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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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die Ecke ab. Meine Zunge leckte am Plastik. Kein Zweifel. Als alles wieder eingepackt war, sah ich den zusammengefalteten Briefbogen:
    FUTT MÖRDER, HALT EINE MILLION UND EIN KILO BEREIT; WIR MELDEN UNS. BIS BALD!
    Ich steckte das Papier ein und ging hinaus auf den Flur. Futts Frau lag verrenkt im Sofa und heulte.
    »… nichts, zum Kotzen, ich bin zum Kotzen…«
    »Wo steht das Telefon?«
    Sie sah mich an. Die schwarze Augenschminke war über das ganze Gesicht verschmiert.
    »… in der Küche…«
    Ich blätterte das Telefonbuch durch, fand die Nummer und wählte. Bei Hanna Hecht war besetzt. Ich mußte mich beeilen.
    »Sie bleiben hier, bis ich wieder da bin, klar? Ein Kollege von mir wird gleich zu Ihnen kommen und bei Ihnen bleiben. Ist zu Ihrem eigenen Schutz. Wischen Sie sich den Dreck ausm Gesicht und bieten Sie ihm ’nen Kaffee an. Und sein Hosenlatz bleibt zu! Bis später.«
    Ich rannte die Treppe hinunter, über die Straße zu Löff.
    Er saß im Auto und hörte Radio.
    »Herr Löff, es fängt an, spannend zu werden.«
    »Ach ja?«
    »Oben sitzt Futts Frau in ziemlich verstörtem Zustand. Sie müssen hochgehen und bei ihr bleiben, bis ich wieder zurück bin. Passen Sie auf, sie könnte Dummheiten machen. Sollte Futt vorbeikommen, halten Sie ihn fest. Wie, ist mir egal.« Ich gab ihm meine Parabellum.
    »Hier, für alle Fälle. Schauen Sie nicht wie ein Pferd.
    Wenn Sie immer noch nicht glauben, ich habe meine Gründe. Werfen Sie mal ’n Blick in Futts Kleiderschrank.«
    »Is das alles?«
    »Ja, das ist jetzt alles. Ich brauche etwa eine Stunde, sollte es länger dauern, rufe ich an. Ihren Wagen muß ich haben.«
    Er drückte mir die Autoschlüssel in die Hand, schob die Parabellum in die Hosentasche und ging hinüber zu Nummer siebenunddreißig.
    Ich ließ den Benz an und fuhr los. Die erste rote Ampel nahm ich mit Hundert.

3
    Um die Hände frei zu haben, stellte ich den Kassettenrekorder links neben Hanna Hechts Wohnungstür auf den Flurboden. Durch das Schlüsselloch drang leises Gebrabbel. Ich klingelte. Das Gebrabbel hörte auf. Ich klingelte ein zweites Mal. Es blieb still. Beim dritten Mal reagierte jemand und kam an die Tür.
    »Wer is da?«
    Die Stimme kannte ich.
    »Maingas, Strom- und Wasserabnahme.«
    »Einen Augenblick.«
    Kurzes Geflüster, dann war er wieder da. Ich drückte mich rechts neben die Tür an die Mauer. Der Schlüssel klirrte im Schloß. Langsam wurde er umgedreht. Dann ging die Tür auf, und sein Kopf schaute aus der Wohnung.
    Ich schlug ihm meine rechte Handkante unter die Gürtellinie. Einen Moment lang blieb ihm die Luft weg. Ich sprang auf ihn zu und warf ihn zu Boden. Der Schlag hatte ihn nicht schlimm erwischt, und ich hatte Mühe, gegen sein Gestrampel anzukommen. Mein erster Eindruck war richtig gewesen. Er zog an den Haaren. Als er anfing, mir in den Bauch zu beißen, reichte es mir. Ich rammte ihm die Fäuste aufs Kinn. Seine Muskeln erschlafften, und er sank zurück auf den Flokati. Ich schaute zur Küchentür. Hanna Hecht betrachtete mich mit großen Augen. Ihr Gesicht war blau angeschwollen, und aus der Nase lief Blut. Ihre Bluse war rot verschmiert und bis zur Hose aufgerissen. Ich stand auf und begann den Draht zu lösen, der ihre Hände fesselte. Die Arme waren blutig zerschnitten. Danach fesselte ich ihn damit. Ich zog fest an, und der Schmerz weckte das Bürschchen.
    »Ganz ruhig bleiben, ist schon vorbei.«
    Ich drehte ihn auf den Rücken und betrachtete sein wehrloses Dackelgesicht. Auch Hanna Hecht hatte sich niedergekniet, was ich aber zu spät merkte. Sie zog ihm ihre Fingernägel einmal quer durchs Gesicht. Ich stieß sie weg. Doch ihm half das nicht mehr. Fünf tiefe Kerben ließen das rote Fleisch der Wangen sehen. Er schrie und wand sich vor Schmerz. Hanna Hecht lächelte, und jetzt sah ich, er hatte ihr sämtliche oberen Schneidezähne rausgeschlagen.
    »Wo ist dein Freund aus der HÜHNERPFANNE ?« Sie zeigte hinter sich in die Küche.
    »Lebt er noch?«
    »Bißchen!«
    »Kannst du irgendwelchen Alkohol mixen? Das können wir jetzt alle gebrauchen.« Sie nickte und ging. Ich zog ihn hoch und setzte ihn an die Wand.
    »Tach, Herr Eiler, so sieht man sich wieder.«
    Ich holte den Kassettenrekorder vom Flur und spulte das Band zurück.
    »Ich werde ein paar Fragen stellen. Sie können antworten, Sie könnens auch sein lassen, dann gebe ich Fräulein Hecht freie Hand, mit Ihnen zu veranstalten, was ihr Spaß macht… klar?«
    »Nein! Ich will alles

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