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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Geld lässt er es krachen?«, fragte er schließlich.
    Liv kratzte sich die Bartstoppeln unter seinem Kinn, sah ihn an, als überlegte er ernsthaft. »Na, von deinem, nehme ich mal an«, entgegnete er mit einfältigem Gesichtsausdruck.
    Simon machte den Mund auf, doch da stand Paul schon wieder vor ihnen: »Ich habe noch jemanden mitgebracht.«
    Ein gut gebautes Schwankweib, das ihre Reize ungeniert zur Schau stellte, brachte einen Teller mit Braten und Brotscheiben und einen randvollen Krug Bier. Liv zog sie auf seinen Schoss und wollte sie küssen, worauf sie nur zu gerne einging.
    Paul ließ Würfel über den Tisch kullern. »Ein Spielchen?«, fragte er.
    Nun schob Liv die Schankfrau ein Stück zur Seite, damit er an ihrem Busen vorbei auf die Tischplatte sehen konnte. Simon nahm die Würfel geistesabwesend wahr, ein guter Wurf, der viele Augen brachte. Nikolas ließ sein Geld bei den Huren, und was war mit den Geschäften? Und warum hatte Ellin darauf bestanden, dass nicht sein Vetter, sondern er zu ihr kam? Er rieb sich heftig mit den Handflächen über das Gesicht, erhob sich. Er wollte jetzt nur noch zurück in den Hof. Wenn er nur nicht so viel getrunken hätte!
    ~~~
    Der Schwall traf ihn mit voller Wucht. Simon prustete laut und schüttelte sich wie ein Hund. Die Tropfen rannen seine Brust hinunter, die von Woche zu Woche muskulöser wurde. Liv hatte den Eimer schon abgestellt und sich an den Brunnen gelehnt, er wirkte so matt und müde wie noch nie am frühen Morgen.
    »Tja, das war’s wohl. Das Geld ist weg. Herr Vanderen wird mich rausschmeißen, wenn nicht Schlimmeres«, sagte er zerknirscht. »Dieser Paul hat aber auch immer ein Glück! Ich würfle und würfle. Hoffe und bete, dass Frau Fortuna auch mir einmal hold ist. Aber nichts da. Wenigstens hat mich die Schankfrau getröstet.«
    Simon trat das Bild wieder vor Augen, wie Paul die Würfel auf den Tisch geworfen hatte. Es war ein ungewöhnlich hoher Wurf gewesen. Es war ihnen nicht komisch vorgekommen, betrunken wie sie waren. Liv war ohnehin durch die Frau auf seinem Schoß abgelenkt gewesen.
    Simon ließ den Eimer noch einmal den Brunnen hinunter und füllte ihn von Neuem. »Sag, würfelt ihr immer erst, wenn du betrunken bist?«
    Liv strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Paul gibt gerne einen aus. Ich gebe auch mal einen aus, aber nicht so oft. Wenn ich es mir recht überlege, steht immer ein voller Krug auf dem Tisch. Und man darf das Bier ja nicht verkommen lassen, oder?« Er nahm Simon den Eimer ab. Seine Arme sackten durch das Gewicht ein Stück herunter. Es schien, als hätte er kaum die Kraft, ihn zu halten, und doch gelang es ihm, seinen Freund damit zu begießen.
    Dieser schüttelte sich wieder, wrang das Wasser aus seinen langen Haaren. »Und die Schankfrau, ist die auch jedes Mal dabei?«
    »Ja, immer. Die kann mich leiden«, brüstete sich Liv. »Es gibt eben Frauen, die können mir nicht widerstehen. Wie diese Mechthild, na, die Diercksen.« Er lächelte versonnen.
    Simon blieb der Mund offen stehen. Wollte Liv damit etwa sagen, dass er mit der Frau des Ratsherrn angebändelt hatte?
    Sein Gegenüber blinzelte ertappt. »Aber sag’s nicht weiter. Muss ja keiner wissen. Nicht, dass ich deswegen auch noch Ärger bekomme. Ich habe vermutlich so schon genug.«
    Simon lehnte sich für einen Moment neben Liv an den Brunnen, dachte nach und genoss die aufgehende Sonne, die das Wasser auf seinem Körper trocknete.
    »Heute gehen wir noch einmal in den Krug«, sagte er schließlich.
    Liv sah ihn verwirrt an. »Aber ich habe kein Geld mehr.«
    »Das wirst du auch nicht brauchen, hoffe ich.«
    ~~~
    Am Abend begrüßten sie Paul freundlich, lehnten aber ein Spiel mit der Ausrede ab, sie hätten etwas Wichtiges zu besprechen. Simon sorgte dafür, dass sie so zu sitzen kamen, dass sie den Engländer gut beobachten konnten. Paul sprach mit anderenKaufleuten, gab Krug um Krug aus, ließ auch wieder die Schankfrau kommen, die die Männer umgarnte. Schließlich, zu später Stunde, holte er die Würfel heraus.
    Liv sah eine Weile lang zerknirscht dem Treiben zu, dann forderte er Simon zum Gehen auf, das Zusehen mache ihm keine Freude. Simon aber weigerte sich. Für ihn wurde es jetzt erst richtig interessant. Eine ganze Weile beobachtete er die Spieler, zählte immer wieder die Augen auf Pauls Würfeln. Der Engländer gewann regelmäßig, selten musste er einige Münzen zu den anderen Kaufleuten hinüberschieben. Einer nach dem anderen gab

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