Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
immer wieder Mamsells Ärger darüber, dass sich die Mädchen sich einfach weigerten, die französische Grammatik zu begreifen. An die Nasale gar nicht zu denken! Schließlich war da noch das Problem mit Antoinette. Mamsells Bruder und ihre Schwägerin dachten darüber nach, ihre jüngste Tochter ebenfalls nach Lindenhof zu geben, wie Claudine. Aber konnte sie das überhaupt empfehlen? Nach dem schrecklichen Unfall, der Claudine beinahe für immer in den Rollstuhl gebracht hätte? Mamsell schüttelte den Kopf.
„Non, jamais“, murmelte sie entschlossen.
Die Mauern von Lindenhof lagen im fahlen Mondlicht. Dann wieder verdeckten Wolken den Mond. Ohne ihre Brille konnte Mamsell nicht allzu viel sehen. Nur ein bisschen Licht und Dunkel.
Doch plötzlich machte die Lehrerin große Augen. Was war das für ein Schatten, der sich da an der Mauer entlangdrückte? Oder hatte sie sich getäuscht? Mamsell kniff die Augen zusammen. Ganz eindeutig: Da bewegte sich etwas. Es mochte so groß sein wie ein Mensch … ein Mann. Aber sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Eilig tappte sie zu ihrem Nachttisch und setzte die Brille auf. So war es schon besser.
Sie kehrte zum Fenster zurück. Da, jetzt machte sich der Schatten an der Mauer zu schaffen. Aber was tat er da? Sollte sie der Direktorin Bescheid sagen?
Wieder verdeckten die Wolken den Mond. Mamsell blinzelte in die Dunkelheit. Jetzt war nichts mehr zu sehen. Und als der Mond das nächste Mal hinter den Wolken hervorsah, war der Schatten verschwunden. Mamsell schüttelte besorgt den Kopf. Hatte sie da jetzt jemanden gesehen oder nicht?
„Mon Dieu!“, murmelte sie besorgt. Sie würde Frau Theobald wohl besser nicht Bescheid geben. Vermutlich war sie einfach überarbeitet und sah Gestalten durch den Park schleichen, die gar nicht da waren.
Seufzend streifte sie ihre riesigen Pantoffeln von den Füßen, legte den Morgenmantel über das elegante Sesselchen und ließ sich in ihr Bett fallen. Sie zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch. Und trotz ihrer vielen Sorgen und der unheimlichen Schatten im Park schnarchte sie wenige Augenblicke später wie ein Bär.
Fledermausmamas
Voller Eifer stürzten sich die Mädchen auf die Aufgabe, einen Wandbehang für den Flur zu entwerfen. Nur Suse und Olivia hatten keine Lust, sich darüber Gedanken zu machen. Die anderen klebten Papier auf die Größe des Wandbehangs zusammen, überlegten, entwarfen, radierten … Sogar Carlotta nahm den Stift in die Hand, schraffierte und grübelte.
„Aber nein, Carlotta!“, stieß Claudine aus. „Bitte keinen Löwen! Das habe ich mir ganz, ganz anders vorgestellt.“
Hanni und Nanni dagegen kamen schnell voran. Hatte die eine eine Idee, war die andere sofort einverstanden. Wollte Hanni Blautöne, hatte auch Nanni schon daran gedacht.
„So viel Spaß hat Kunst schon lange nicht mehr gemacht“, fand Hanni. Und Nanni nickte. Mit Bleistift und Wasserfarben entwarfen die beiden eine blau-pastellfarbige Fantasielandschaft. In der Mitte blieb ein großes weißes Loch.
„Und was fehlt da in der Mitte?“, fragte Bobby neugierig.
Hanni und Nanni legten verschwörerisch den Finger auf den Mund. „Geheimnis!“, sagten sie und lächelten sich zu. Man musste ja nicht gleich alles verraten.
Auch die anderen kamen jetzt herbei und rätselten, was wohl in die Mitte des Wandbehangs gehörte.
„Ein Schwan“, sagte Angela.
„Ein Schneemann?“, grinste Bobby.
„Ein Vampir“, riet Doris.
Die Einzige, die sich heraushielt, war Olivia. Mit verkniffenem Mund saß sie abseits und starrte in ihr Französischbuch. Sie bemühte sich so sehr um Nanni! Sie tat alles für sie. Aber sobald Hanni auftauchte, spielte sie wieder die zweite Geige.
Die Zwillinge dachten gar nicht daran, den anderen einen Tipp zu geben, wie sie das weiße Loch ihres Entwurfs füllen wollten. Sie verschwanden und kamen eine Weile später wieder, warm eingepackt in Mütze, Schal und Wollpullover. Jetzt waren die Freundinnen erst recht neugierig. Doch Hanni und Nanni schnappten sich nur Skizzenblock und Stift und verließen den Gemeinschaftsraum.
Wenig später sahen die anderen sie durch das Fenster. Sie hatten sich zwei Gartenstühle besorgt und suchten eine Stelle aus, von der aus man den besten Blick aufs Internat hatte.
Jede stellte ihren Stuhl an eine andere Ecke des Parks. Und dann zeichneten sie, überlegten und radierten.
„Was für eine hübsche Idee!“, fand Claudine. „Lindenhof ist das Geheimnis!“
Hanni und
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