Happy birthday, Türke!
Würde und dem Selbstverständnis eines höheren Vorgesetzten. Er machte seine Sache gut. Leider hielt der Minirock nicht viel von würdevollen Vorgesetzten.
»Wen Sie auch immer sprechen wollen, alle sind weg.« Sie knipste die Kaffeemaschine an und drehte sich um.
Löff verschränkte die Arme.
»Ich bin Theobald Löff, ehemals Kriminalkommissar dieses Hauses.«
»Und?«
»Ich wünsche den diensthabenden Inspektor der Abteilung zu sprechen.«
»Herr Rolland ist dienstlich unterwegs.«
»Wann wird er zurück sein?«
»Das weiß der Herrgott.«
Löffs Vorstellung war zu Ende. Er drehte sich fragend zu mir um.
»Kayankaya mein Name. Außer wo der Kaffee steht, wissen Sie über die Abteilung hier noch was anderes?«
»Anzunehmen, ich arbeite seit zwei Jahren in dem Laden.«
»Es gibt ein Lager, wo der ganze beschlagnahmte Kram hinkommt, um irgendwann verbrannt zu werden. Wo ist das?«
»Am Flughafen ist eins, so ’ne Art Zwischenstation, und hier im Haus ist das Hauptlager. Verbrannt wird in einem Spezialofen hinten im Hof.«
»Wer hat hier im Präsidium Zugang zu dem Lager?«
»Sagen Sie mal, wollen Sie das Ding knacken?«
»Klar, ich lauf in die erste Polizei-Ranch der Stadt und erkundige mich, wie und wo ich…«
»Schon gut. Zugang hat nur eine Art Verwalter, der aufschließt, wenn neue Ware reinkommt, und kontrolliert, ob alles seine Ordnung hat.«
»Wie heißt er?«
»Im Moment macht das Herr Sörbier. Das wechselt aber jeden Monat.«
»Leitet der auch die Verbrennung?«
»Nee, das macht immer Herr Hosch.«
»Georg Hosch?«
»Ja.«
»Herr Kayankaya, was soll das? Ich kann nicht die ganze Zeit im dunkeln neben Ihnen herumtappen.«
Wir standen im Aufzug zum Kellergeschoß. Meine Finger tasteten nach der kaputten Rippe. Morgen würde ich beginnen, sie zu kurieren. So hoffte ich.
»Geht nicht anders, Herr Löff. Heute abend wissen Sie alles. Bis dahin Geduld. Sie haben Ihre Sache doch eben fabelhaft gemacht, besser gings gar nicht.«
»Also gut, ich mache weiter. Aber bitte, tun Sie mir einen Gefallen…«
»Der wäre?«
»… eignen Sie sich ein paar Umgangsformen an. Man kann mit Leuten reden, ohne sie gleich vor den Kopf zu stoßen. Sagen Sie das nächste Mal ›Danke‹ und ›Auf Wiedersehens wenn Sie die gewünschte Information erhalten haben. Schließlich fällt das auf mich zurück.«
Die Aufzugstür öffnete sich, und mir blieb die Erwiderung erspart. Wir liefen durch den neonbeleuchteten Flur bis zu einer Kioskfassade. Doch statt Stapel von Bierkästen und Lutschervorräten sah man dahinter eine riesige Halle, durch die sich hohe Eisenregale zogen. Olivgrüner Kleiderkram, Plexiglasschilde, Helme, Verkehrskellen, Schuhe, alle möglichen Sorten Schießwerkzeug, Walkie- Talkies, sogar ein Bündel Trillerpfeifen lagen relativ geordnet auf den Regalbrettern. Alles neu und sauber.
Ich drückte auf eine silberne Klingel. Aus dem hinteren Teil der Halle brummte jemand »ein Moment«. Löff sah mich kritisch an. Er erwartete offenbar immer noch eine Bestätigung seiner Bitte.
»Ich versuche, weder zu kleckern noch unaufgefordert zu rülpsen.«
»Was gibts?«
Ein runzliges Männlein humpelte durch die Halle auf uns zu. Es musterte uns durch dicke Brillengläser. Löff räusperte sich und stützte die Hände auf die Theke.
»Ach, der Herr Kommissar! Was treibt Sie denn hierher?«
»Tja, die Katze laßt das Mausen nicht.«
»Ach, was, Sie sind wieder im Geschäft?«
»Nein. Ich betreue einen Fall. Um die in langen Jahren gewonnene Erfahrung sozusagen an Jüngere weiterzugeben. Eine Art wandelnder Ratschlag.«
Das Männlein lachte herzlich.
»Das haben Sie gut gesagt, Herr Kommissar.«
Löff trat einen Schritt beiseite und stellte mich vor.
»Hier ist der Nachwuchs, wenn ich mal so sagen darf. Herr Kayankaya ist als freier Mitarbeiter mit der Lösung eines Falles betraut.«
Die kurzsichtigen Augen glitten ungläubig an mir herunter. Wahrscheinlich überlegte er sich, wo die Polizei enden würde, wenn blutverkrustete Türken ihren Nachwuchs bilden sollten. Löffs Geschichte war ebenso unglaubhaft wie phantasielos.
»Aha. Na gut. Was führt Sie zu mir?«
Bevor Löff noch mehr Unsinn loswerden konnte, schob ich mich kurzerhand vor ihn an die Theke.
»Führen Sie eine Kartei über die Geräte, die Sie ausgeben?«
»Natürlich. Das hat bei uns alles seine Ordnung.«
»Kann auch ein Beamter seine fehlende Ausrüstung bei Ihnen ergänzen? Angenommen, er hat was verloren, oder es
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