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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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fünfundzwanzig. Halten Sie sich auf der Dean Street links Richtung Quayside und fahren Sie dann etwa eine halbe Meile Richtung Osten. Sie können’s nicht verfehlen.«
    »Wer leitet die Ermittlung?« Daniels hoffte, dass es jemand Fähiges wäre: kein Detective, der weniger Erfahrung hatte als sie – niemand, der gerade erst befördert worden war, weil seine Nase irgendwem gefallen hatte.
    »Sie.«
    »Sehr lustig. Wo ist Bright?«
    »Hat mit einem anderen Opfer im West End zu tun.« Brooks erhob die Stimme, um andere in der Leitstelle zu übertönen. »Auch was Unangenehmes, nach allem, was man so hört. Also, Sie sind auf sich allein gestellt.«
    »Sie machen Witze.«
    »Nein, ich mein’s todernst.«
    Daniels boxte triumphierend in die Luft: Es schien ihr Glückstag zu tun, auch wenn Glück in Wirklichkeit nur wenig damit zu tun hatte. Ihr erster Einsatz als Senior Investigation Officer hatte lange auf sich warten lassen, aber hier war er. Allein der Gedanke daran entlockte ihr ein Lächeln.
    »Wen wollen Sie dabeihaben?«, unterbrach Brooks ihre private kleine Freudenfeier.
    »DS Gormley.«
    »Sie sollten sich vorsehen, Ma’am, die Leute könnten reden.«
    »Was Sie nicht sagen.« Daniels lächelte trocken. »Und Sie haben den Spitznamen ›die Quelle‹ rein zufällig bekommen, nehme ich an.«
    »Autsch! Ganz schön schlagfertig.«
    »Wir reden später, AI. Ich muss los.«
    Sie legte auf. Acht Minuten später war sie auf dem Weg.
    Es herrschte ungewöhnlich viel Verkehr, als sie durch die Stadt fuhr und hoffte, dass Hank Gormley bereits von Brooks kontaktiert worden war. Und so war es. Als sie um die Ecke bog, sah sie ihren Detective Sergeant auf seiner Gartenmauer sitzen. Gormley stand auf, als er den Wagen näherkommen hörte. Er warf seine Zigarette weg, zertrat sie mit dem Fuß auf dem Bürgersteig. Daniels hielt gerade lang genug am Straßenrand, damit er auf den Beifahrersitz gleiten konnte, dann wendete sie schnell und trat das Gaspedal durch, während sie auf die Innenstadt von Newcastle zuhielt.
    Gormley machte es sich auf dem Sitz bequem. »Worum soll’s denn gehen?«
    Daniels bog rechts ab und berichtete ihm das Wenige, das sie wusste. Genaue Einzelheiten waren rar. Der Schließer des Salieri’s, eines beliebten italienischen Restaurants, hatte die Schießerei gemeldet. Er hatte gerade abschließen wollen, als eine Frau zetermordio schreiend angelaufen kam. Gormley hörte sich alles aufmerksam an, ohne sie zu unterbrechen. Seine Geduld und seinen guten Charakter schätzte sie am meisten an ihm.
    Als sie sich der Innenstadt näherten, setzte Daniels das Blaulicht aufs Dach ihres Zivilfahrzeugs. Sie nahm eine Abkürzung durch eine Einbahnstraße in entgegengesetzter Richtung. Die Entscheidung erwies sich als kontraproduktiv, als der Verkehr vor der St. Marys Cathedral in einem unübersichtlichen Stau zum Erliegen kam. Ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad trommelnd, starrte Daniels mit leerem Blick auf das Gebäude. Die beeindruckende Architektur ließ sie kalt. Sie war in Gedanken anderswo, dachte an Tod, Priester und eine ganz bestimmte Kirche.
    Gormley folgte ihrem Blick: »Wahrscheinlich hast du noch Zeit für drei Ave-Marias.« Sein Witz ging unter wie eine Bleiente. »Was denn? Du bist doch ein gutes katholisches Mädchen, oder?«
    »War ich, Hank. Das ist vorbei.« Daniels hupte, weil der Fahrer vor ihr sich weigerte, den Weg freizumachen.
    Gormley begriff, dass er das Falsche gesagt hatte, und versuchte, den Schaden wiedergutzumachen. »Hör mal, so was wie in St. Camillus würde jedermanns Glauben erschüttern.«
    »Fang gar nicht erst damit an, Hank; das hat überhaupt nichts damit zu tun.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ich weiß es.« Daniels schob sich voran, schubste die Stoßstange des Wagens vor ihnen leicht an. »Sagen wir’s mal so: Seit dem Tod meiner Mutter war ich nicht mehr in der Kirche. Und dabei belassen wir’s, einverstanden?«
    »Aber du bist doch wieder dort gewesen … Danach.«
    »In St. Camillus?« Ein Bild der beiden Leichname blitzte in Daniels’ Erinnerung auf. Ihre Entdeckung hatte sie zutiefst getroffen, hatte sie seither an jedem Arbeitstag beschäftigt, sie in jeder Nacht verfolgt. »Ja, und sieh nur, was es mit mir gemacht hat.«
    Gormley sagte nichts mehr, während Daniels in der Schlange vorrückte, aufgewühlt, aber nicht in der Stimmung, das Thema weiter zu vertiefen. Sie hupte wieder, diesmal anhaltend, bis der Wagen vor ihnen auf den Bürgersteig fuhr.

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