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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ihrer dämlichen Heimordnung! Vermutlich macht sie jetzt ’nen neuen Paragrafen dazu, wo es dann heißt, dass das Vögeln auf dem gesamten Gelände des Vogelnestes, dazu gehören auch die Außenanlagen, zu unterlassen ist. Na ja.
     
    Das mit meinen Eltern ist genau so, wie ich es befürchtet habe, und in meiner kleinen Wohnung können wir zu dritt keine Woche lang überleben, ohne die Tötung eines Familienmitgliedes zu riskieren. Also hab ich meine Kollegin angerufen (die mit dem Schichttausch) und hab gesagt, dass ich den Tagdienst zurückhaben will. Eine Zeit lang zumindest. Sie hat gesagt, das wär jetzt aber schlecht, weil, sie hätte jetzt jemanden kennengelernt, und da wär sie halt nachts schon gern verfügbar. Da sie mir aber noch einen Gefallen schuldig war und ich zu ihr gesagt hab, dass ihr die Typen vielleicht mal etwaslänger bleiben, wenn sie nicht immer so verfügbar wär, waren wir uns schnell einig. Werde also morgen mit dem Tagdienst beginnen und bin somit zu Hause aus dem Schussfeld. Ich komme aber trotzdem morgens zu dir, Hannes, eben dann vor und nicht nach der Arbeit.
    Meine Eltern waren gestern Abend bei den deinen, und es war wohl ’ne lange Nacht, jedenfalls hat mein Schlafzimmer morgens gerochen wie in jenen Nächten, wo wir alle zusammen einiges an Alkohol vernichtet und daraufhin das Bewusstsein verloren haben. Auch war der Leihwagen meiner Eltern nicht vorm Haus, sodass ich davon ausgehe, dass sie ein Taxi benutzen mussten. Jedenfalls hat meine Mutter morgens oder eher mittags zu mir gesagt, dass ihr die Gigi und der Oskar (ja, so heißen deine Eltern nun mal) so gar nicht gefallen. Mir hat sie auch nicht gefallen, meine Mutter, mit ihren roten Augen und der verschmierten Wimperntusche, aber das hab ich ihr nicht gesagt.
    Abends: War heute Nachmittag mit meinen Eltern bei dir, die wollten dich natürlich unbedingt besuchen. Das war wie erwartet hochdramatisch. Eine Liveshow ist eben doch etwas ganz anderes als eine telefonische Berichterstattung. Na, jedenfalls waren die beiden ziemlich erschüttert und dementsprechend wortkarg. Was mir wiederum den Abend gerettet hat, weil keiner scharf auf Unterhaltung war. Hab mir in Ruhe den ›Tatort‹ eingeschaltet, und daraufhin hat meine Mutter gemeint: »Wie du jetzt nur fernsehen kannst, wo es deinem allerbesten Freund so schlecht geht?« Na ja.
    Mittwoch, 13.09.
    War gestern vor der Schicht bei dir und hab feststellen müssen, dass ich wieder mal nicht reindarf zu dir. Es geht dir wohl schlechter und du hast Fieber bekommen. Wie lange willst du mir das noch antun, Hannes? Hab eine Weile durch das kleine Fenster geschaut, und da dieses Mal auf die Nebelschwaden verzichtet wurde, konnte ich dich deutlich sehen. Du liegst da, naturgemäß ruhig, mit deinem winzigen Spalt in den Augen und den blauen Händen. Ich darf nicht rein, um sie dir zu massieren, und es bricht mir das Herz.
    Habe vom Vogelnest aus deine Mutter angerufen, und die hat mir erzählt, dass dich diese Streitereien so krank gemacht haben. Es muss wohl wieder zu einem Zusammentreffen zwischen dem Brenninger, dem Rick und dem Kalle gekommen sein, gestern oder vorgestern, keine Ahnung. Jedenfalls hat’s wohl wieder Streit gegeben, und seitdem geht’s dir schlecht. Dann hat sie wieder angefangen mit ihrem Professor Schlag-mich-tot, und dass der schon recht hatte. Vermutlich hat er das auch, wenn ich mal dran denke, dass du grinsen und Hände drücken kannst, wenn’s dir gut geht. Egal.
    Sie hat nun beschlossen, einen Stundenplan aufzuhängen, einfach um ein erneutes Zusammentreffen der vermeintlichen Gegner zu verhindern. Sie macht das, sobald es dir wieder besser geht und Besuch reindarf. Mich persönlich wird das nicht betreffen, weil morgens ja eh niemand da ist außer mir. Deine Mutter war ganz tapfer, als sie mit mir gesprochen hat, Hannes. Sie hat nicht geweint, wenn ich auch sagen muss, dass ihre Stimme monoton klingt und rau. Mutlos einfach.Hab dann auch nicht mehr gewusst, was ich noch sagen soll, und wir haben aufgelegt.
    Hab dem Bonsai den Kassettenrekorder gegeben und den Schwestern gesagt, jeder, der kommt, um dich zu besuchen, soll da was draufsprechen. Sie werden sich drum kümmern, genauso wie beim ersten Mal.
    Abends hab ich mir die Scheibe von STS reingezogen, ein Bier aufgemacht und die Urlaubsfotos vom letzten Jahr angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass der traditionelle, jährliche Jahresurlaub heuer total ausgefallen ist. Außer dem Brenninger ist

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