Hannibal
Idee, Mr. Krendler«, sagte sie und drückte die Aufnahmetaste ihres Anrufbeantworters, woraufhin die Leitung nach dem obligatorischen Beep sofort tot war. Heute, Jahre später, in dem Büro, das sie sich eigentlich hatte verdienen wollen, kritzelte Starling ihren Namen mit Bleistift auf ein Blatt Schmierpapier und klebte es an die Tür. Das war nicht lustig, also riß sie es wieder ab und warf es in den Papierkorb, Eine einzige Sendung lag in ihrem Eingangskorb. Ein Fragebogen der Redaktion des Guinness-Buch der Rekorde, die sie als diejenige Beamtin im staatlichen Polizeidienst in ihr Werk aufnehmen wollte, die in der Geschichte der Vereinigten Staaten die meisten Verbrecher getötet hatte. Der Begriff Verbrecher sei durchaus mit Bedacht gewählt, erläuterte der Herausgeber, da es sich bei den Toten allesamt um mehrfach rechtskräftig verurteilte Straftäter gehandelt habe und drei von ihnen sogar zur Fahndung ausgeschrieben gewesen seien. Der Fragebogen fand seinen Weg in den Papierkorb, zu dem Schmierzettel mit ihrem Namen. Sie verbrachte gerade die zweite Stunde mit der Eingabe von Daten in ihren Computer und blies sich von Zeit zu Zeit eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als Crawford klopfte und seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. »Brian aus dem Labor hat angerufen, Starling. Das Röntgenbild von Mason und das Röntgenbild, das Sie von Barney erhalten haben, stammen von ein und derselben Person. Es ist Lecters Hand. Sie wollen die Bilder digitalisieren und durch den Computer jagen, aber sie sagen, es bestehe für sie schon jetzt kein Zweifel mehr. Wir werden die Ergebnisse Lecters VICAP-Akte hinzufügen.« »Und was ist mit Mason Verger?« »Wir schenken ihm reinen Wein ein«, sagte Crawford. »Wir beide, Sie und ich, wissen, daß er uns an den Ergebnissen seiner Nachforschungen nicht teilhaben lassen wird. Es sei denn, er stößt auf etwas, wo er mit seinem Latein am Ende ist. Wenn wir uns in diesem frühen Stadium an seine Spur in Brasilien hängen, löst sie sich sofort in Luft auf.« »Sie haben mich angewiesen, die Finger davon zu lassen. Nichts anderes habe ich getan.« »Und was haben Sie statt dessen getan?« »Masons Röntgenbild kam per DHL-Express. DHL registrierte den Barcode und die Angaben zum Inhalt der Sendung und vermerkte den Ort, wo sie aufgegeben wurde. Ein Hotel Ibarra in Rio.« Starling hob abwehrend die Hand, um sich nicht unterbrechen zu lassen. »Das alles stammt aus Quellen in New York. Keine wie auch immer gearteten Nachforschungen in Brasilien. Mason telefoniert gewöhnlich über die Zentrale eines Wettbüros in Las Vegas. Sie können sich vorstellen, welche Menge an Gesprächen dort abgewickelt wird.« »Will ich überhaupt wissen, wie Sie an diese Informationen herangekommen sind?« »Absolut legal«, sagte Starling. »Na ja, größtenteils jedenfalls - ich habe nichts in seinem Haus zurückgelassen. Ich habe die Codes, um seine Telefonrechnung einsehen zu können. Mehr war nicht. So was hat jeder Tech-Agent. Nehmen wir einmal an, er würde sich der Behinderung der Justiz schuldig machen. Bei seinem Einfluß, wie lange müßten wir wohl um eine Abhörgenehmigung für sein Telefon betteln? Außerdem, was könnten wir ihm selbst dann schon groß wollen, wenn er verurteilt werden würde? Aber er geht nun mal mit seinen Gesprächen über dieses Wettbüro.« »Ich begreife«, sagte Crawford. »Die Nevada Gaming Commission hätte entweder das Telefon abhören oder das Wettbüro zwingen können, uns das zu sagen, was wir wissen wollen, nämlich, wohin seine Gespräche gehen.« Sie nickte. »Ich habe Mason in Ruhe gelassen, ganz wie Sie es angeordnet haben.« »Ich sehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Crawford. »Erzählen Sie Mason, daß wir Unterstützung von Interpol und der Botschaft erwarten. Erzählen Sie ihm, daß wir Leute nach Brasilien schicken müssen, um Vorbereitungen für einen möglichen Auslieferungsantrag zu treffen. Lecter hat sich möglicherweise in Südamerika etwas zuschulden kommen lassen, so daß wir besser auf eine sofortige Auslieferung drängen sollten, bevor die Behörden in Rio in ihren Akten unter dem Schlagwort Kannibalismus nachzuforschen beginnen. Wenn er überhaupt in Südamerika ist. Bereitet es Ihnen eigentlich keine Probleme, mit Mason zu sprechen, Starling?« »Ich muß dafür erst eine Form finden, ganz wie Sie es mir beigebracht haben, als wir es mit der Wasserleiche in West Virginia zu tun hatten. Was rede ich denn da
- >Wasserleiche Sie war
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