Happy End am Mittelmeer
melodramatisch, dass sie David zum Lachen brachte. Doch es verging ihm, als ihm wieder in den Sinn kam, wie er noch vor einer halben Stunde fast die Beherrschung verloren hätte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war. Nie zuvor hatte er etwas so Starkes, so Überwältigendes, so Unwiderstehliches empfunden. Es war fast unheimlich – wie seine ganz persönliche Falle.
„Jedenfalls sollte ich ihm die Chance geben, seine eigenen Argumente vorzubringen“, unterbrach sie seine Gedankengänge. „Vor allem wegen Cici.“
Dafür musste er sie einfach bewundern. Wenn er sich nur nicht ziemlich sicher wäre, dass dieser Typ eine ganz miese Ratte war.
Gerade konnten sie das Haus seiner Schwester sehen, als ihn etwas stehen bleiben ließ. Vielleicht ein natürlicher Überlebensinstinkt. Was auch immer, dieses Gefühl sagte ihm, dass eine Gefahr lauerte. Er bedeutete Ayme, hinter ihm zu gehen, während sie sich vorsichtig die Hecke am Kanalufer entlangschlichen – anstatt auf der Straße zu gehen –, bis sie die Rasenfläche des Hofes erreicht hatten und durch die Hintertür ins Haus gingen, wo sie Marjan in der Küche überraschten.
„Oh, wie gut, dass ihr diesen Weg gewählt habt“, empfing sie die beiden. „Eben erfuhr ich von meiner Freundin Tilly Weil, dass ein Mann unser Haus beobachtet. Er lungert in der kleinen Baumgruppe drüben auf der anderen Seite herum, tut so, als wäre er ein Vogelbeobachter.“
Angespannt blickte David seitlich aus dem Fenster. „Wie lange ist er schon da?“
„Tilly meinte, ihn schon im Morgengrauen gesehen zu haben. Anscheinend ging er später irgendwo frühstücken und kam mit einem Fernglas in der Hand zurück. Ihr seht also, trotz eurer Fahrt mit dem Heuwagen konntet ihr den Verfolgern nicht entrinnen.“
„Kann schon sein“, sagte David. „Kann aber auch sein, dass er den Hof hier nur für den Fall beobachtet, dass ich hier auftauche.“ Er sah Ayme an. „Aber ich sollte besser verschwinden.“
Er blickte Ayme an und spürte einen Schmerz in seinem Herzen. Es dürfte schwierig werden, sie zurückzulassen.
„Ich weiß …“, ergriff Marjan wieder das Wort, „… dass du jetzt fortwillst, aber wie es im Moment aussieht, glaube ich, dass sie nicht mit Sicherheit wissen, ob du hier bist oder nicht. Deshalb denke ich, dass du besser heute Nacht noch hier schläfst. Morgen kann ich dir vielleicht dabei helfen, völlig unbemerkt von hier zu verschwinden.“
David dachte einen Moment nach. „In Ordnung“, sagte er schließlich. „Wir gehen morgen. Morgen früh.“
„Ayme, ich hoffe, du wirst bei mir bleiben“, redete Marjan auf Ayme ein, um David zu helfen, sich für das Richtige zu entscheiden. Und zu David gewandt sagte sie: „Sie kann mir hier helfen, und ich könnte ihr ein paar praktische Tipps für die Babypflege geben.“
Nachdenklich schaute er eine Weile in das freundliche Gesicht seiner Schwester. Aber er konnte Ayme nicht ansehen. Er wusste, dass sie mit angehaltenem Atem gespannt darauf wartete, was er sagen würde.
Die verschiedensten Gedanken gingen ihm durch den Kopf: der Plan seines Bruders, ihn mit dieser Frau zusammenzubringen, die eine perfekte Prinzessin für einen Prinzen war. Dass sein Bruder ihn davor gewarnt hatte, sich von Ayme durcheinanderbringen zu lassen. Wie viel einfacher es wäre, sich alleine davonzustehlen. Er musste alles sorgfältig abwägen, das wusste er. Wenn Ayme bei ihm war, neigte er dazu, sich nicht richtig konzentrieren zu können.
Sein Kopf wusste das alles und kannte die richtige Entscheidung. Aber sein Herz lehnte sie völlig ab. Er konnte sie nicht für immer bei sich behalten, aber er wollte sie jetzt in seiner Nähe. Er brauchte sie. Er konnte es nur noch nicht in Worten ausdrücken.
Gleichzeitig wollte er auch dafür sorgen, dass sie geschützt war. Zumindest im Augenblick. Nicht für immer – das war unmöglich. Aber für jetzt. Für jetzt.
Sein Entschluss stand fest. Er würde sie mit nach Italien nehmen. Monte würde es nicht gefallen, aber das war ihm egal. Monte war noch nicht der König.
„Danke für dein Angebot, Marjan. Ich weiß es zu schätzen und liebe dich dafür. Aber ich kann es nicht annehmen. Ayme muss mit mir kommen.“
Ayme hüpfte das Herz in der Brust. Ja!
Marjan lächelte verständnisvoll. „Na, aber was wird dann aus dem Baby? Ihr könnt es hierlassen. Ich werde mich um es kümmern. Ihr solltet völlig frei reisen können, frei von den Belastungen, die ein Baby
Weitere Kostenlose Bücher