartete. Es war, als würde man einem kleinen Kind ein Bonbon wegnehmen. Er konnte ja wohl kaum zu den Bullen laufen, oder?
    Abgesehen davon redeten Tote bekanntlich nicht.
    Sie hatten vereinbart, sich am Big Waters zu treffen, einem entlegenen Naturreservat in der Gegend von Brunswick, wo der Austausch stattfinden konnte, ohne dass sie fürchten mussten, entdeckt zu werden. So hatte er es zumindest dem kleinen Arschloch versichert. Aber als der dann dastand und in Erwartung des Zasters seine verschwitzte Hand ausstreckte, war klar, dass er die Sache nicht gründlich bedacht hatte, die Folgen, wenn man eine Waffe samt Munition an einen professionellen Killer aushändigte – jemanden, der eine ernsthafte Aufgabe zu erledigen hatte.
    Bis zu dem einen Moment, der sein Herz höher schlagen ließ.
    Dem fantastischen Moment, in dem das Lächeln aus dem Gesicht des Jungen schwand und die Angst seine Sinne schärfte, gefolgt von einem kurzen, aber unmissverständlichen Aufflackern des Begreifens in seinem Blick, während er in den Lauf der Waffe starrte, an dessen Ende sein Schicksal harrte. Sprachlos wich er zurück in den Sumpf, stolperte durch die hohen Gräser, die das offene Wasser säumten, fürchtete die Waffe weit mehr als die Tatsache, dass er niemals schwimmen gelernt hatte.
    Er fiel hintenüber, kam nach Atem ringend wieder hoch, von Panik übermannt.
    Vom Ufer aus beobachtete er, wie der Junge unter der Wasseroberfläche verschwand, einmal … zweimal … dreimal … Er empfand pure Freude, als Blasen aufstiegen, der Beweis, dass Wasser in die Lungen eingedrungen war und den letzten gequälten Atem herauspresste. Zufriedenheit überkam ihn, als er sich setzte, die Hände verschränkte, die Knie hochzog bis an die Brust und hinaussah auf die schimmernde Fläche des Sees, während die Sonne sein Gesicht wärmte und um ihn her die Vögel sangen. Es war beinahe poetisch; ein weiterer

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