Happy End am Mittelmeer
wie Glück, nicht wahr?“
„Mindestens so viel.“
Sie dachte für eine lange Weile nach und begann schließlich zu erzählen: „An meinem letzten Tag in Dallas war ich allein mit Cici. Sie schlief die ganze Zeit. Ich hatte Angst davor, sie würde aufwachen und ich müsste sie auf den Arm nehmen. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit einem Baby machen sollte. Meine Eltern hasteten los, um Sam zu finden und sie nach Hause zu bringen, ohne mir irgendetwas zu sagen, bis auf ‚Kümmere dich um Cici‘.“ Sie seufzte.
„Wäre Sam nur nicht weggefahren. Hätten meine Eltern sie nur nicht so schnell eingeholt. Hätten … Hätten …“ Sie schloss einen Moment die Augen und schlug sie wieder auf. „Als ich die Tür öffnete und den Polizisten sah, wusste ich es. Wusste es sofort. Es war, als wäre das Ende der Welt zu mir gekommen. Das Ende meiner Welt ganz bestimmt.“
Er sah sie von der Seite an und fragte sich, ob sie ihm endlich vom Tod ihrer Eltern erzählen würde.
„Bedenke …“, fuhr sie fort, „… ich hatte einen Schock und es war nur Glück, dass ich so erschüttert war, dass ich gar nicht daran dachte, ihnen etwas von Cici zu erzählen. Hätte sie damals angefangen zu schreien, hätte ich es wahrscheinlich getan. Und sie hätten sie mitgenommen. Stattdessen blieb ich mit Sams Baby und ohne Familie zurück.“
Da war es. David wartete gelassen. Ohne Familie. Vielleicht würde sie jetzt fortfahren und ihm von ihren Eltern erzählen. Er schaute zu ihr, wartete, dass sie weitersprach. Aber sie schaute grübelnd aus dem Fenster.
„War das Pech oder Unglück?“, hakte er nach, um sie zum Fortfahren zu bewegen.
„Nein. Nein, weder noch. Als ich wieder klar denken konnte, begriff ich, dass ich jetzt für Cici verantwortlich war. Ich konnte sie nicht irgendeiner Sozialeinrichtung anvertrauen. Ich musste ihren Vater finden.“
„Hättest du den Behörden von ihr erzählt, hätten die vielleicht ihren Vater gefunden.“
„Möglich. Aber in Anbetracht von Sams Lebensstil und den verrückten Sachen, die sie immer machte, hatte ich das Gefühl, es könnte Probleme geben. Und Verzögerungen. Und Ärger mit Behörden. Nein, mir war gleich klar, dass es besser wäre, wenn ich mich irgendwie selbst darum kümmerte. Außerdem brauchte ich …“ Ihre Stimme wurde brüchig.
Er schaute sie an. „Brauchtest du was?“
„Nichts.“ Sie räusperte sich. Sie hatte etwas tun, irgendwohin gehen müssen, um sich nicht mit dem Tod ihrer Eltern auseinandersetzen zu müssen. „Ich sprach von Cici. Anfangs wusste ich überhaupt nichts über Babys. Mir war es vor allem wichtig, sie zu jemandem zu bringen, der sich um sie kümmern und ihr die Liebe geben konnte, die sie brauchte. Und deshalb hastete ich hierher, sobald ich jemanden gefunden hatte, zu dem ich gehen konnte – und das warst du.“
„Und jetzt bist du da.“
„Und zufällig entpuppte sich der Mann als Glücksfall für mich.“ Sie scheute sich nicht, ihn voller Zuneigung anzusehen. „Du hast dich wirklich gekümmert. Du hast mir Schutz vor dem Sturm gegeben.“
„Schutz“, entfuhr es ihm schroff. „Ich habe dich in ein Auto gepackt, und seitdem rasen wir quer durch Europa.“
Eine Spur Leidenschaft schwang in ihrer Stimme mit, als sie sagte: „Aber du warst da. Und das ist der entscheidende Unterschied.“
Er schaute weg, um sich zu wappnen. Er wusste, was in ihr vorging. Ihre Worte trafen ihn mitten ins Herz und berührten ihn auf eine Weise, wie er es noch nie erlebt hatte. Wenn er nicht aufpasste, würde er dahinschmelzen.
Nicht, dass sie versuchte, ihn zu täuschen. Nein. Ihm war klar, dass sie absolut aufrichtig war. Aber Aymes Aufrichtigkeit brachte sein Denken durcheinander, und er wusste, wie gern er sie bereits hatte. Er konnte es sich nicht erlauben. Wenn er sie an die geheimen Orte ließ, wo sich seine wahren Gefühle verbargen, wäre es um ihn geschehen.
10. KAPITEL
David hatte stets gewusst, dass er der Zweite in der Thronfolge war. Er war nicht Monte. Monte würde wahrscheinlich König, sobald sie wieder in ihrer angestammten Heimat Ambria waren. Er war froh, dass sein älterer Bruder – und nicht er – die Verantwortung trug. Aber er wusste, sollte Monte irgendetwas widerfahren, wäre er bereit, seinen Platz einzunehmen. Das verstand sich von selbst.
Manchmal wunderte er sich, warum ihm dies instinktiv so klar war. Er hatte keine Familie gehabt, die ihm das eingeschärft hatte, wie es bei anderen Königsfamilien üblich
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