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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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stellte Grutas fest, als er den Ring des Bischofs küsste. Sie unterhielten sich kurz über gemeinsame Bekannte in Argentinien. Überhaupt war Vichy auf der Party sehr stark vertreten.
    Der Klavierstimmer und Pianist umgarnte die Gäste mit seinem Totenkopflächeln und versuchte sich an einigen Cole-Porter-Klassikern. Englisch war seine vierte Sprache, und entsprechend war er manchmal gezwungen zu improvisieren.
    »Night and day, you are the sun. Only you beneath the moon, you are the one.«

    Im Keller war es fast vollkommen dunkel. Lediglich in der Nähe der Treppe brannte eine einsame Glühbirne. Die Musik aus dem Stockwerk darüber drang nur ganz schwach nach hier unten.
    Vor einem Weinregal, das eine ganze Wand des Kellers einnahm, standen mehrere Kisten, einige davon geöffnet, mit herausrieselnden Spänen. Neben einer Rock-Ola-Luxury-Light-Up-Musikbox mit den neuesten Platten und mehreren Rollen Münzen zum Einwerfen lag eine neue Spüle aus rostfreiem Stahl auf dem Boden. Vor dem Weinregal stand eine Kiste mit der Aufschrift › Pour la cave – An einem kühlen und trockenen Ort lagern‹. Aus der Kiste kam ein leises Knarren.

    Um an den Stellen, deren Text ihm entfallen war, seinen Gesang zu übertönen, spielte der Pianist auf dem Flügel fortissimo: »Whether me or you depart, no matter darling I’m apart, I think of you night and dayyyy.«
    Grutas ging Hände schüttelnd von Gast zu Gast. Mit einer leichten Kopfbewegung beorderte er Iwanow in die Bibliothek. Sie war sehr modern, mit einem Schreibtisch auf zwei grazilen Böcken, Regalen aus Stahl und Glas und einer Picasso nachempfundenen Skulptur von Anthony Quinn mit dem Titel »Logik ist der Hintern einer Frau«. Iwanow betrachtete das Kunstwerk aus Stein.
    »Mögen Sie Skulpturen?«, fragte Grutas.
    »Mein Vater war in Sankt Petersburg Kurator, als es noch Sankt Petersburg war.«
    »Sie können sie gern anfassen, wenn Sie möchten«, sagte Grutas.
    »Danke. Was ist mit den Haushaltsgeräten für Moskau?«
    »Während wir hier reden, warten in einem Zug in Helsinki sechzig Kühlschränke darauf, auf den Weg gebracht zu werden. Lauter Kelvinator. Und was haben Sie für mich?« Grutas konnte nicht anders, als mit den Fingern zu schnippen.
    Wegen des Schnippens ließ Iwanow ihn warten und vergriff sich erst einmal an den steinernen Arschbacken.
    »In der Botschaft existiert keine Akte über den Jungen«, sagte er schließlich. »Das Visum für Litauen hat er bekommen, weil er vorgeschlagen hat, die Bibliothek von Burg Lecter zu katalogisieren. Diese Burg befand sich bis Kriegsende im Besitz seiner Familie und beherbergt heute ein Waisenheim.«
    Grutas schnaubte durch die Nase.
    Iwanow legte ein Foto auf den Schreibtisch und schob es Grutas zu. Auf dem Bild waren Lady Murasaki und Hannibal Lecter vor dem Eingang des Hauses zu sehen, in dem sich ihre Wohnung befand.
    »Wann wurde das aufgenommen?«
    »Gestern früh. Milko war dabei, als mein Mann die beiden fotografiert hat. Der junge Lecter studiert Medizin. Er arbeitet häufig nachts und schläft direkt über dem medizinischen Institut. Mein Mann hat Milko alles gezeigt – aber ich will sonst nichts über die Sache wissen.«
    »Wann hat er Milko zum letzten Mal gesehen?«
    Iwanow blickte abrupt auf. »Gestern. Wieso? Stimmt etwas nicht?«
    Grutas machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wahrscheinlich ist alles in Ordnung. Wer ist die Frau?«
    »Seine Stiefmutter, glaube ich. Aber so genau weiß ich das auch nicht. Sie ist jedenfalls sehr schön.« Iwanow befummelte wieder die steinernen Pobacken.
    »Hat sie einen Arsch wie die da?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ist die französische Polizei angerückt?«
    »Ein Inspektor Popil.«
    Grutas spitzte die Lippen, und einen Augenblick lang schien es, als hätte er vergessen, dass Iwanow mit ihm im Zimmer war.

    Müller und Gassmann behielten die Partygäste aufmerksam im Auge. Sie nahmen den Neuankömmlingen die Mäntel ab und passten auf, dass niemand etwas stahl.
    In der Garderobe zog Müller Gassmanns Fliege ein Stück von seinem Hemdkragen fort, drehte sie um neunzig Grad und ließ sie an ihrem Gummiband zurückschnellen. »Kannst du das Ding da wie einen Propeller aufziehen und wie eine Elfe damit davonfliegen?«, stichelte er.
    »Dreh noch mal daran, und du wirst glauben, es ist der Türgriff zur Hölle«, sagte Gassmann. »Schau dich doch mal an, wie du aussiehst. Steck dein Hemd in die Hose. Warst du nie beim Militär?«
    Sie mussten dem Mann vom

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