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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Barney?« »Ist eine Belohnung darauf ausgesetzt?« Starling faltete ihre Serviette zusammen und legte sie unter den Rand ihres Tellers. »Die Belohnung besteht darin, daß ich Sie nicht wegen Behinderung der Justiz drankriege. Ich habe Sie schon einmal laufen lassen, damals, als Sie meinen Schreibtisch im Krankenhaus verwanzt hatten.« »Die Wanze war Dr. Chiltons Werk. Gott hab ihn selig.« »Selig, woher wissen Sie, daß er nicht mehr am Leben ist?« »Na ja, immerhin ist er seit sieben Jahren überfällig«, sagte Barney. »Und, wenn ich ehrlich bin, ich erwarte ihn auch in allernächster Zukunft nicht zurück. Gestatten Sie mir eine Frage, Special Agent Starling. Was steht auf Ihrer Wunschliste ganz oben?« »Ich will das Röntgenbild sehen. Ich will es haben. Sollte es noch Bücher aus dem Besitz von Dr. Lecter geben, will ich auch die sehen.« »Angenommen, die Sachen tauchten wieder auf. Was würde nach Abschluß der Ermittlungen mit ihnen geschehen?« »Um ehrlich zu sein, das weiß ich nicht. Möglicherweise wird die
Generalstaatsanwaltschaft das gesamte Material an sich ziehen, um die Umstände der Flucht aufzuklären. Danach würde es wahrscheinlich in der Asservatenkammer vor sich hin gammeln. Wenn ich die Sachen in Augenschein nehmen könnte und nichts Brauchbares in den Büchern fände und ein entsprechendes Statement abgäbe, dann könnten Sie behaupten, Dr. Lecter habe Ihnen die Bücher geschenkt. Er ist seit sieben Jahren in absentia, also könnten Sie auf deren Herausgabe klagen. Er hat keine uns bekannten Verwandten. Ich würde die Empfehlung aussprechen, Ihnen sämtliches als harmlos zu klassifizierendes Material auszuhändigen. Was Sie dabei allerdings berücksichtigen müssen, ist, daß mein Ansehen derzeit ziemlich lädiert ist. Sie würden aller Wahrscheinlichkeit nach das Röntgenbild respektive die Krankenakte nicht zurückbekommen, da beides nicht zu seinen persönlichen Dingen zählt.« »Und wenn ich Ihnen sage, daß ich die Sachen nicht habe?« »Lecter-Memorabilia werden in Zukunft unglaublich schwierig an den Mann zu bringen sein, weil wir eine Verordnung erlassen werden, die den Markt davon in Kenntnis setzt, daß wir alles beschlagnahmen werden, was auftaucht. Darüber hinaus wird deren Erwerb oder Besitz unter Strafe gestellt. Nicht zu vergessen, daß ich einen Durchsuchungsbefehl und eine Erlaubnis zur Beschlagnahme für Ihre Wohnung beantragen werde.« »Wo Sie doch jetzt wissen, wo meine Wohnung ist. Oder sollte ich lieber Wohnungen sagen?« »Ich bin mir da noch nicht sicher. Aber eines kann ich Ihnen versprechen: Wenn Sie mir die Papiere aushändigen, werden Sie keine Probleme bekommen, was deren Verschwinden angeht. Wenn ich bedenke, was aus dem Material geworden wäre, wenn man es dort zurückgelassen hätte. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, daß Sie die Sachen zurückbekommen.« Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, kramte Starling in ihrer Brieftasche. »Wissen Sie, Barney, ich werde das unbestimmte Gefühl nicht los, daß Sie nur deswegen keinen weiterführenden Abschluß gemacht haben, weil Sie sich nicht festlegen wollen. Vielleicht haben Sie ja eine Vergangenheit in der Medizin. Wer weiß das schon so genau? Sieh mal an - ich muß doch tatsächlich vergessen haben, Ihr Vorstrafenregister zu checken.« »Nein, Sie haben nur meine Steuererklärung und meine Bewerbungsunterlagen eingesehen. Ich bin gerührt.« »Sollte es einen dunklen Fleck in Ihrer Vergangenheit geben, kann der Bezirksstaatsanwalt sich vielleicht dafür stark machen, daß er verschwindet.« Barney wischte mit einem Stück Toast seinen Teller sauber. »Sind Sie fertig? Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?« »Vor kurzem habe ich Sammie gesehen. Erinnern Sie sich noch an ihn? Er kam in die Zelle von Miggs. Er haust noch immer dort«, sagte Starling, als sie auf die Straße hinaustraten. »Ich dachte, das Gebäude sei verlassen.« »Das ist es auch.« »Ist Sammie in irgendeinem Programm untergekommen?« »Nein, er lebt einfach nur dort unten in der Finsternis.« »Es wäre nicht schlecht, wenn Sie dafür sorgen könnten, daß sich jemand um ihn kümmert. Er ist Diabetiker. Er wird sterben. Wußten Sie eigentlich, warum Dr. Lecter Miggs dazu zwang, die eigene Zunge zu verschlucken?« »Ich denke, schon.« »Er hat ihn getötet, weil er Sie beleidigt hat. Darin war er sehr eigen. Sie sollten es sich aber nicht allzu sehr zu Herzen nehmen er hätte es wahrscheinlich ohnehin getan.«

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