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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Notizblock heraus und lehnte mich mit ernster Miene zurück. Futt suchte die richtige Mappe.
    »Ah, ja. Sie haben etwas zu schreiben?… Gut… das ist die Sumpfrainerstraße Nummer vierundzwanzig. Die Fabrik heißt Fuchs & Sohn Elektrobauteile… Haben Sie das? Gut. Nach ärztlichem Befund trat der Tod unmittelbar ein. Die Tatzeit dürfte etwa achtzehn Uhr gewesen sein… Auf Ihre Frage nach eventuellen Vermutungen muß ich Sie leider enttäuschen… offen gestanden, Sie sind da weiter als wir.«
    Das langte mir. Viel mehr wußte er wahrscheinlich wirklich nicht. Ich erhob mich, steckte Notizblock und Stift weg und machte einen Schritt auf Futts Schreibtisch zu. Er stand ebenfalls auf. Wir schüttelten uns die Hände.
    »Vielen Dank, Herr Kommissar. Falls noch irgendwelche Fragen auftauchen, melde ich mich bei Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Wir wünschten uns einen guten Tag. Dann verließ ich ihn samt seinem Schäferhund. Es war achtzehn Uhr. Schichtwechsel. Auf dem Gang war eine Menge los. Kurz vor der Treppe links befand sich eine Telefonzentrale. Eine dralle Blondine, mit sichtlichen Problemen bei der Konfektionsgröße ihrer Uniform, hatte Dienst. Immer noch im Bewußtsein, eine very important person der Türkischen Botschaft zu sein, blieb ich stehen und warf ihr ein kesses Lächeln zu. Sie musterte mich geringschätzig.
    »Na, Aladin, wo haste denn deine Lampe gelassen?«
    Ich hatte mir am Anfang meiner Laufbahn als Privatdetektiv einen Stapel Visitenkarten drucken lassen. Ich hatte geglaubt, das gehöre dazu. Ich brauche sie fast nie, habe aber immer welche bei mir. Nun war die Gelegenheit da. Ich zog ein Kärtchen mit
    KEMAL KAYANKAYA - PRIVATERMITTLUNGEN
    aus meiner Brieftasche, knallte es aufs Brett vor der Blondine und knurrte: »Geben Sie das Kommissar Futt, wenn er geht, oder bringen Sie es in sein Büro. Es ist wichtig!«
    Sie verzog keine Miene.
    »Mach ich.«
    Ob es vernünftig war oder nicht, es machte Vergnügen, an Futts Grimasse zu denken, wenn er die Karte lesen würde.
    Ich ging die Treppe runter, schaute noch kurz bei Nöli rein, um ihm mitzuteilen, er hätte auf Grund seines Verhaltens ein Disziplinarverfahren zu erwarten, und trat raus in die Sonne.
    Der Feierabendverkehr schwappte durch die Straßen. Ich hatte keine Lust, in das Gewühl einzutauchen, und kehrte in die nächstbeste Kneipe ein. Beim Bier beschäftigte mich der Gedanke, ob ich nun sowas ähnliches wie ein Bulle sei oder nicht. Mein Magen machte der Überlegung ein Ende. Ich beschloß, nach Hause zu gehen, wo noch zwei oder drei Buletten im Kühlschrank liegen mußten. Es war ein langer Weg, und ich hatte Zeit, meine weiteren Schritte für Ilter Hamul zurechtzulegen.

4
    LASS DEINE FINGER VON AHMED HAMUL, TÜRKE!
ERSTE UND LETZTE WARNUNG!!
    Ich hielt den Zettel gegen die Lampe. Kein Wasserzeichen, ganz normales, weißes Schreibmaschinenpapier. Was anderes hätte mich auch gewundert. Es mußten schnelle Jungs sein, die mir den Lappen an den Briefkasten geheftet hatten. Besonders einfallsreich war der Text nicht. Vielleicht sollte er das auch gar nicht sein.
    Ich holte einen Reißnagel und pinnte den Zettel über den Herd. Gut sichtbar. Dann fummelte ich die Buletten aus dem Wachspapier, warf sie in die Pfanne, öffnete eine Büchse Erbsen und schüttete sie dazu. Die Buchstaben waren aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt. Ich hatte nie gedacht, daß es solche Post wirklich gibt, konnte mich auch jetzt nicht recht entscheiden, ob ich lachen sollte oder nicht. Ich nahm den Wohnungsschlüssel, lief die Treppe hinunter auf die Straße, um die Ecke zu einer Trinkhalle und kaufte einen Satz auflagenstärkerer Tageszeitungen. Auf dem Rückweg überflog ich zwei Titelseiten. Das F von Finger und das U von Warnung standen in der gleichen Zeile, dicht beieinander. Als ich die Tür aufschloß, roch es verdächtig nach angebrannten Buletten. Ich riß die Pfanne vom Herd, gab alles auf einen Teller, öffnete eine Flasche Bier, legte die Zeitungen neben mich, las und kaute. Zwei Zeitungen reichten, um alle Buchstaben bis auf die i-Pünktchen beisammen zu haben. Den ›Türken‹ hatte man bei der rasanten Überschrift ›Türke peitschte Dackel bis zum Herzinfarkt‹ gefunden. Sechs Stunden beschäftigte ich mich gerade mit der ehemaligen Existenz Ahmed Hamuls, und nur die Familie Ergün und Futt und wahrscheinlich noch einige seiner Mitarbeiter wußten das. War in der stummen Familie doch ein redseliges Mitglied, oder hatte

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