Hannibal
gesehen.« »Häng dich an die Strippe, und laß vier von den Bastarden aus Washington kommen. Schick den Helikopter. Zeig ihnen den Minibagger - zeig ihnen - Cordell! Komm herein.« Mason blies in seine Röhrchen. Margot wischte die Röhrchen beiseite und beugte sich über ihn, so daß sie sein Gesicht sehen konnte. »Cordell kommt nicht, Mason. Cordell ist tot.« »Was?« »Ich habe ihn im Spielzimmer getötet. Jetzt, Mason, wirst du mir das geben, was du mir schuldest.« Sie klappte die Gitter seines Bettes hoch und zog das Laken von seinem Körper. Seine kleinen Beine hatten den Umfang von Keksteigrollen. Seine Hand, das einzige Körperteil, das er bewegen konnte, tastete nach dem Telefon. Sein Atemgerät hob und senkte sich im gewohnten Rhythmus. Margot fischte ein nicht spermizid beschichtetes Kondom aus der Tasche und hielt es ihm unter die Nase. Dann ließ sie den Viehtreiber aus ihrem Ärmel gleiten. »Erinnerst du dich noch, Mason, wie du auf deinen Schwanz gespuckt hast, damit es besser flutschte? Was ist, glaubst du, du bringst etwas Spucke zusammen? Nein? Vielleicht kann ich das ja für dich übernehmen.« Mason brüllte, sobald ihm sein Atem das gestattete, eine Reihe von affenähnlichen Schreien, aber es war in weniger als einer halben Minute vorbei und zudem überaus erfolgreich. »Du bist tot, Margot.« Es klang mehr wie »Nargot«. »Oh, Mason, das sind wir alle. Wußtest du das nicht? Aber die hier sind es nicht«, sagte sie und schlug schützend ihre Bluse über das warme Behältnis. »Sie winden sich schon durch. Ich zeig dir, wie. Ich zeig dir, wie sie sich durchwinden - zeig und erzähle es dir.« Margot griff nach den stacheligen Kettenhandschuhen, die neben dem Aquarium lagen. »Ich könnte Judy adoptieren«, sagte Mason. »Sie könnte meine Erbin sein, und wir könnten einen Trust einrichten.« »Das könnten wir sicherlich«, sagte Margot und hob einen Karpfen aus dem Vorhaltebecken. Sie holte einen Stuhl von der Sitzgruppe und stieg darauf. Dann nahm sie den Deckel des großen Aquariums ab. »Aber das werden wir nicht.« Sie beugte sich über das Aquarium, ihre riesigen Arme im Wasser. Sie hielt den Karpfen am Schwanz gepackt vor die künstliche Höhle, und als die Muräne herausglitt, griff sie sie mit der anderen Hand hinter dem Kopf und hob sie aus dem Wasser, über ihren Kopf. Die mächtige Muräne zappelte. Sie war dick und so lang wie Margot. Ihr prächtiges Schuppenkleid glänzte. Margot griff auch noch mit der anderen Hand zu, und als das Tier die Muskeln anspannte, konnte sie nicht mehr tun, als es mit ihren in den Schuppen vergrabenen Kettenhandschuhen festzuhalten. Vorsichtig stieg sie vom Stuhl herunter und ging hinüber zu Mason. Das Tier spannte die Muskeln an und zuckte. Sein Kopf hatte die Form einer Bolzenschneidemaschine. Die aufeinanderschlagenden Zähne, diese Zähne, denen niemals ein Fisch entging, gaben ein Geräusch von sich, das an eine Morsetaste erinnerte. Sie packte die Muräne wieder mit einer Hand und ließ sie auf Masons Brust, auf sein Atemgerät plumpsen und wand seinen Zopf wieder und wieder um das Tier. »Winden, winden, Mason«, sagte sie. Mit dem eisernen Griff ihrer Hand hielt sie die Muräne fest, mit der anderen zog sie Masons Kiefer nach unten, zog ihn herunter, legte ihre ganze Kraft in den Druck auf sein Kinn, zeigte ihm, was für eine Kraft in ihr steckte, und dann, mit einem knirschenden, krachenden Laut, öffnete sich sein Mund. »Du hättest die Schokolade nehmen sollen«, sagte Margot und stopfte das Maul der Muräne in Masons Mund. Das Tier packte mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen seine Zunge, wie es einen Fisch packen und nicht mehr loslassen, niemals mehr loslassen würde. Der Leib des Tieres schlug, in Masons Zopf verheddert, um sich. Blut spritzte aus Masons Nasenlöchern, und er ertrank. Margot verließ die beiden, Mason und die Muräne. Der Karpfen kreiste mutterseelenallein im Aquarium. Sie setzte sich an Cordells Schreibtisch, faßte sich und beobachtete die Monitore, bis Masons Kurve in eine grüne, flache Linie übergegangen war. Die Muräne bewegte sich noch, als sie in Masons Raum zurückkehrte. Das Atemgerät hob und senkte sich und füllte die Luftblase der Muräne mit blutigem Schaum, der aus Masons Lunge gepumpt wurde. Margot spülte den Viehtreiber im Aquarium ab und schob ihn in ihre Tasche. Aus einem Tütchen entnahm sie das Stück von Dr. Lecters Kopfhaut und das Büschel Haare. Sie kratzte mit Masons Fingernägeln
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