Happy End am Mittelmeer
verband und wir dich aufnahmen, als du uns brauchtest.“ Sie lachte leise und ergänzte: „Als ich die Todesanzeige von diesem Thaddeus in der Zeitung sah, dachte ich gleich, dass du vielleicht zur Trauerfeier nach Italien fahren würdest und …“
„Fahren wir nach Italien?“ Unversehens stand Ayme in der Küche.
Marjan und David schraken hoch, als sie sie bemerkten. David sah sie aufmerksam an, versuchte in ihrem Blick zu lesen, ob sie mehr gehört haben könnte, als er wollte. Aber sie sah ruhig und gelassen aus. Wahrscheinlich hatte sie nur die letzten Worte gehört.
„Ich muss nach Italien“, antwortete er. „Marjan ist einverstanden, dass du bei ihr bleibst, bis ich wieder zurück bin.“
Plötzlich wirkte Ayme traurig. Bittend sah sie ihn an. „Oh, nein. Wir haben doch diesen Darius noch nicht gefunden.“
Er stand von seinem Stuhl auf und ging zu ihr, griff nach ihren beiden Händen. Sie trug ein langes weißes Nachthemd, das Marjan ihr gegeben hatte, und sah aus wie ein Engel. Er spürte einen Kloß im Hals. Sie war so wunderschön.
„Wir sprechen morgen darüber“, sagte er ihr. „Schlaf etwas. Deine Augen sind von dunklen Rändern tief umschattet.“
Sie suchte seinen Blick und nickte. „Na gut. Ich wollte eigentlich nur für Cici das Fläschchen warm machen, aber …“
„Hier ist es.“ Marjan hielt es ihr hin. „Ich habe es schon vorsorglich vorbereitet.“ Sie nickte. „Und jetzt schlaf schön, Ayme. Melde dich, wenn du noch etwas brauchst.“
Ayme lächelte sie unsicher an. „Gute Nacht. Und vielen Dank.“ Sie warf noch einen Blick auf David und ging wieder.
Marjan sah David an und machte großen Augen. „Kein Paar?“, murmelte sie.
Aber er schaute Ayme hinterher und schien sie überhaupt nicht zu hören.
Ayme gab Cici ihr Fläschchen, legte sie anschließend wieder zurück in ihre süße Babywiege und schlüpfte in das große, kuschelig weiche Bett. Man fühlte sich mollig warm darin, wie eine Prinzessin. Wenn sie einfach die Augen schloss und sich entspannte, würde sie vielleicht gleich einschlafen – und nicht grübeln müssen.
Sie versuchte es. Es funktionierte nicht.
Ruckartig schlug sie die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Aber sie würde nicht über Sam und ihre Eltern nachdenken. Wenn sie das zuließ, würde sie nie schlafen. Besser über David nachdenken. Sie kuschelte sich in die Decke ein, schloss die Augen und stellte sich David im Bett mit ihr vor. Sie schlief im Nu.
Am nächsten Morgen verschaffte sich David zunächst von seinem Fenster im zweiten Stock einen genauen Überblick der Gegend, aber er konnte weit und breit keine Anhaltspunkte für Überwachungsaktivitäten entdecken. Ayme und Cici zeigten sich frisch und ausgeruht, und Marjan bereitete ihnen allen ein wunderbares Frühstück.
Ayme und David ließen sich ihren Kaffee schmecken.
David versuchte wieder einmal zu verstehen, was ihn eigentlich dazu brachte, durch Europa zu hetzen, und warum er plötzlich so sicher gewusst hatte, dass er in Gefahr war und fliehen musste. Hatte die Art und Weise, wie Ayme bei ihm aufgekreuzt war, ihn dazu veranlasst? Oder war es der nächtliche Telefonanruf? Oder war es mit diesem Gefühl eines aufziehenden Sturms, der nun Wirklichkeit geworden war, einfach an der Zeit, nach Italien zu reisen?
„Hast du eigentlich versucht, diesen Mann in Dallas anzurufen?“, fragte er Ayme.
Sie schüttelte den Kopf.
„Hat irgendjemand anders versucht, dich anzurufen?“
Sie lächelte schief. „Woher soll ich das wissen? Ich sollte doch mein Handy ausmachen.“
„Hör deine Mailbox ab.“
Sie tat es, aber sie hatte keine Sprachnachrichten. Auch die üblichen fröhlichen SMS ihrer Mutter fehlten, die sie ihr sonst täglich schickte – ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, aber sie schluckte ihn hinunter.
David holte eine Ledertasche mit vier Handys in den entsprechenden Fächern hervor und nahm sich einen Moment Zeit, um eins auszuwählen.
„Warum hast du so viele Handys?“, fragte Ayme.
„Für alle Fälle. Ich bin gerne vorbereitet.“ Er aktivierte eins der Telefone und sah sie an. „Okay, sag mir die Nummer.“
„Welche Nummer?“
„Von diesem Carl. Ich will ihn überprüfen.“
Sie nahm ihr Handy wieder in die Hand, rief die Nummer ab, las sie ihm vor, während er die Zahlen eintippte. Es knackte in der Leitung, und eine Stimme meldete sich.
„Sie haben die Nummer von ‚Euro Imports‘ gewählt. Mr. Heissman ist zurzeit außer Haus. Bitte
Weitere Kostenlose Bücher