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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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andere Menschen, vor allem Fremde, sie berührten. Interessant, dass sie sich daran erinnerte, nicht aber an seinen Namen. Sie wandte sich dem Tisch zu. Eine Vase mit Wiesenblumen stand darauf, zwei dunkelblaue Sets, ein tiefer Teller, ein flacher Teller, Brot, Butter, Marmelade, Honig, ein Topf, aus dem es dampfte.
    Ihr Magen machte sich laut bemerkbar. Er dirigierte sie zu dem Stuhl, auf dem Tisch ein tiefer Teller. Er nahm den Schopflöffel und füllte den Teller mit Suppe. Hanna ergriff den Löffel, tauchte ihn ein in die duftende Flüssigkeit. Lecker. Die warme Suppe floss durch ihren Hals, dann in ihren Bauch. Es war eine Hühnersuppe mit Reis.
    Während sie die Suppe aß, schmierte er sich ein Brot mit Honig, das er aß. Erst bei dem zweiten Teller bemerkte sie, dass er nicht redete, was sie als angenehm empfand. Er widmete sich dem Essen mit der gleichen Intensität wie sie. Auf dem Tisch stand ein Krug Wasser und Johannisbeersaft. Sie mischte sich den Saft mit dem Wasser und trank das Glas in einem Zug aus. Sie füllte ein zweites.
    Schließlich waren ihre Bedürfnisse gestillt. Sie fühlte sich kräftiger, nur das Pochen im Kopf hatte sich verstärkt. Ihre Finger gingen zu ihrer Nasenwurzel. Sie zog die Stirn in Falten, als könnte sie so dem Schmerz entgehen. Der Mann stand auf und holte eine Packung mit Tabletten, die er vor sie hinlegte. Sie starrte darauf, fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
    „Das sind einfache Schmerztabletten. Versuche es mit einer.“ Das Pochen verstärkte sich, gewann an Intensität. Ihre Hand krallte sich in die Tischplatte. „Du brauchst keine zu nehmen, wenn du es nicht möchtest.“
    Sie löste ihren Blick von der Packung und sah ihn an, sah wieder die Packung an, dann drückte sie eine Tablette aus dem Blister und schluckte sie hastig mit Wasser hinunter. Sie lehnte sich in dem Stuhl zurück und wartete auf die Wirkung. Aus halb geschlossenen Augen betrachtete sie den Mann, der links neben ihr saß. Seine Arme waren kräftig, seine Finger ungewöhnlich lang und schmal. Die Bewegungen, mit denen er sein Brot schmierte, waren effizient. Er ließ sich nicht davon stören, dass sie ihn betrachtete.
    „Wo sind wir?“
    „In Norwegen.“
    „Wie heißt du?“
    „Ben.“
    „Weiter?“
    Er sah sie an. „Belassen wir es erstmal bei Ben.“
    In ihrem Bauch machte sich ein Kribbeln bemerkbar. Ben. Sie wusste auf einmal, dass ihr der Mann nicht fremd war. Aber der Name sagte ihr genauso wenig wie Hanna. Ben. Wieso hatte sie keine Angst vor ihm? Weshalb vertraute sie ihm?
    „Ich bin müde.“
    „Soll ich dich hochbringen?“
    Sie wollte verneinen, doch ihr Körper fühlte sich mit einem Mal schwer wie Blei an. Bevor sie antworten konnte, stand er bereits neben ihr und hob sie in seine Arme, als wäre sie leicht wie eine Feder. Sie protestierte nicht, legte ihre Arme um seinen Hals. Die Wärme seines Körpers übertrug sich auf ihren. Er roch nach einer Mischung aus Kräutern und Holz. Ein angenehmer Duft. Ihr Plusschlag beschleunigte sich leicht, passte sich seinem Herzschlag an, den sie spürte.
    Vorsichtig setzte er sie auf ihrem Bett ab und löste ihre Hände von seinem Hals. Für einen Moment schwebte sein Gesicht vor ihrem, und sie fühlte seinen Atem auf ihrer Haut. Es machte ihr keine Angst, ihm so nahe zu sein. Er richtete sich auf, räusperte sich. „Ich nehme an, deine Hose kannst du alleine ausziehen?“
    Er war wirklich nett und einfühlsam. Seine Augen fielen auf die Kanüle, die am Boden lag. Er bückte sich, hob sie auf, löste den Plastiksack von dem Holzständer. „Das benötigen wir wohl nicht mehr.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Wenn du mich brauchst, ich bin entweder unten oder in dem Zimmer in der Mitte.“
    „Ben?“
    Er drehte sich um und sah sie mit einem wachsamen Blick an. „Ja?“
    „Danke.“
     
    Ihre Schlafphasen wurden immer kürzer. Sie aß, was immer er ihr vorsetzte. Ansonsten ließ er sie in Ruhe, wahrte Distanz und kam ihr nie mehr so nahe wie am ersten Tag ihres Erwachens. So nannte sie es in ihren Gedanken: ihr Erwachen. Nach und nach erkundete sie die Hütte. Sie war nicht besonders groß, dafür sehr gemütlich. Insgesamt gab es oben fünf Zimmer. Drei Zimmer waren je mit einem Doppelbett, einem Schrank und zwei Nachtkästchen ausgestattet, ein viertes mit zwei Stockbetten, zuletzt das Bad mit Toilette. Unten gab es neben dem großen Wohnraum mit der Küche eine Vorratskammer, einen Haushaltsraum mit Waschmaschine und ein

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