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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Nikolas von sich stoßen. Er rappelte sich hoch, so schnell er konnte, doch auch sein Vetter sprang schon wieder auf die Füße und rammte ihm immer wieder die Fäuste vor die Brust.
    »Schleimst um Ellin herum. Und, lässt sie dich schon ran, dieses lose Weib?«, wollte er wissen.
    Simon wollte diesen Beleidigungen Einhalt gebieten, gleichzeitig spürte er, wie ein lange aufgestauter Zorn in ihm hochkochte, wie er sich kaum noch beherrschen konnte. Mit einem Faustschlag, der eher zufällig traf, streckte er Nikolas zu Boden. Sein Vetter kam wieder hoch. Wutschnaubend rannte er mit dem Kopf voran in Simons Bauch. Er wurde gegen eine Hauswand geschleudert, dass das Holz nur so krachte, glitt an der Wand hinunter und krümmte sich auf der Erde, konnte kaum atmen vor Schmerz. Nikolas holte mit dem Fuß aus und trat auf ihn ein. Simon schnappte schmerzerfüllt nach Luft. Jetzt öffneten sich hinter ihnen Türen und Fenster, vereinzelt schauten Menschen heraus, doch die meisten schlugen die Hausöffnungen sogleich wieder zu.
    Aber auch Ellin und ihr Mann waren durch den Lärm aufgeschreckt worden.
    Der Schrei der jungen Frau gellte durch die Gassen: »Simon! Herr Nikolas, so lasst ihn doch!«
    Tymmo schob sich kurzerhand vor Simon, packte Nikolas und warf ihn an die gegenüberliegende Wand. »Du Schwein hast meine Frau angegriffen!«, brüllte er haltlos und prügelte auf ihn ein.
    »Angegriffen? Die Beine breit gemacht hat sie, ganz freiwillig!«, brachte Nikolas noch spöttisch zwischen den Schlägen heraus.
    Ellin half Simon hoch. Er sah, wie Nikolas zusammengeschlagen wurde, und gönnte es ihm aus vollem Herzen. Aber er wusste auch, dass Tymmo sich in Gefahr bringen würde, wenn er sich an einem Kaufmann der Hanse vergriff. Also riss er den Mann nach einer Weile mit ganzer Kraft zurück.
    »Lasst ihn, er ist es nicht wert, dass Ihr Euch unglücklich macht«, sagte er leise.
    Bebend hielt sich der Fischer zurück, wandte sich dann mit glühendem Blick ab und zog Ellin mit sich ins Haus. Sie würde ihm vermutlich etwas zu beichten haben, fürchtete Simon, der nun wieder allein seinem Vetter gegenüberstand. Im diesem Augenblick ging von Nikolas keine Gefahr mehr aus. Nur mühsam konnte er sich aufrecht halten.
    Doch anstatt ihm zu danken, dass er Tymmo Einhalt geboten hatte, fauchte ihn sein Vetter mit blutverschmiertem Gesicht an. »Du bist überflüssig wie eine Zecke an meinem Arsch. Und du verdienst auch nichts anderes als dieses Getier. Ich werde dich zerquetschen, das schwöre ich dir, wie eine Zecke. Wenn nicht hier oder im Hof, dann bei einer anderen Gelegenheit. Die nächsten Spiele kommen bestimmt, und zwar schon bald.«
    Simon ließ ihn stehen und schleppte sich, ohne noch einmal zurückzublicken, zur Deutschen Brücke.
    ~~~
    Am Sonntag traf Simon Bernhard Steding vor der Marienkirche, wo die Hansekaufleute gemeinsam die Messe begangen hatten. Anschließend lud der Kaufmann Liv und ihn zum Mittagessen in das Haus seiner Mutter ein. Ohne von Nikolas die Erlaubnis einzuholen, nahm Simon die Einladung an. Er war froh, noch nicht in den Hof zurückzumüssen, in dem nun, zur Zeit des Bergener Marktes, drangvolle Enge herrschte. Zudem luden die Kaufleute die Norderfahrer, mit denen sie handelten, zur Marktzeit zum Essen in die äußere Stube ein. Es würde Rinder- oder Mastkalbbraten und Pflaumensuppe geben, wie stets, doch die Lehrjungen würden, auch das wiederholte sich ein ums andere Mal, wahrscheinlich wieder leer ausgehen. Da war ihm ein kräftiges Mahl bei einer hier ansässigen Familie allemal lieber.
    Gudrid war eine kräftige Frau, freundlich und fest im Glauben, die sich über die beiden jungen Gäste freute. »Bernhard und Helmold haben mir schon viel von Euch erzählt, Herr Simon«, sagte sie. »Ich glaube, mein Mann, der vor einigen Jahren verstorben ist, kannte auch Euren Vater.«
    Simon wunderte sich, dass sie »mein Mann« gesagt hatte, obgleich sie doch nicht getraut waren. Aber letztlich war er das wohl für sie gewesen, ob mit kirchlichem Segen oder ohne. Er lächelte höflich.
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Mein Vater hat mit sehr vielen Kaufleuten Handel getrieben.«
    Bernhard Steding schenkte den Gästen mit Wasser verdünntes Bier ein. »Euer Vater war ein ehrenwerter Mann, was man von Eurem Vetter und dessen Vater nicht gerade sagen kann, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt.«
    Simon quittierte den Satz mit einem Nicken. »Ich fürchtete, dass es sich bis hierhin herumgesprochen

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