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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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in den See geworfen und dabei den alten Kahn entdeckt. Der funkelte ihr nun entgegen in Blau und Grün und Rosa und hatte inzwischen einen Namen bekommen. »Jasmin« stand darauf in rosanen Tönen. Der Flori hat die Walrika zu einer kleinen Bootsfahrt überredet und die Frau Stemmerle stand lange am Ufer und verfolgte den schwappenden kleinen Kahn in leuchtenden Farben.
    Ich bin mit dem Herrn Stemmerle ein wenig durch den Garten gewandert und er hat geschwärmt, was unser Flori daraus gemacht hat. Er hat gesagt, es sei gut, dass der Junge nun mal ’ne Zeit lang hier ist, das Haus braucht einen Bewohner. Er selber kann hier nicht mehr leben, und verkaufen will er es auch nicht. Schließlich hätte irgendein Urgroßvater das Ganze erbaut (vermutlich eher erbauen lassen). Und er hat mir erzählt, dass er wieder eine kleine Tochter habe, und die soll das alles einmal erben, wenn sie erwachsen ist. Solange sie klein ist, wird er sie nicht hierherbringen. Um keinen Preis der Welt. Später hab ich dann den Flori gefragt, warum das Boot nun Jasmin heißt und nicht Zina. Da hat er gesagt: »Weil das der See von der Jasmin ist und wir sind hier nur Gäste.« Wir sind gegen Abend nach Hause gefahren und ich hab die Frau Stemmerle in ihr Zimmer begleitet. Dort hat sie zu mir gesagt: »Ich hab die Jasmin nun dort am See gelassen, Uli. Sie fühlt sich wohl da, hat sie gesagt. Und nun hat sie ja auch ein Rettungsboot, wenn ihr die Arme schwer werden und die Beine   –«
    Hab danach mit der Walrika auf dem Balkon noch eine Zigarette geraucht, und da hat sie endlich wieder mit mir gesprochen. »Sie schlängeln sich doch immer wieder so heraus, Uli, nicht wahr? Sie schlängeln sich durchs Leben, grad wie’s Ihnen passt. Und tun sich mit Ihrem gottgegebenen Charme noch nicht mal schwer dabei. Man mag Sie halt einfach, selbst wenn Sie sämtliche Regeln missachten«, hat sie gesagt. Ich hab ihr dann geantwortet, dass ich schon ziemlich genau drauf achte, alle Regeln einzuhalten, soweit mir das eben möglich ist. Dass aber mein Privatleben niemanden etwas angeht. Und zwar überhaupt niemanden. »Man musssich aber doch in Gottes Namen noch im Spiegel anschauen können«, hat sie darauf gesagt. Ha! Ich kann noch hundertmal mit der Redlich pimpern und mich hervorragend im Spiegel anschauen. Irgendwie kommen wir da nicht zusammen, die Walrika und ich.

Dienstag, 26.09.
    Hallo Hannes,
    ich habe jetzt lange nichts mehr geschrieben und hab mich auch jetzt richtig dazu aufraffen müssen. Mir ist nicht nach Schreiben. Im Grunde ist mir nach überhaupt nichts. Habe vorhin noch mal meinen letzten Eintrag gelesen und mir gewünscht, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ich kann es kaum niederschreiben und muss es doch tun. Die Frau Stemmerle ist am Tag nach unserem gemeinsamen Ausflug am Morgen nicht mehr aufgewacht.
    Wie jeden Tag gab es mit der Posaune einen kleinen Morgentusch, und als ich damit fertig war, ist als Einzige ihre Tür zugeblieben. Jetzt quälen mich seit Tagen Gewissensbisse und Vorwürfe, dass ich sie überredet habe mitzufahren. Sie wäre noch fröhlich und würde ihre Decken häkeln, wenn ich sie nur in Ruh gelassen hätte. Es war wohl einfach zu viel für das alte Herz. Diese Erinnerungen und die Wiederkehr nach so vielen Jahren.
    Vor ein paar Tagen war der Herr Stemmerle im Vogelnest und hat ihre privaten Sachen geordnet. In ihrem Handarbeitskörbchen fand er den Schal, an dem sie zuletzt gearbeitet hat und der am Ende einmal, mit seinesgleichen vernäht, einePatchworkdecke werden sollte. Er hielt ihn hoch und zuckte mit den Schultern.
    »Wollen Sie den, Uli?«, hat er mich gefragt. Und ob ich den wollte! Er ist bunt und warm und er ist von der Frau Stemmerle. Und somit ist er heilig. Die Walrika hat noch die Fäden vernäht, und dann hab ich den Schal mit Stolz auf ihrer Beisetzung getragen. Ihr Sohn wollte sie nicht am Starnberger See bestatten, weil er sagte, hier bei uns hätte sie sich wohlgefühlt und dort soll sie nun auch ruhen. Heute war es so weit. Es waren nicht viele Menschen dort, ihr Sohn halt und wir vom Vogelnest. Sonst hatte sie ja keinerlei Kontakt seit vielen Jahren. Ich hab ihr dann den Zapfenstreich gespielt mit der Posaune, weil sie den so mochte. Bin aber leider wieder ins Jazzig-Rockige abgedriftet, und irgendwie haben mich einfach die Emotionen überrollt. Ich habe mir das Leben aus dem Leib posaunt und bin beim Finale schließlich auf der Erde gekniet. Der Herr Stemmerle und der Prediger haben etwas

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