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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Kilometer entfernt, den Blicken entzogen, hinter einer hohen Steinmauer geparkt, überprüfte Carlo Deogracias noch einmal seine Ausrüstung, während sein Bruder Matteo mit den anderen beiden Sarden, Piero und Tommaso Falcione, eine Reihe von Judo-Würfen auf dem weichen Gras übte. Die Brüder Falcione waren schnell und sehr stark - Piero war für kurze Zeit Fußballprofi beim Club von Cagliari gewesen. Tommaso hatte einmal Theologie studiert und sprach einigermaßen gut Englisch. Er betete manchmal mit ihren Opfern. Carlos weißer Fiat-Lieferwagen mit römischen Nummernschildern war ganz legal gemietet. Schilder mit der Aufschrift OSPEDALE DELLA MISERICORDIA lagen für eine schnelle Klebeaktion bereit. Boden und Wände waren mit Turnmatten ausgekleidet, falls das Opfer sich im Lieferwagen wehren sollte. Carlo hatte vor, das Unternehmen genau nach den Anweisungen Mason Vergers auszuführen. Sollte der Plan scheitern und er gezwungen sein, Dr. Lecter bereits in Italien zu töten, die Filmaufnahmen auf Sardinien also abgesagt werden mü ßten, war doch noch nicht alles verloren. Carlo wußte, daß er Dr. Lecter in weniger als einer Minute schlachten und ihm Kopf und Hände abschneiden konnte. Wenn nicht einmal dazu Zeit war, konnte er noch immer den Penis und einen Finger abschneiden. Zusammen mit einem DNA-Test würde das für einen Beweis sicherlich ausreichen. In Plastik verpackt und auf Eis wären die Gliedmaßen in weniger als zwanzig Stunden in Mason Vergers Händen, und Carlo hätte Anspruch auf eine Belohnung über sein Gehalt hinaus. Sorgfältig hinter den Sitzen verstaut lagen eine kleine Kreissäge, langstielige Stahlsicheln, eine chirurgische Säge, scharfe Messer, Plastikbeutel mit
Reißverschlüssen, eine BLACK-&-DECKER-Werk-bank, um die Arme des Doktors zu fixieren, und eine für das Gewicht von acht Kilo freigemachte DHL-Luftfrachtkiste; der Kopf des Doktors würde wohl sechs und seine beiden Hände jeweils ein Kilogramm wiegen. Falls sich die Gelegenheit bot, hielte Carlo eine Notschlachtung des Doktors auf Video fest. Er war sich sicher, daß Mason Verger für das Vergnügen, Dr. Lecter bei lebendigem Leib geschlachtet zu sehen, einen Bonus zahlen würde, auch wenn er bereits für den Kopf und die Hände des Doktors eine Million Dollar ausgespuckt hatte. Zu diesem Zweck hatte sich Carlo eine gute Videokamera, ein paar Lampen und ein Stativ zugelegt und Matteo mit den Grundzügen der Bedienung vertraut gemacht. Seiner Ausrüstung für den Einsatz widmete er die gleiche Aufmerksamkeit. Piero und Tommaso waren Experten im Umgang mit dem Netz, das nun so sorgfältig wie ein Fallschirm zusammengelegt war. Carlo verfügte sowohl über eine Injektionspistole als auch über ein Betäubungsmittelgewehr, die beide mit ausreichend Azepromazin, einem Beruhigungsmittel für Tiere, geladen waren, um ein Lebewesen der Größe Dr. Lecters sekundenschnell außer Gefecht zu setzen. Carlo hatte Rinaldo Pazzi erzählt, er würde Plastikschrot zum Einsatz bringen, die entsprechende Waffe war ebenfalls geladen und griffbereit verstaut. Sollte er jedoch die Chance dazu haben, würde er die Injektionspistole irgendwo auf Dr. Lecters Hintern oder Beine setzen. Auf Plastikschrot könnte man dann getrost verzichten. Die Entführer würden ungefähr vierzig Minuten mit ihrem Gefangenen auf italienischem Boden verweilen. Genau die Zeit nämlich, die sie brauchten, um mit dem Wagen von Florenz zum Flughafen von Pisa zu fahren, wo schon ein Rettungsflugzeug auf sie wartete. Das Flugfeld von Florenz lag zwar näher, aber die Flugbewegungen dort waren zu schwach und ein privater Flug viel auffälliger. In weniger als anderthalb Stunden wären sie auf Sardinien, wo das Empfangskomitee für den Doktor langsam Hunger bekam. Carlo hatte in seinem intelligenten, übelriechenden Kopf alles wohl abgewogen. Mason Verger war kein Idiot. Die Bezahlung war genau so gewählt, daß es keinen Sinn für Carlo ergäbe, Rinaldo Pazzi Gewalt anzutun - es würde Geld kosten, Pazzi aus dem Weg zu räumen und die Belohnung selbst zu kassieren. Mason Verger wollte keine unnötige Aufregung über einen toten Polizisten. Es war besser, es auf Masons Art zu tun. Aber es gab Carlo einen Stich ins Herz, wenn er daran dachte, was er mit ein paar Streichen seiner Säge hätte erreichen können, wenn er selbst den Doktor gefunden hätte. Er warf die Motorsäge an. Sie kam beim ersten Zug. Carlo sprach sich kurz mit den anderen ab. Dann machte er sich mit einem

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