Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanni und Nanni sind immer zur Stelle

Hanni und Nanni sind immer zur Stelle

Titel: Hanni und Nanni sind immer zur Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
ich Alina gestern erwischt habe?“, fragte Hilda jetzt. „Alina lag auf Doris’ Bett und war dabei, etwas aus dem Französischbuch auf einen Spickzettel zu schreiben.“
    „Die Verben auf ‚-oir‘“, entfuhr es Hanni. „Die waren wirklich scheußlich!“
    Mamsell triezte die Klasse seit den Ferien mit diesen schrecklichen Verben auf „-oir“ … Die meisten wussten nicht mal, wie diese Wörter geschrieben wurden, geschweige denn, wie man sie aussprach.
    Die Mädchen schwiegen eine Weile, dann meinte Nanni ungläubig: „Du meinst wirklich, Alina hat sich einen Spickzettel gemacht?“
    Hilda fand es absolut nicht in Ordnung, Spickzettel zu machen. Einige aus der Klasse hatten mit dem Unterrichtsstoff zu kämpfen. Und wenn jemand betrog, statt zu lernen, widersprach das nach ihrem Gefühl der Fairness, gerade gegenüber den Schlechtesten.
    „Wir haben zehn vor acht“, bemerkte Petra.
    Eilig erhoben sich die Freundinnen. Der Speisesaal hatte sich bereits stark geleert. Und bis zur ersten Stunde blieben ihnen bloß noch zehn Minuten. Sie mussten ja noch schnell in ihre Zimmer, um die letzten Schulsachen zusammenzusuchen!
    Knapp vor Mamsell kamen die Mädchen ins Klassenzimmer gelaufen. Die Französischlehrerin zog die Tür schon zu, da witschte Alina noch schnell vor ihr hindurch.
    Mamsell setzte sich wortlos auf ihren Platz und starrte mit leerem Blick in die Klasse.
    Hanni und Nanni warfen sich einen Blick zu. Würde Mamsell jetzt zu einer ihrer berühmten zornigen Predigten ansetzen? Sie hasste es, wenn die Schülerinnen bei Unterrichtsbeginn nicht auf ihren Plätzen waren. In ihrem geliebten Frankreich benahmen sich die Schüler angeblich viel disziplinierter und höflicher gegenüber den Lehrern.
    „Nun gut“, begann Mamsell mit einem Seufzer. „Sei’s drum. Alina? Setzen!“
    „Ich sitze bereits, Mamsell“, erwiderte Alina.
    Die ersten Mädchen begannen bereits zu kichern.
    „Nein“, sagte Mamsell, schon ein wenig ungehalten. „Setzen! Du sollst das Verb ‚ setzen‘ konjugieren. Bitte!“
    „Selbstverständlich, Mamsell“, nickte Alina.
    Die Mädchen schauten gespannt zu Alina hinüber. Und jetzt sahen sie es: Aus ihrem langen Ärmel schob Alina einen winzigen Zettel hervor. Das kleine Stück Papier war wirklich unauffällig. Es sah aus, als ob sie sich am Arm kratzen würde.
    Alina begann mit gesenktem Kopf: „Asseoir, j’assieds, j’asseyais …“
    Mamsell stutzte. Eigentlich wollte sie Alina heute beweisen, dass es für sie höchste Zeit war, endlich mit dem Lernen anzufangen. Doch an den schwierigen Formen war absolut nichts auszusetzen.
    Alina tat, als würde sie nachdenken, und kratzte sich am Arm. Dann begann sie: „Je meus, je mouvais … ich bewege mich, ich bewegte mich, ich werde mich bewegen …“
    Mamsell nahm voller Staunen die Brille von der Nase und blinzelte erfreut in die Klasse. „Meine liebe Alina, deine Aussprache ist ganz fürschterlisch. Aber du hast fleißig gelernt, wie ich feststelle. Also, seht, mes chères filles, auch du, meine liebe Elli. Es geht, wenn man nur will“, sagte sie und wandte sich wieder an Alina. „Würdest du mir nun bitte ‚ voraussehen‘ konjugieren?“
    „Sehr gerne, Mamsell“, nickte Alina und verschob ihren Pullover. Der weiße Spickzettel schaute jetzt gute zehn Zentimeter aus ihrem Ärmel hervor. Zum Glück saß sie nicht direkt vor Mamsell, sodass es ihr nicht auffiel.
    Jenny und Bobby stießen sich belustigt unter dem Tisch an. Alinas Plan funktionierte perfekt.
    „Voraussehen“, begann Alina und starrte gespielt nachdenklich vor sich hin. „Ich sehe voraus, ich sah voraus, ich werde voraussehen, je prévois, je prévoyais, je prévoirai …“
    „Enfant terrible!“, blies es plötzlich in ihr rechtes Ohr wie ein Trompetenstoß. „So ein schreckliches Mädchen!“
    Mamsell war vor lauter Zufriedenheit über die fleißige Schülerin leise neben Alina getreten. Da entdeckte sie, was längst alle wussten. Ein langer Spickzettel schaute aus Alinas Ärmel hervor, von dem sie die französischen Verben einfach ablas.
    Die Lehrerin stampfte mit dem Fuß auf dem Boden auf. „C’est incroyable! Es ist einfach unglaublich!“ Und dann ließ sie ihre ganze Empörung in einem Schwall französischer Wörter auf Alina herabprasseln.
    Claudine, die als Einzige begriff, was ihre Tante da von sich gab, runzelte unbehaglich die Stirn. Die anderen verstanden nur das Wort „prévoir“, das alle Naslang in Mamsells Schimpfkanonade

Weitere Kostenlose Bücher