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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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noch ein paar mehr Informationen in der Hoffnung, dass sie sich erinnerte. »Es soll demnächst erneut über seine Bewährung beraten werden, und sein Verhalten hat wohl Anlass zur Sorge gegeben. Der Direktor wollte ihn zurück nach Dartmoor verlegen, wollte aber noch eine Stellungnahme von dir einholen, bevor er endgültig alles arrangierte.«
    »Welcher Insasse?«
    »Woodgate?«
    »Oh …«
    »Erinnerst du dich an ihn?«
    »Den vergisst man nicht so leicht. Er ist nicht gerade der beliebteste Mensch dieser Erde. Tut mir leid, Kate, das ist wie ein großes schwarzes Loch hier drin. Ich kann dir nicht sagen, ob ich bei ihm war oder nicht. Haben die denn meinen Blackberry nicht nach dem Unfall gefunden?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in dem Bericht, den ich gelesen habe, etwas davon gestanden hätte. Ich überprüfe das.«
    Daniels’ Laune hob sich. Wenn sie Jo dabei helfen konnte, sich an ihren letzten Termin zu erinnern – wo sie gewesen war, mit wem sie gesprochen hatte –, dann konnten sie sich vielleicht bis Donnerstag den fünften zurückarbeiten.
    Mit ein bisschen kognitiver Interviewtechnik könnte es klappen.
    Jos Gesicht erbleichte, während Daniels’ Stimme immer leiser wurde. Es war, als hätte sie der Ernst ihrer Lage plötzlich wie ein Schlag getroffen. Sie sah auf einmal sehr klein und unbedeutend aus vor dem Hintergrund der weißen Laken, wie eine gebrechliche alte Dame, die nicht mehr wusste, wo sie war oder wie sie dort hingekommen war.
    »Ich weiß, dass du Angst hast«, flüsterte Daniels, »aber ich bleibe bei dir. Ich lass dich nicht allein mit dieser Geschichte. Das verspreche ich.«

43
    Im Vernehmungszimmer zwei saß James Stephens und wartete nervös darauf, dass die Vernehmung begann. Gormley faltete die Hände vor seinem Bauch und musterte den jungen Mann ihm gegenüber. Er ähnelte in gewisser Weise seinem eigenen Sohn, Ryan; einem Sohn, den er verlieren könnte, wenn es ihm nicht gelang, seine Ehe zu retten. Gormleys Frau Julie war endgültig an ihre Grenzen gekommen: Sie hatte genug davon, immer nur die zweite Geige zu spielen, weil sein Job vorging, genug von Arbeitstagen rund um die Uhr und abgesagten Verabredungen. Sie hatte ihm ein Ultimatum gestellt; entweder er nahm Ryan und sie ernst, oder sie würden an die Südküste ziehen und dort ein neues Leben anfangen, ohne ihn.
    Er schob diesen besorgniserregenden Gedanken beiseite, schaltete das Aufnahmegerät ein. Er sah keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden, und stieg direkt ein. »Mr. Stephens, gibt es noch irgendetwas, das Sie den Informationen hinzufügen möchten, die Sie DCI Daniels gegeben haben, als Sie hier waren, um uns freundlicherweise bei unseren Ermittlungen zu unterstützen?«
    Mit einem etwas dümmlichen Blick schüttelte James den Kopf.
    »Nur für die Aufnahme, James Stephens hat den Kopf geschüttelt. Könnten Sie bitte die Frage beantworten?«
    »Nein«, murmelte James. »Ich habe nichts hinzuzufügen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hab ich doch gesagt, oder?«
    »Das ist interessant – sehen Sie, dem CID Sheffield zufolge waren Sie zu dem Zeitpunkt, den Sie angegeben haben, gar nicht in Ihrem Studentenwohnheim.«
    James zuckte die Achseln.
    Gormley war zu lange im Geschäft, um sich vom Draufgängertum des jungen Mannes blenden zu lassen. Der Junge machte sich vor Angst beinahe in die Hosen, obwohl er versuchte, gerade das Gegenteil vorzutäuschen. Seine Körpersprache verriet ihn: rasche Augenbewegungen, die Hände vor den Genitalien, das wippende Knie, der Fuß, der ständig auf den Boden tippte. Aber Gormley wusste auch, dass er kein Killer war. Darauf hätte er seine Pension und seinen guten Ruf verwettet.
    »Also, wo waren Sie dann?«, fragte er.
    James’ Blick schnellte zur LED-Anzeige auf dem Aufnahmegerät.
    »Hören Sie, ich würde ja liebend gern mit Ihnen hier die ganze Nacht sitzen und plaudern, weil meine Frau eine grässliche Nervensäge ist. Aber ich wette, dass Sie was Wichtigeres zu tun haben, also warum tun Sie sich selbst nicht den Gefallen und erzählen mir einfach die Wahrheit?«
    James rutschte auf seinem Stuhl herum. »Na ja, genau genommen habe ich das schon – die Wahrheit gesagt, meine ich.«
    »Sie müssen sich schon ein bisschen mehr Mühe geben.«
    »Ich war sehr wohl in Sheffield.« James machte ein Gesicht wie ein Junge, der mit der Hand im Bonbonglas erwischt worden war. »Nur war ich nicht ganz aufrichtig, was meine Lebensumstände betrifft.«
    Gormley

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