Hannas Wahrheit (German Edition)
vor, als wäre sie gefangen in einem Albtraum. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an. Die Stewardess kam, schlagartig verschwand das Lächeln der Frau. Stattdessen starrte sie Hanna Rosenbaum an.
„Geht es Ihnen gut, oder brauchen Sie einen Arzt?“ Sie drehte ihr Gesicht von der Frau weg.
„Ihr geht es gut, danke. Haben Sie einen Whiskey?“, beruhigte Harald Winter die Stewardess. Zögernd nickte sie.
„Möchten Sie auch etwas trinken?“, wandte sich die Frau erneut an Hanna Rosenbaum.
Harald Winter sah Hanna fragend an, doch sie schüttelte den Kopf. Sie hatte keinen Durst, keinen Hunger, überhaupt keine Bedürfnisse. Vergessen, nicht nachdenken, war alles, was sie wollte und worauf sie sich zu konzentrieren versuchte. Angestrengt starrte sie aus dem Fenster, um Einzelheiten von der Landschaft unter ihr zu entdecken. Die Augen zu schließen traute sie sich nicht.
Ihre kleine Maschine landete auf einem Flughafen außerhalb von Nairobi, der sowohl dem Militär, als auch dem Tourismus diente. Schon von Weitem sahen sie die fünf Soldaten, keine Einheimischen, sondern Weiße. Der Blick des einen schweifte über die Passagiere des eben gelandeten Flugzeugs. Sein Blick blieb auf ihr hängen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Ein kurzer Wortwechsel mit dem Sicherheitsdienst des Flughafens, dann kamen die Soldaten zielstrebig auf sie zu. Es gab kein Zweifel, weshalb sie hier waren.
„Verdammt …“, stöhnte Winter neben ihr, „… das wäre auch zu einfach gewesen.“
„Harald Winter und Hanna Rosenbaum?“ Der Soldat, dessen Blick durch die Ankunftshalle geschweift war, sprach sie in perfektem Deutsch an. Harald Winter nickte stumm. Hanna presste die Lippen zusammen und musterte die Soldaten, die vor ihnen standen, einen nach dem anderen. Einer von ihnen war eine Frau, die ihr freundlich zulächelte. Doch in Hanna hallten noch die Schüsse von dem Überfall nach, und auch wenn die Frau lächelte, war sie genauso bewaffnet wie ihre Kameraden.
„Mein Name ist Major Wahlstrom.“ Dann zeigte er zunächst auf die Soldatin: „Leutnant Brunner, Leutnant Richter, Oberleutnant Mader und Oberleutnant Schulte.“ Jeder von den Genannten straffte sich bei der Nennung seines Namens, es fehlte nur noch, dass sie salutierten.
„Wir sind vom nigerianischen Militär informiert worden, dass Sie bei einem Überfall auf ein Dorf dabei waren.“ Sein Blick lief kurz über sie und Harald Winter. „Es tut mir leid, doch wir müssen Sie bitten, uns Bericht zu erstatten.“
„Gehören Sie zum deutschen Militär?“, räusperte sich Harald Winter.
„Ja, im Einsatz für die UN.“
„Hören Sie, ich habe bereits alles an das nigerianische Militär berichtet, was wir gesehen haben. Wir waren wirklich nur rein zufällig an diesem Ort …“
Winter wurde von Wahlstrom unterbrochen. „Das können Sie uns gleich in aller Ruhe in unseren Räumlichkeiten erklären.“ Sein Blick schweifte kurz über die Ankunftshalle und blieb an dem Sicherheitsdienst hängen. „Dies ist nicht der richtige Ort dafür.“
Harald Winter seufzte. Hanna griff zu ihrer Kamera, bis ihr wieder einfiel, dass sie kaputt war. Sie strich kurz darüber.
„Können wir vielleicht erst in unser Hotel? Wir sind seit zwei Wochen unterwegs, dann der Überfall, ich würde gerne kurz duschen“, wandte Winter ein. Er sah wirklich mitgenommen aus. Bedauernd schüttelte Major Wahlstrom den Kopf.
„Unsere Basis liegt auf der Strecke. Ich verspreche Ihnen, dass es nicht lange dauern wird.“ Er warf einen Blick auf Hanna Rosenbaum, die immer noch schweigend neben Harald Winter stand.
„Sie haben eine Kopfverletzung, Frau Rosenbaum, wurde sie behandelt?” Ihre Hand ging zu der Beule an ihrem Kopf, ihre Finger tasteten die Erhebung ab. Sie zuckte zusammen, als ein Schmerz sie durchfuhr.
Harry sah sie besorgt an. „Tut es weh? Ist dir schlecht?“ Sie nahm ihre Hand herunter und schüttelte den Kopf.
„Darf ich mal sehen“, hakte der Major nach. Sie zuckte zurück, als er neben sie trat. Er lächelte ihr beruhigend zu. „Ich werde Ihnen nicht wehtun, ich muss nur wissen, ob Sie einen Arzt benötigen.“ Sie sah ihn schweigend, mit schmalen Augen an. Er wandte sich mit einem fragenden Blick an Harry. „Ist Frau Rosenbaum taubstumm?“
„Nein, ist sie nicht. Hanna?“ Harald Winter zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. Mit einem stummen Blick erklärte er ihr, dass es besser wäre, nicht zickig zu sein. Widerwillig gab Hanna Rosenbaum nach, sie
Weitere Kostenlose Bücher