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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Partyservice beim Umräumen helfen. Als sie einen zusammenklappbaren Buffettisch in den Keller trugen, sahen sie nicht, dass unter der Treppe verborgen ein prallvoller Gummihandschuh über einer Schale voll Pulver hing und dass in einer Drei-Kilo-Dose, die einmal Schweineschmalz enthalten hatte, eine Zündschnur verschwand.
    Je niedriger die Temperatur, desto langsamer laufen chemische Reaktionen ab. In Grutas’ Keller war es fünf Grad kühler als in der Anatomie.

52

    Das Hausmädchen legte gerade Grutas’ Seidenschlafanzug auf dem Bett bereit, als er aus dem Bad nach mehr Handtüchern rief.
    Das Mädchen mochte es nicht, wenn sie Grutas Handtücher ins Bad bringen musste, aber er verlangte es ständig von ihr. Sie musste da jetzt zwar reingehen, sagte sie sich, aber sie musste ja nicht hinsehen. Grutas’ Bad war ganz in Weiß und Edelstahl gehalten, mit einer großen frei stehenden Badewanne, einem Dampfraum mit Mattglastüren und einer Dusche.
    Grutas lag in der Wanne. Die Frau, die er von seinem Hausboot mitgebracht hatte, rasierte ihm mit einem Gefängnis-Sicherheitsrasierer die Brust. Eine Seite ihres Gesichts war blau angelaufen und geschwollen. Das Hausmädchen wich ihrem Blick bewusst aus.
    Der Dampfraum, vollkommen weiß wie eine Reizdeprivationskammer, war so groß, dass vier Personen darin Platz gefunden hätten. Seine eigenartige Akustik warf jeden Tonkrümel zurück. Hannibal, der auf dem weiß gefliesten Boden lag, konnte sein Haar zwischen seinem Kopf und der Fliese darunter knirschen hören. Er hatte zwei weiße Badetücher über sich gebreitet, sodass er durch die Milchglastür des Dampfraums so gut wie nicht zu erkennen war. Unter den Handtüchern konnte er seinen eigenen Atem hören. Es war wie damals, als er mit Mischa in den Teppich eingerollt war. Doch statt ihres warmen Haars hatte er jetzt den Geruch der Pistole an seinem Gesicht, Waffenöl, Kupfer der Patronen und Kordit.
    Er konnte zwar Grutas’ Stimme hören, aber sein Gesicht hatte er noch nicht vor Augen bekommen, wenn man einmal davon absah, dass er ihn durchs Fernglas beobachtet hatte. Der Ton seiner Stimme hatte sich nicht verändert – das freudlose Locken, das dem Axthieb vorausgeht.
    »Wärm schon mal meinen Bademantel vor«, befahl Grutas dem Hausmädchen. »Und hinterher möchte ich noch etwas Dampf. Stell ihn an.«
    Sie schob die Tür des Dampfraums auf, öffnete das Ventil und ging hinaus, um den Bademantel zu holen.
    Die einzige Farbe in dem vollkommen weißen Dampfraum war das Rot der Einfassungen der Zeituhr und des Thermometers. Sie sahen aus wie Anzeigen auf einem Schiff, die Ziffern groß genug, um sie auch im dichtesten Dampf ablesen zu können. Der Minutenzeiger der Zeituhr bewegte sich langsam um das Zifferblatt auf den roten Markierungszeiger zu.
    Grutas hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Auf die Unterseite seines Arms waren zwei SS-Blitze tätowiert. Er spannte kurz die Muskeln, um die Blitze zucken zu lassen. »Wumm! Donnerwetter!« Er lachte, als die Frau zurückzuckte. »Aber nicht doch, ich werde dich nicht mehr schlagen. Inzwischen mag ich dich richtig. Ich werde dir dein Gebiss mit Zähnen richten, die du in einem Glas neben deinem Bett aufbewahren kannst, wo sie dir nicht mehr im Weg sind.«
    Hannibal kam in einer Dampfwolke durch die Glastür, die Pistole direkt auf Grutas’ Herz gerichtet. In der anderen Hand hielt er eine Flasche mit Ethanol.
    Grutas’ Haut quietschte, als er sich in der Wanne aufrichtete, und die Frau, die zunächst nicht mitbekam, dass Hannibal hinter ihr war, wich erschrocken vor ihm zurück.
    »Da bist du ja endlich«, sagte Grutas. Er sah auf die Flasche in seiner Hand und hoffte, Hannibal wäre betrunken. »Ich fand immer schon, dass ich dir was schuldig bin.«
    »Darüber habe ich bereits mit Milko gesprochen.«
    »Und?«
    »Wir fanden eine Lösung.«
    »Das Geld, natürlich! Ich habe es ihm mitgegeben, und er hat es dir gegeben? Sehr gut!«
    Ohne Grutas auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, sagte Hannibal zu der Frau, die unter ihm in der Wanne saß: »Halten Sie Ihr Handtuch ins Wasser, und machen Sie es richtig nass. Und dann setzen Sie sich in die Ecke und halten sich das nasse Handtuch vors Gesicht. Los! Machen Sie es schon nass!«
    Die Frau tauchte das Handtuch in die Wanne und zog sich damit in die Ecke des Bads zurück.
    »Bringen Sie ihn um«, zischte sie.
    »Auf diesen Moment habe ich lange gewartet«, sagte Hannibal. »Endlich bekomme ich Ihr

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