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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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den Grasstreifen auf dem Bauchfell des ihm am nächsten kommenden. Er hat diese Erinnerung in einem lichtdurchfluteten Zimmer untergebracht, weit entfernt von dem kleinen, verwundeten Hirschen ... Wieder zu Hause, wieder zu Hause, die Garagentür schloß sich mit leisem Surren hinter seinem Pick-up. als sich die Tür um die Mittagszeit wieder hob, rollte der schwarze Jaguar heraus, der Doktor war für die Stadt gekleidet. Dr. Lecter liebte es einzukaufen. Er fuhr direkt zu Hammacher Schlemmer, dem Lieferanten für den gehobenen Haushalts - und Sportbedarf, bekannt auch für seine Auswahl erlesener Küchengeräte. Er ließ sich Zeit. Immer noch von der Stimmung des Waldes getragen, prüfte er mit einem Maßband die Abmessungen von drei großen Picknickkörben, allesamt aus lackierter, geflochtener Weide mit eingenähten Lederriemen und stabilen Messingbeschlägen. Schließlich entschloß er sich für einen Picknickkorb mittlerer Größe, da er nur Platz für ein Gedeck bieten mußte. Die Weidenkiste beinhaltete eine Thermoskanne, strapazierfähige Becher, rustikales Geschirr und Besteck aus rostfreiem Stahl. Die Kiste gab es nur mit den Accessoires. Man war verpflichtet, sie mitzukaufen. Anschließend fuhr er zu Tiffany und ersetzte die massiven Picknickteller durch Porzellan der französischen Manufaktur Gien mit einem ChasseMuster aus Blättern und Rebhühnern. Bei Christofle erwarb er anschließend einen Satz des von ihm bevorzugten Tischsilbers aus dem 19. Jahrhundert, bei dem das Meisterzeichen auf die Löffelböden und die Stadtmarke, der Pariser Grenadier, auf die Unterseite der Stiele geprägt waren. Die Gabeln waren tief geschwungen, der Abstand zwischen den Gabelzinken großzügig bemessen, und der Schwerpunkt der Messer lag angenehm weit hinten. Die Besteckteile lagen in der Hand wie gute Duellpistolen. Was das Kristall anging, schwankte der Doktor in der Frage der Größe seiner Aperitifgläser. Schließlich wählte er einen Ballon aus Rauchglas für den Brandy. Bei den Weingläsern gab es für ihn keinen Zweifel. Der Doktor entschied sich für Riedel. Er kaufte die Gläser in zwei Größen, mit ausreichend Platz für die Nase innerhalb des Randes. Bei Christofle entdeckte er auch Platzdeckchen in cremefarbenem Leinen und ein paar
wunderschöne Damastservietten mit einer kleinen, aufgesetzten damastenen Rose in der Ecke, die wie ein Tropfen Blut aussah. Dr. Lecter mußte an die Komik denken, die darin lag, und kaufte sechs Servietten, so daß er auch für den Fall gerüstet war, falls einmal ein paar in der Wäsche sein sollten. Er kaufte zwei gute, tragbare 35000-BTU-Gasbrenner, wie sie in Restaurants zur Zubereitung von Speisen am Tisch benutzt wurden, eine exquisite Kupferkasserolle und ein fait-tout aus Kupfer für die Zubereitung von Soßen, beides von Dehillerin in Paris, und zwei Schneebesen. Was ihm nicht gelang, war, Küchenmesser aus Flußstahl aufzutreiben, die er denen aus rostfreiem Stahl vorzog. Desgleichen eine Reihe von Messern, die seinen etwas spezielleren Anforderungen genügen mußten und die er in der Eile in Italien zurückgelassen hatte. Der letzte Stopp galt einer nicht weit vom Mercy General Hospital gelegenen Firma für Krankenhausbedarf. Dort machte er mit dem Kauf einer buchstäblich brandneuen Stryker-Autopsiesäge ein echtes Schnäppchen. Sie ließ sich anstelle der Thermoskanne wunderbar in seinem Picknickkorb unterbringen. Die Garantie war noch nicht abgelaufen, und die Säge hatte zusätzlich zu dem handelsüblichen Set an Schädelsägeblättern noch einen Schädelmeißel. Damit hatte er seine batterie de cuisine beinahe komplettiert. Die Glastüren in Dr. Lecters neuem Heim stehen offen und lassen die kühle Abendluft herein. Die Bay liegt, schwarz-silbrig glänzend unter den dahineilenden Schatten der Wolken, ins Mondlicht getaucht. Er hat sich ein Glas Wein eingeschenkt und es neben dem Cembalo auf die Ablage für die Kerzen gestellt. Das Bouquet des Weines vermischt sich mit der salzigen Brise, und Dr. Lecter kann sich an dem Wein delektieren, ohne die Hände von den Tasten nehmen zu müssen. Er hat über die Jahre hin Klavichorde, Virginale und andere frühe Tasteninstrumente besessen. Doch er bevorzugt den Klang und den Anschlag des Cembalos, bei dem die Lautstärke der gezupften Saiten nicht zu beeinflussen ist; die Musik entsteht wie eine Erfahrung, die man macht, plötzlich und als Ganzes. Dr. Lecter blickt auf das Instrument, öffnet und schließt die Hände. Er

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