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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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studierte, dachte er an das Gespräch zurück, das er früher am Tag mit Daniels gehabt hatte. Sie hatte so ein Gefühl, dass die Anwältin nicht ganz sauber war – es sah aus, als würde dieses Bauchgefühl jetzt bestätigt.
    »Okay, danke, ich kümmere mich darum.« Brown legte gerade auf, als Gormley hereinkam. »Haben Sie den Boss gesehen, Hank?«
    Motorengeräusch heulte vor dem Fenster auf, als der Toyota davonraste. »Ich fürchte, sie ist gerade weg«, sagte Gormley.

42
    Sie konnte sich nicht bewegen. Etwas hielt sie unten, drückte auf ihre rechte Schulter. Ihr war kalt: sehr, sehr kalt. Sie konnte ein grässliches, mahlendes Geräusch hören. Lichtblitze. Bewegungen auch. Eine Hand drückte auf ihre linke Hüfte. Eine Stimme, nah und doch weit entfernt. Worte, gedämpft und unverständlich, als spräche jemand durch eine dicke Decke.
    »Sprich mit mir, Schätzchen …«
    »… sprich mit mir …«
    Jo erwachte in Panik. Der Anblick von Daniels, die an ihrem Bett Wache hielt, war eine eindeutige Erinnerung daran, dass ihre Probleme sich nicht in Luft aufgelöst hatten. Einige Sekunden lang sahen sie einander einfach nur an und bereuten die harten Worte bei ihrem letzten Aufeinandertreffen.
    »Ich habe geträumt«, sagte Jo. »Du hast bestimmt mein Zimmer verwanzt. Darf ich überhaupt mit dir reden, so lange ich noch hier drin bin?«
    »Sind alle Psychiater so paranoid?« Daniels grinste und machte eine Show daraus, ängstlich über die Schulter zur Tür zu blicken. »Mach dir keine Sorgen, ich bin nicht verkabelt. Ich würd’s dir ja auch zeigen, aber man könnte mich durchschauen.«
    »Spielverderber.«
    Ein Moment heftigen Bedauerns.
    Jo wurde ernst. »Warum bist du hier? Um mir noch mehr Fragen zu stellen?«
    Daniels fiel auf, dass die Schwellungen um ihre Augen langsam verschwanden. Ihr Gesicht kehrte allmählich zu seiner normalen Form zurück, sie hatte ein bisschen Farbe bekommen und ein vertrautes Glitzern in den Augen. Sie wollte ihr sagen, dass sie hier war, weil sie ihr etwas bedeutete, weil sie etwas bedauerte, weil …
    Scheiße! Niemals würde sie sich das anhören. Also, wozu dann?
    »Du weißt, dass du noch offiziell vernommen werden musst?«, sagte sie stattdessen.
    Jo strich sich eine feuchte Haarlocke aus dem verschwitzten Gesicht. »Von dir?«
    »Nein, nicht von mir. Versprochen.«
    Wie sie als Ermittlungsleiterin dieses Versprechen halten sollte, war Daniels allerdings nicht so ganz klar. Wie sollte sie rechtfertigen, dass sie ausgerechnet die Hauptverdächtige nicht selbst vernehmen wollte? Sie schob den Gedanken beiseite.
    »Jetzt im Moment bin ich als Freundin hier, Jo, nicht als Polizistin. Wenn du irgendwas brauchst, sag es mir, egal, was es ist, jetzt ist der richtige Augenblick dafür. Wenn …«
    Sie brach ab, bekam die Worte nicht heraus. Sie hatte eine Frage stellen wollen, deren Antwort sie brennend interessierte. Doch wenn sie etwas in ihrer Polizeikarriere gelernt hatte, dann war es, dies nicht zu früh zu tun. Und jetzt starrte Jo sie an, sah beinahe durch sie hindurch, als wäre sie ein Alien von einem anderen Stern.
    »Hör dir nur mal selbst zu!« Sie war wieder wütend, aber auch enttäuscht. »Ja, ich habe ihn gehasst. Aber doch nicht genug, um ihn umzubringen.«
    »Nach allem, was der Dreckskerl dir angetan hat? Ich hätte ihn ja selbst umbringen können.«
    Jo sagte nichts.
    »Sieht du, wie das für Dritte aussieht?«
    »Meinst du, ich müsste daran erinnert werden? Sogar Tom und James haben ihre Zweifel. Ich seh’s an ihren Augen, auch wenn sie versuchen, es zu verbergen. Bitte sag mir, dass sie keine Verdächtigen sind.«
    Daniels wollte nichts lieber, als ihr Trost zu spenden, aber James hatte hinsichtlich seines Aufenthaltsortes gelogen, und, nun ja, so einfach war das alles nicht. Gormley hatte ihn erneut zur Vernehmung einbestellt. »Du weißt, wie das läuft, Jo. Wenn ihre Alibis überprüft sind, wirst du die Erste sein, die davon erfährt. Jetzt möchte ich aber gern mit dir über den Unfall sprechen.«
    »Wie ich schon sagte: Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Dein Auto ist von der Straße abgekommen, als du von der Küste in Richtung Ai gefahren bist, nördlich von Morpeth. Deine Sekretärin sagt, du wärst am Freitagnachmittag zu einem Gespräch nach Acklington gefahren.« Die Information löste keine Reaktion aus. »Soll nicht einer von deinen Lebenslänglichen demnächst entlassen werden?«
    Jos Gesichtsausdruck war leer.
    Daniels lieferte ihr

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