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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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auf, weil er zu viel Geld verloren hatte. Am Ende spendierte Paul noch einen Krug Bier, obgleich die Männer schon reichlich besoffen waren.
    Simon hingegen war stocknüchtern. Unvermittelt packte er Liv am Kragen, zog ihn mit sich und setzte sich Paul gegenüber.
    Der winkte selbstzufrieden ab. »Heute wird’s nichts mehr mit dem Würfeln. Ich hab schon genug gewonnen.«
    Simon nahm seinen ganzen Mut zusammen. Was er jetzt tun würde, hatte er noch nie getan. Aber war das nicht bei vielen Dingen auf dieser Reise so gewesen?
    »Dann könnt Ihr Liv ja zurückzahlen, was Ihr ihm schuldet.«
    Der Engländer lachte ihn an, ungläubig.
    Liv riss die Augen auf.
    »Was sagst du da, Knirps?«
    Simon setzte erneut zu sprechen an, doch ihm kippte fast die Stimme weg, deshalb räusperte sich hastig.
    »Ihr zahlt ihm zurück, was er verloren hat, oder ich werde dem Vogt sagen, dass Ihr ein Falschspieler seid«, sagte er mit halbwegs fester Stimme.
    Der Mann erhob sich, stützte sich auf den Tisch und beugte sich bedrohlich vor. »Willst du mich beleidigen?«, zischte er.
    Simon bemühte sich, trotz der breiten Statur des Engländers ruhig zu bleiben, auch wenn Liv längst zurückgewichen war.»Nein, im Gegenteil. Ich will die Wahrheit über Euch verbreiten. Ihr habt drei Würfel, auf denen auffällig oft die Sechser, Fünfer und Vierer fallen. Ein normaler Würfel zeigt einundzwanzig Augen, bei Euren sind es deutlich mehr. Der eine hat zweimal die Fünf, der andere zweimal die Sechs und der dritte zweimal die Vier. Wenn man also darauf wettet, wer die höchste Zahl würfelt, gewinnt Ihr öfter als üblich. Denn den anderen Mitspielern schiebt Ihr normale Würfel zu. Das nennt man Betrug, würde ich sagen.«
    Sein Gegenüber funkelte ihn an. »Bist ein Klugscheißer, was?«
    Simon hob seine Mundwinkel leicht. »Ich würde mich eher als guten Beobachter bezeichnen. Wie auch immer, den Vogt wird es sicher interessieren, wenn er erfährt, dass ein Falschspieler den rechtschaffenen Bergenfahrern das Geld aus der Tasche zieht.«
    Paul packte ihn am Kragen. »Du Bengel! Ich könnte dich verschwinden lassen«, meinte er kalt.
    Simons Mund war trocken, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Ja, das könntet Ihr. Aber wir sind zwei. Bevor Ihr mich niedergeschlagen habt, würde mein Freund Alarm schlagen.«
    Endlich ging auch durch Liv ein Ruck. »Und das werde ich«, sagte er fest.
    Paul schnalzte und ließ Simon los. Die Schankfrau kam an. Sie wollte sich wieder an Liv heranschmeißen, doch der Engländer jagte sie fort.
    Er ließ sich auf die Bank fallen. »Es ist ja nicht so, dass es die Armen treffen würde. Ihr Hansebrüder beutet die Norweger ganz schön aus. Erst gewährt ihr ihnen großzügig Kredit, nur damit sie euch später die besten Fische überlassen müssen.«
    Paul war offenkundig neidisch, dennoch ließ sich kaum leugnen, dass seine Zusammenfassung im Kern die Sache traf.
    »Für die anderen kann ich nicht sprechen, aber für meinen Freund hier gilt das nicht. Und wollt Ihr wirklich behaupten, dass Eure Landsleute es anders machen?«
    Paul schwieg, dann lächelte er sein Gegenüber herausfordernd an. »Wollen wir noch einmal spielen? Einmal ums Ganze?«
    Simon wurde jetzt wütend, abrupt stand er auf. »Wollt Ihr Euch lustig über mich machen? Dann gehe ich gleich zum Vogt.«
    Paul machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Bleibt«, forderte er ihn auf. »Wie war Euer Vorschlag?«
    »Ich schlage vor, dass Ihr Liv sein gesamtes Geld zurückgebt und die Würfel verschwinden lasst. Ansonsten müsst ihr verschwinden, oder ich sorge dafür, dass Ihr als Betrüger bestraft werdet«, wiederholte Simon geduldig.
    Paul verschränkte die Arme, lehnte sich zurück, als ob er noch immer nicht sicher war, dass Simon es ernst meinte. »Ich gebe Euch morgen das Geld.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Ihr zählt es ihm jetzt und hier auf den Tisch. Wir vertrauen Euch nicht mehr.«
    Einen Moment noch musterte der Engländer die beiden Halbwüchsigen vor ihm mit verschränkten Armen, dann gab er endlich nach. Er zählte das Geld ab und schob es quer über den Tisch zu Liv, der es erleichtert in seinem Geldbeutel verschwinden ließ.
    Simon ging trotz heftig zitternder Knie hoch aufgerichtet hinaus. Vor der Tür drückte Liv ihn überschwänglich an sich und dankte ihm wortreich.
    Simon löste sich schnell aus dem Griff, grinste seinen Freund aber an. »Nun mach aber auch die Geschäfte, die Herr Vanderen dir aufgetragen hat. Ich will

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