Hannah, Mari
rassistisch motivierte Straftat war das nicht.
Das war einfach zu komisch.
40
»Ich höre«, sagte Bright, während er einen raffinierten Linksturn machte.
»Nein, Chef. Wenn du wirklich zuhören würdest, hätten wir dieses Gespräch nicht«, sagte Daniels.
»Was soll das denn heißen?«
»Okay, du hast gefragt, also sag ich’s dir. Wenn du weiter darauf bestehst, diese Ermittlung zu überwachen, dann bin ich raus. Ich werde hier im Dunkeln gelassen, und du hast ganz offensichtlich kein Vertrauen in mich.«
»Das ist doch absoluter Unsinn, und das weißt du auch.« Bright überfuhr eine Ampel, als sie gerade auf Rot umsprang. »Du könntest diesen Fall sogar mit verbundenen Augen lösen. Das ganze Team eifert dir nach, und wer wollte es ihnen verdenken? Es gibt keinen, den ich eher ganz oben sehen würde, Kate. Du bist der beste Detective, mit dem ich je gearbeitet habe.«
»Oh, daran erinnerst du dich noch!«, gab Daniels zurück. »Ja, gut, ich bin die Beste, und genau deswegen gefällt es mir nicht, unterminiert zu werden. Ich mein’s ernst, Chef. Und wenn dir das nicht gefällt, dein Pech!«
Bright fluchte, als er die Abfahrt verpasste, und schwieg eine Weile. Daniels wünschte sich, er würde mal einen Zahn zulegen. Hank wartete in der Zentrale auf sie, und die Atmosphäre im Wagen war eisig, um es gelinde auszudrücken. Alles, was sie von ihrem Boss wollte, war ein bisschen Aufrichtigkeit. War das denn zu viel verlangt?
O ja, genau! Wie scheinheilig hörte sich das denn an? Sogar in ihrem eigenen Kopf?
Daniels sah zum Seitenfenster hinaus, während sie von der Quayside in Richtung Stadtzentrum fuhren. Sie spürte, wie ein schmerzlicher Druck sich auf ihre Brust legte. Sie war kurz davor gewesen, Bright die Wahrheit zu sagen, aber in letzter Minute hatte sie die Nerven verloren und gekniffen. Sie konnte es einfach nicht. Stattdessen würde sie ein Loch schaufeln, das tief genug war, um nicht nur sich selbst darin zu vergraben, sondern auch ihre kostbare Karriere. Inzwischen schien es ihr beinahe der größere Verrat, ihrem Boss alles zu erzählen, als es nicht zu tun. Andererseits war er schon immer ihr Boss gewesen – hätte er es nicht vielleicht verstehen können?
Wohl kaum!
Eher würde die Hölle zufrieren.
Zehn Minuten später betraten sie den Pausenraum des Polizeigebäudes. Um diese Tageszeit war er beinahe leer, diente als ruhiger Ort, wo man sich mal unterhalten konnte, ohne dass jemand mithörte. Seit Jahren dachte Bright hier über schwierige Fälle nach, weil er dafür eine weniger formelle Umgebung bevorzugte als die Einsatzzentrale, in der man ständig abgelenkt wurde. In diesen vier Wänden war er schon so manchem Täter auf die Spur gekommen, und auch wenn diese wenig formelle Art nicht die ihre war, musste Daniels zugeben, dass unter dem Strich die Ergebnisse zählten.
Es war ein schäbiger Raum, in dem alle möglichen Dinge herumlagen: Schminkutensilien, Bücher, Zeitschriften, abgelegte Kleidung. Der Billardtisch in der Ecke war mitten im Spiel verlassen worden. Bright nahm einen Stock, setzte das Dreieck an die richtige Stelle und führte seinen ersten Stoß aus. Er traf die Billardkugel hart und ließ die anderen in alle Richtungen auseinanderspritzen.
Gormley beobachtete, wie eine Kugel in eine Seitentasche rollte. »Reiner Zufall!«
Bright bedachte seinen nächsten Stoß und entschied sich für die schwierigere von zwei Möglichkeiten. »Also …« Er zog den Stock zurück. »Was ist da los mit dem ACC?«
»Während wir hier reden, ist er anscheinend auf dem Weg zurück aus Schottland«, sagte Gormley. »Gerüchten zufolge will er meinen Dienstausweis kassieren.«
Bright lochte grinsend eine weitere Kugel in die Ecktasche ein. Er zwinkerte Daniels zu und ging um den Tisch herum, erwog alle möglichen Winkel. Doch nach der ganzen Show verfehlte er die Ecktasche um Haaresbreite. Während Gormley an den Tisch trat, um sein Spiel zu machen, lehnte Bright sich mit verschränkten Armen an die Wand, einen Fuß über den anderen geschlagen, einen ernsten Ausdruck im Gesicht.
Er dachte an Stella.
»Halten Sie es für möglich, Chef, dass Martin Manns genug ist, um zu töten?«, fragte Daniels.
Bright antwortete ehrlich. »Kommt darauf an, was auf dem Spiel steht, nehme ich an. Seien Sie besser vorsichtig mit dem, was Sie ihm vorwerfen, Kate. Er kann ziemlich unangenehm werden, wenn er es für nötig hält. Kommt man ihm in die Quere, zockt er einen bei der ersten sich
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