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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Gesicht wieder zu sehen. Ich habe Ihre Züge jedem Kerl verpasst, der meinte, andere quälen und schikanieren zu müssen. Ich muss gestehen, ich habe Sie mir größer vorgestellt.«
    In diesem Moment kam das Hausmädchen mit dem Bademantel ins Schlafzimmer. Sie konnte den Lauf und den Schalldämpfer der ausgestreckten Pistole durch die offene Badezimmertür sehen. Ihre Schuhe machten auf dem Teppich kein Geräusch, als sie wieder aus dem Raum schlich.
    Auch Grutas betrachtete aufmerksam die Pistole. Es war Milkos Waffe. Damit sie mit einem Schalldämpfer verwendet werden konnte, hatte sie den Verschluss seitlich am Gehäuse. Wenn der kleine Lecter damit nicht vertraut war, hätte er nur einen einzigen Schuss. Anschließend müsste er erst mal eine Weile an der Waffe herumfummeln.
    »Hast du gesehen, was ich in diesem Haus alles habe, Hannibal? Schnäppchen aus dem Krieg! Du bist doch an schöne Dinge gewöhnt, du kannst sie gern haben. Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt! Wir sind die neuen Menschen, Hannibal. Du, ich, die Crème de la Crème – wir schwimmen immer obenauf!« Zur Verbildlichung des Obenaufschwimmens hob er eine Handvoll Schaum aus der Wanne. Aber vor allem wollte er den kleinen Lecter damit an seine Bewegungen gewöhnen.
    »Hundemarken schwimmen nicht.« Hannibal warf Grutas’ Erkennungsmarke in die Wanne, und sie sank zu Boden wie ein Blatt von einem Baum. »Aber Alkohol schwimmt.« Hannibal warf die Flasche in seine Richtung, und sie zerbrach über Grutas an den Fliesen. Ätzende Flüssigkeit ergoss sich über seinen Kopf, Glassplitter fielen in sein Haar. Hannibal zog ein Feuerzeug aus der Tasche, um Grutas anzuzünden. In dem Moment, als er das Feuerzeug aufschnappen ließ, spannte Müller eine Pistole hinter seinem Ohr.
    Gassmann und Dieter packten Hannibal von beiden Seiten an den Armen. Müller drehte den Lauf von Hannibals Pistole an die Decke und nahm sie ihm aus der Hand. Dann steckte er die Waffe in seinen Hosenbund.
    »Nicht schießen«, sagte Grutas. »Dass ihr mir bloß die Fliesen hier drinnen nicht kaputt macht. Ich will mich erst noch ein bisschen mit ihm unterhalten. Dann kann er wie seine Schwester in einer Wanne sterben.«
    Grutas stieg aus der Badewanne und stellte sich auf ein Handtuch. Er winkte die Frau zu Sich, die jetzt wieder alles daransetzte, sich bei ihm lieb Kind zu machen. Sie bespritzte seinen glatt rasierten Körper mit Selterswasser, während er sich mit ausgestreckten Armen um seine Achse drehte.
    »Weißt du, wie sich das anfühlt, das prickelnde Wasser?«, fragte Grutas. »Man fühlt sich wie neugeboren. Ich bin ein neuer Mensch in einer neuen Welt, in der es für dich keinen Platz mehr gibt. Ich kann einfach nicht glauben, dass du Milko ganz allein ausgeschaltet hast.«
    »Jemand hat mir geholfen«, sagte Hannibal.
    »Haltet ihn über die Wanne, und schneidet ihm die Kehle durch, wenn ich es euch sage.«
    Die drei Männer rangen Hannibal zu Boden und hielten seinen Kopf über die Badewanne. Müller hatte ein Springmesser. Er hielt die Schneide an Hannibals Kehle.
    »Sieh mich an, Graf Lecter, mein Fürst, dreh den Kopf und schau mich an. Sieh zu, dass deine Kehle schön straff gespannt ist, dann wirst du schneller verbluten. Dann tut es nicht so lange weh.«
    Durch die offene Milchglastür des Dampfraums konnte Hannibal den Zeiger der Zeituhr Stück um Stück vorrücken sehen.
    »Beantworte mir noch eine Frage«, sagte Grutas. »Hättest du mich an deine kleine Schwester verfüttert, wenn sie verhungert wäre? Weil du sie geliebt hast?«
    »Natürlich.«
    Grutas lächelte und kniff Hannibal in die Wange. »Siehst du. Da haben wir es schon. Liebe. Ich liebe mich selbst so sehr. Ich würde mich auf keinen Fall bei dir entschuldigen. Du hast deine Schwester im Krieg verloren.« Grutas rülpste und lachte. »Dieser Rülpser ist mein einziger Kommentar. Erwartest du etwa, dass ich Mitgefühl mit dir zeige? Dass ich nicht lache, da kannst du lange warten! Schneid ihm die Gurgel durch, Müller. Und das ist jetzt das Letzte, was du in deinem Leben noch hören wirst. Ich werde dir nämlich sagen, was du getan hast, um zu überleben. Du hast ...«
    Eine Explosion erschütterte das Bad, das Waschbecken sprang von der Wand, Wasser spritzte aus den Leitungen, und die Lichter gingen aus. Müller, Gassmann und Dieter rangen in dem plötzlichen Dunkel auf dem Boden mit Hannibal, alle drei hatten sich blindlings auf ihn gestürzt, und die Frau mittendrin.
    Müllers

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