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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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sie einem modernen Headset lauschte.
    Er sah sie durchdringend an. »Miss, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Sie tippte weiter. »Es dauert bestimmt nicht mehr lange.«
    Brown ließ sich nicht länger vertrösten, zog kurzerhand der Frau den Stecker raus. Sie unterbrach ihre Arbeit, nahm das Headset ab und sprach herablassend, mit einem Akzent, den er nicht recht einordnen konnte, der aber ganz sicher nicht aus dem Nordosten kam: »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, Officer, Ms. Wood ist in einer Besprechung mit einem Senior-Partner und darf nicht gestört werden. Von niemandem.« Sie lächelte. »Ich werde hier nicht meinen Job riskieren, um …«
    »Dann sagen Sie ihr, dass ihre Gegenwart im Rahmen einer Mordermittlung in der City Central Police Station erforderlich ist.«
    Das Lächeln der Empfangsdame gefror. »Ich sehe mal nach, wie lange es noch dauert.«
    »Zu freundlich.«
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, öffnete sich eine Seitentür, und eine attraktive Frau erschien. Sie führte ihn in ein traumhaft schönes Büro, einen riesigen Raum mit bodentiefen Fenstern, die nach Süden hinausgingen und einen Ausblick auf ähnlich prächtige Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Straße boten.
    »Bitte fassen Sie sich kurz, ich bin sehr beschäftigt.«
    »Bei allem Respekt, aber ich bin hier im Rahmen einer Mordermittlung, Madam. Das wird so lange dauern, wie es dauert.«
    Wood ging um ihren Schreibtisch herum und verschanzte sich dahinter. »Ich hatte schon Ihre Chefin hier, Police Constable Brown. Worum geht es denn dieses Mal?«
    »Detective Constable Brown. Nur ein, zwei Fragen.«
    »Als da wären?«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie Ihrer ursprünglichen Aussage noch etwas hinzuzufügen haben?«
    Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte Wood ihre Besorgnis nicht verbergen. »Ich hätte es Sie wissen lassen, wenn dem so wäre.«
    Brown ließ Luft zwischen den Zähnen ausströmen. »Dann haben wir hier ein Problem. Sehen Sie, wir haben eine Zeugin, die behauptet, Sie hätten in der Nacht zum fünften November Besuch gehabt, und doch haben Sie es versäumt, das zu erwähnen, als Sie vernommen wurden. Natürlich können Zeugen sich irren, aber diese schien sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein.«
    Er glaubte nicht eine Minute lang, dass die Anwältin ihm das ohne weiteres abnehmen würde – nicht umsonst war er Polizist. Und er hatte Recht. Wood antwortete nicht gleich, aber ihre Gesichtsfarbe schien dunkler zu werden, kaum wahrnehmbar, aber immerhin.
    »Was für eine Zeugin?«, fragte sie und versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen.
    »Also stimmt es?«
    »Natürlich nicht!«
    Wood holte tief Luft, ihr plötzlicher Ausbruch war ihr peinlich. Sie schenkte ihm ein perlweißes Lächeln. Brown kam zu der Überzeugung, dass sie die meisten Männer mit diesem Lächeln um den Finger wickeln konnte. Nun, es würde nicht funktionieren. Dieses Mal nicht. Sie war definitiv nicht sein Typ.
    »Ich war den ganzen Abend allein«, sagte Wood. »Ihr Zeuge irrt sich.«
    Brown lächelte. »Danke, das war alles, was ich wissen wollte.«
    Jetzt war sie wirklich beunruhigt. Ein Anflug von Panik huschte über ihr Gesicht. Ganz offensichtlich hatte sie nicht erwartet, so schnell entlassen zu werden. Sie blickte ihn vollkommen verwirrt an.
    »Das ist alles? Sie haben die ganze Zeit gewartet, nur um eine Antwort auf so eine simple Frage zu bekommen?«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Brown den Raum, hochzufrieden, weil er der arroganten Ziege die lange Wartezeit heimgezahlt hatte. Als er die Tür hinter sich schloss, stand ihm ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck noch eine Weile vor Augen.

46
    An der Tankstelle herrschte Hochbetrieb, als Assistant Chief Constable Martin seinen Jaguar auftankte. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie seine Frau Muriel einen weiteren Schluck Bombay Sapphire aus der Flasche nahm, die sie kurz vor der Abfahrt noch heimlich eingesteckt hatte.
    Er zog seine Brieftasche hervor und ging hinein, um zu bezahlen.
    Kaum war er eingetreten, spürte er ein Vibrieren in der Innentasche seiner Barbour-Jacke. Bis er das Handy herausgeholt hatte, hatte der Anrufer aufgelegt.
    Martin drückte den Rückrufknopf, immer mit einem Auge auf Muriel, als zwei deutsche Motorradfahrer hereinkamen. Einer der beiden fing an, sich in seiner Muttersprache darüber zu beschweren, dass es kein Restaurant gab. Es sei unverschämt, das hier eine Servicestation zu nennen, fügte der andere hinzu.
    Das

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