Happy birthday, Türke!
wurde was beim Einsatz beschädigt?«
»Mit Bestätigung seines Vorgesetzten, aber sicher. Was glauben Sie, weshalb ich hier bin?«
Er belächelte die törichten Fragen des Nachwuchses.
»Wenn ich Sie zum Beispiel fragen würde, ob in der Woche nach dem zwanzigsten Februar neunzehnhundertneunundsiebzig sich einer oder mehrere der Kollegen bei Ihnen einen neuen Polizeischlagstock besorgt haben, könnten Sie das beantworten?«
Ein kurzer Seitenblick bestätigte mir, Löff war baff.
»Müssen Sie einen Moment warten, bis ich den Karteikasten finde. Ist aber sonst kein Problem.«
»Wir warten gerne.«
Das Männlein humpelte weg. Löff tippte mir auf die Schulter.
»Sonst ist alles in Ordnung, Herr Kayankaya?«
»Warten Sie’s ab.«
Wir standen stumm nebeneinander, bis das Männlein mit einem hellbraunen Holzkasten unterm Arm zurückkam.
»Hier haben wir neunzehnhundertneunundsiebzig, wollen mal sehen.«
Er blätterte die Kärtchen durch.
»Schlagstöcke haben Sie gesagt?«
»Ja.«
Es dauerte eine Weile, dann zog er zwei Karteikarten heraus und las vor.
»Da haben wir den einundzwanzigsten und den neunundzwanzigsten Februar. Jedesmal Schlagstock im Einsatz verloren, Antrag auf Ersatz. Bestätigungen der jeweiligen Vorgesetzten lagen vor.«
Er sah auf.
»Reicht das?«
»Die Namen der Antragsteller wüßte ich gerne.«
»Wenns weiter nichts ist.«
Er hielt sich die Karteikarten noch einmal dicht vor die Brille.
»Am neunundzwanzigsten war es Michael Kuch vom Mobilen Einsatzkommando D Strich A siebzehn einundzwanzig, am einundzwanzigsten Harry Eiler, Streifendienst, Nummer null null acht Strich sieben drei. Vorgesetzte waren im ersten Fall Hauptkommissar Norbert Rutel, im zweiten Kriminalkommissar Futt.«
Ich schaute zu Löff und sagte: »Vielen Dank und auf Wiedersehen, Sie haben uns sehr geholfen.«
Wir gingen durch die Empfangshalle hinaus auf den Parkplatz. Löff zog immer noch eine Schnute und sagte kein Wort.
»Herr Löff, holen Sie bitte das Auto. Ich bin da vorne bei der Telefonzelle, muß ’ne Adresse rauskriegen.«
Ich blätterte die dünnen, eingerissenen Seiten durch. Löff stand schon mit dem Benz vor der Kabine, als ich endlich fand, was ich suchte. Futt, Große-Nelken-Straße siebenunddreißig. Das lag in Hausen, einem Außenbezirk Frankfurts. Ich setzte mich neben Löff, und wir fuhren los. Sanft rollte das große Auto über den Asphalt.
»Hausen, Große-Nelken-Straße siebenunddreißig.«
»Was wollen wir da?«
»Ist Futt verheiratet?« Löff bremste leicht.
»Sagen Sie bloß nicht, Sie…«
»Doch. Ist er verheiratet oder nicht?«
»Ist er.«
»Also keinen Einbruch.«
»Keinen was?!«
Die Reifen quietschten, und der Wagen blieb am Straßenrand stehen. Löff stellte den Motor ab.
»Nochmal ganz langsam. Keinen was?«
»Nur mit der Ruhe. Wir fahren jetzt zu Futts Wohnung und unterhalten uns mit seiner Frau. Ist doch nichts dabei. Sie bleiben im Auto.«
»Hab ich mich wohl verhört.«
Wir rollten wieder los. Ich kurbelte die Scheibe runter und ließ meine Hand durch den Fahrtwind gleiten.
»Kennen Sie die Glückliche?«
»Nein.«
»Mal was über sie gehört?«
»Ja.«
»Was?«
»Gerüchte.«
»Welcher Art?«
»Als Futt das Drogendezernat leitete, ging herum, seine Frau sei Alkoholikerin. Dummes Gerede.«
»Warum?«
»Weil sowas immer dummes Gerede ist, darum.«
»Ah, ja.«
Wenig später hielten wir vor dem Haus Nummer siebenunddreißig.
»Suchen Sie sich einen anderen Parkplatz, bißchen weiter weg. Sie müssen aber den Eingang beobachten können. Ich werde spätestens in einer halben Stunde wieder hier sein. Sollte inzwischen ein Ihnen bekanntes Gesicht auftauchen, hupen Sie zweimal kurz. Das wäre jetzt alles. Bis gleich.«
Ich schmiß die Wagentür zu. Futt wohnte in einem dunkelgrün verputzten Fünfziger-Jahre-Wohnhaus. Ich klingelte. Die Tür summte, und ich stieg hinauf in den zweiten Stock. Der Name Paul Futt war in eine Messingplatte eingraviert. Die Wohnungstür stand halb offen.
»Horstilein, hier bin ich!«
Ich ging hinein. Der Flur stand voll mit alten, teuren Möbeln, die nicht zueinander paßten. An der Wand hing ein Sonnenuntergang mit Segelboot. Der Boden war mit drei oder vier Schichten Perser bedeckt.
»Hiiier, im Schlafzimmer, hi, hi.«
Ich durchquerte den Flur und betrat das Schlafzimmer. Wir starrten uns beide eine Weile fassungslos an.
Sie, weil ich nicht Horstilein war, sondern ein Türke mit angeschwollener Visage. Ich, weil
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