Happy birthday, Türke!
herüber. Einer fing an, herzhaft zu rülpsen, wobei er Bröckchen in die Gegend schleuderte.
»Ei, isch brauch en Jescherkleister!«, brachte er zwischendurch heraus.
»Ein Pils, bitteschön«, rief ich ins leere Häuschen und wartete.
»Ich brauch en Jescherkleister, gell Hans, merr brauche alle en Jescherkleister!«
Pause. »Gell?« Er drehte sich langsam und vorsichtig um, umklammerte dabei haltsuchend die Theke.
»Gell, Hans, merr brauche en Jescherkleister! Hans!«
Der Haufen in der Ecke mit Namen Hans blubberte Unverständliches.
»Uff Hans! Dringe merr noch aan!«
Hans pißte ohne Umstände und patschte mit der Hand in das gelbe Rinnsal, wie um sicherzugehen, daß auch alles klappte, und grunzte.
Endlich öffnete sich die hintere Tür, und Madame Obelix schlappte herein.
»Ich hätte gern ein Pils«, wiederholte ich und legte zwei Mark in den Geldteller.
»Wolle Se net gleisch saache, wiefei Se hawwe wolle, dann mus isch net dauernt hi und her renne.«
Sie war Profi.
»Also gut, dann gleich zwei.«
»Sehn Se!«
Sie wuchtete sich zu einem Kühlschrank, der neben ihr wie eine Zigarettenschachtel aussah, und zog mit Mühe zwei Flaschen heraus.
»Öffnen Sie mir bitte eine«, bat ich und legte das fehlende Geld in den Teller.
Das offene Bier landete auf der Theke, daß der Schaum spritzte. Madame Obelix schlappte wieder nach hinten.
Ich trank mein Bier und überlegte, warum die Alte von Selbstmord gefaselt hatte, bis ich bemerkte, daß mich der Dritte im Jägermeisterverein anglotzte. Er gab seinem Herzen einen Stoß: »Babbelst en gudes Deutsch. Bisde net vom Baigan?«
Seine Hand deutete hinter sich, wo der Balkan liegen sollte.
»Ei naa, Bubsche, isch war zwaa Woche uff Maijorga.«
»Ah, soo.« Pause. »Isses schee dort unne?«
»Schee isses scho, blos aach gefällisch, wesche de Indianer.«
»Ah, soo.« Er überlegte. »Habbe Se sich da verschdändische könne?«
»Klar, isch habb gedrommelt«, antwortete ich ihm, trank das Bier aus und ging, ohne ein weiteres ›Ah soo‹ abzuwarten, die Straße runter.
3
Zuerst wollte ich bei der Kripo vorbeischauen, um endlich zu erfahren, was Ahmed Hamul passiert war. Ob sie es mir erzählen würden, wußte ich nicht. Wohl kaum.
Bis zum Polizeipräsidium war es noch ein gutes Stück, und die zweite Bierflasche ragte aus meiner Jackettasche. Da ich schlecht mit einer Flasche Bier unter dem Arm bei der Polizei einlaufen konnte, öffnete ich sie an der nächsten Eisenkante und trank sie aus. Kurz vor dem Präsidium kaufte ich mir ein Päckchen Kaugummi und ging dann rein zum Empfangschef.
Durch einen großen, hellgelben Raum zog sich eine lange Holztheke, hinter ihr sichtete ich einen Kopf. Der Kopf fragte, ohne aufzusehen: »Sie wünschen?«
Ein kleiner, dreckiger Ventilator summte an der Decke und mischte sich mit entferntem Geträller. Ich durchmaß etwa fünfzehn Meter Raum, um, auf die Theke gelehnt, zu sagen: »Ich möchte den Kommissar sprechen, der den Fall Ahmed Hamul bearbeitet.«
Das kleine Männlein mit schmalem Gesicht, über Papiere, Stempel, Schreibmaschine und noch mehr Papiere gebeugt, sah auf und zeigte mir eine dicke, rote Triefnase.
»Wie, Ahmed Samul?«
»Nein, Ahmed Hamul, der Mann, den sie neulich in der Nähe vom Bahnhof umgelegt haben.«
»Ein Türke?«
Genüßlich zog er sämtlichen Rotz aus der Nase hoch ins Gehirn.
»Ja, das auch!«
»Oh, Sie auch, was…«
»Ja, ich bin auch Türke. Jetzt verraten Sie mir mal, an wen ich mich wenden muß.«
Er steckte seinen Finger in die Nase, rührte ein bißchen drin herum, und man konnte fast zuschauen, wie der mit Rotz gefüllte Schädel arbeitete. Endlich quengelte er, »tja, ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen da helfen kann. Ich meine, ob ich es überhaupt darf, da könnte ja jeder kommen, verstehen Sie, und…«
»Hören Sie, ich bin Abgesandter der Türkischen Botschaft und von höchster Stelle beauftragt, mit dem Kommissar zu reden, der mit diesem Fall betraut ist. Falls Sie nicht schleunigst anfangen, sich ein bißchen zu beeilen, wäre ich gezwungen, mich über Sie zu beschweren!«
Er schaute ungläubig auf und schniefte. Doch dann kam Leben in das Männlein.
»Na, ja… dann, natürlich, sofort, äh… entschuldigen Sie, aber man kann ja nie wissen. Warten Sie einen Augenblick, ich will nur telefonieren, es dauert nicht lange. Hoffentlich ist der Kommissar im Haus.«
Er stürzte sich auf das Telefon.
»Hallo, Zentrale? Ja?… Hier spricht Nöli vom
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