Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
Popcorn.“
Nanni lächelte in Olivias wasserblaue Augen. Sie war wirklich lieb. Immer fiel ihr irgendeine Freundlichkeit ein, mit der sie Nanni aufmuntern konnte. Als Nanni kürzlich heiser gewesen war, hatte Olivia zufällig Hustenbonbons dabeigehabt. Ein anderes Mal brachte sie ihre Lieblingsbutterplätzchen aus der Stadt mit, die es nur in einem bestimmten Laden gab. Und jetzt schlug sie ihr genau den Film vor, den sie sich schon die ganze Zeit ansehen wollte. Nanni wunderte sich manchmal, wie Olivia es schaffte, mit ihren Gefälligkeiten immer so genau in Schwarze zu treffen. Das hatte fast schon etwas Magisches.
„Also, was ist?“, fragte Olivia. „Willst du?“
„Sehr gern“, erwiderte Nanni mit einem Lächeln. Dann wandten sich die beiden wieder ihren Vokabeln zu und begannen sich leise gegenseitig abzufragen.
Am Nachmittag hatten die Mädchen Kunstunterricht, der im Zeichensaal gleich unter dem Dach stattfand.
Katrin keuchte in allerletzter Minute herein. Sie war noch schnell auf den Speicher gehuscht, um sich zu überzeugen, dass bei ihren Lieblingen, den kleinen Fledermäusen, alles in Ordnung war.
Katrin schaute oft nach ihren kleinen Schützlingen. Nach dem Mittagessen, statt des Nachmittagskaffees oder am Abend, wenn die anderen im Gemeinschaftsraum zusammensaßen. Mittlerweile erwarteten Levin und Leonie sie schon. Neugierig schauten sie unter ihren Flügeln hervor, wenn Katrin den Speicher betrat. Besonders mochten sie es, wenn Katrin sie in die Hand nahm und ihnen das kuschelige Fell streichelte. Wenn sich Katrin eine kleine, warme Fledermaus ans Ohr hielt, schnurrte sie wie eine Katze.
Frau Walker traf ein und schloss den Zeichensaal auf. Alle suchten sich einen Platz. Olivia ergatterte den Platz neben Nanni. Auf der anderen Seite saß Hanni.
Frau Walker stellte den Schülerinnen ein hübsches Projekt vor. Sie bekamen die Aufgabe, Zeichnungen anzufertigen, die dann zu Bildern aus Stoff ausgearbeitet werden sollten: Stoffstück auf Stoffstück genäht oder auch geklebt, sollten die schönsten dieser Wandbehänge die kahlen Wände vor dem Zimmer der Direktorin schmücken.
Frau Walker hatte schon seit einiger Zeit Stoffreste aller Art gesammelt. Im Nebenraum des Zeichensaals fand sich eine riesige Kiste, die bis zum Rand mit allen möglichen Stoffen gefüllt war. Es waren auch Kleiderspenden der Schülerinnen darunter, bunte Stoffe, die früher mal ein Rock oder eine Bluse gewesen waren. Außerdem gab es einen Pappkarton voller Wolle zum Sticken oder Festheften.
„Oh, ich werde etwas Wunderbares entwerfen“, freute sich Claudine. Vor ihrem inneren Auge entstand bereits eine französische Landschaft. Oder lieber der Eiffelturm in Paris? Claudine liebte Handarbeiten. Anders als Jenny und Bobby, die stirnrunzelnd Frau Walkers Ausführungen folgten. Für sie war Handarbeit die reine Folter.
„Übrigens möchte ich, dass ihr euch für die Arbeit zu zweit zusammentut“, erklärte Frau Walker. „Ich bin schon sehr gespannt auf eure Entwürfe in der nächsten Woche.“
Auf dem Weg zum Abendessen beratschlagten die Freundinnen, wer mit wem zusammenarbeiten würde und welche Motive sie entwerfen würden. Jenny würde mit Bobby ein Team bilden – natürlich! Hanni wählte Nanni als Partnerin. Beide waren recht begabt im Handarbeiten. Wobei Nanni vielleicht noch etwas sorgfältiger arbeitete. Elli wählte Angela aus. Am Ende hatte jede eine Partnerin. Olivia musste mit Suse zusammenarbeiten.
Olivia warf einen langen Blick zu Hanni und Nanni hinüber, die schon tausend Ideen für ihren Wandbehang hatten. Mit roten Wangen überlegten sie hin und her, welches Motiv sich vor Frau Theobalds Zimmer am besten machen würde.
Olivia kniff die Lippen zusammen. Sie war nicht glücklich über ihre Partnerin. Da gab es jemanden, mit dem sie tausendmal lieber die Aufgabe übernommen hätte.
Mamsell stand im Dunkeln am Fenster ihres Zimmers und blinzelte kurzsichtig in die Nacht hinaus. Sie trug ein geblümtes Nachthemd. Ihre Haare hatte sie unter ein Haarnetz gezwungen. Es war tiefste Nacht. Mamsell konnte einfach nicht einschlafen. Viel zu viel ging ihr im Kopf herum. Wie jedes Jahr musste sie bis zu den Weihnachtsferien die Themen für die Abschlussklausuren der Großen im nächsten Frühjahr zusammensuchen. Aber welche Aufgaben sollte sie ihnen stellen, die nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht waren? Zu diesen Sorgen kamen die üblichen Berge von Klausuren der jüngeren Schülerinnen. Und dann
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